Die 12. Schwangerschaftswoche (SSW 12)
Ja, ich bin schwanger! Endlich kannst du es aller Welt erzählen. Das Risiko einer Fehlgeburt ist drastisch gesunken. Wir verraten dir, wie sich der kleine Mensch in deinem Bauch entwickelt und was du euch beiden in der 12. SSW Gutes tun kannst.
Die meisten werdenden Mamas fühlen sich am Ende des 1. Trimesters schon wieder viel wohler. Übelkeit und Müdigkeit gehören der Vergangenheit an. Der Körper hat sich an die Schwangerschaft gewöhnt. Das Baby ist jetzt besonders aktiv und testet seine neuen Fähigkeiten: Purzelbäume, Fruchtwasser schlucken, am Daumen nuckeln, die Hände zu Fäusten ballen. Unglaublich, was der gerade mal 5 Zentimeter große Fötus schon alles kann. Dein Bauch verrät dich auch jetzt noch nicht auf den ersten Blick. Wenn ihr wollt, könnt ihr eure Familie und Freunde aber nun endlich einweihen. Denn das Fehlgeburtsrisiko ist am Ende der 12. Schwangerschaftswoche deutlich geringer.
Die wichtigsten Daten zur 12. Schwangerschaftswoche
Größe: Dein Baby ist in der 12. SSW etwa so groß wie eine Aprikose (5 - 5,5 cm Scheitel-Steiß-Länge (SSL)).
Gewicht: Der Fötus wiegt in der 12. Schwangerschaftswoche zwischen 16 und 18 Gramm.
Noch 28 Wochen bis zur Geburt!
Dein kleines Wunder ist nun auf die Größe einer Aprikose herangewachsen. Und auch an Gewicht hat der Fötus weiter zugelegt. Am Ende der letzten Woche des 1. Trimesters wiegt er ungefähr so viel wie ein Duplo-Riegel. Die Dimensionen sind immer noch winzig. Um so erstaunlicher, dass bereits die meisten Organe ihre Arbeit aufgenommen haben und das Baby immer menschlichere Züge annimmt. In 28 Wochen kommt dein Baby auf die Welt. Und die wird für euch dann eine ganz andere sein.
Die Entwicklung deines Babys in der 12. Schwangerschaftswoche
Am Ende der 12. Schwangerschaftswoche ist das erste Drittel der Schwangerschaft beendet. Aus zwei Zellen ist in dieser kurzen Zeit ein Fötus gewachsen, an dem schon fast alles dran ist und der in den kommenden Wochen nur noch wachsen und reifen muss. Die Organe sind angelegt und die meisten arbeiten bereits. Die Wirbelsäule hat sich schon ein gutes Stück gestreckt und den Kopf kann das Ungeborene drehen.
Das Gehirn bildet minütlich neue Nervenbahnen und Synapsen und steuert bereits die ersten Bewegungen der Muskeln. Das Baby kann sich im Fruchtwasser drehen, seine Hände an den Kopf führen, kleine Fäuste machen und mit den Füßen wippen. In der 12. Schwangerschaftswoche ist es sehr aktiv und strampelt ordentlich mit Armen und Beinen. Noch ist genug Platz in seinem privaten Fruchtwasserpool. Aus den zuvor paddelförmigen Arm- und Beinknospen sind Arme mit einzelnen Fingern und Beine mit bereits getrennten Zehen entstanden. Sogar die Nägel wachsen schon. Die Nabelschnur hat den Dottersack abgelöst und versorgt das Baby mit sauerstoffreichem Blut aus der Plazenta.
Im Gesicht müssen nur noch die Ohren ihre endgültige Position finden. Stirn, Nase, Augen und Mund sind deutlich zu erkennen. Die ersten Zahnknospen der Milchzähne im Kiefer sind schon angelegt und die Stimmbänder und Gesichtsmuskeln beginnen sich zu entwickeln. Neben den Geschmacksnerven wird der Saugreflex ausgeprägter. Das Baby kann jetzt gähnen und schlucken. Wenn ihr Glück habt, könnt ihr euer Kleines im Ultraschall am Daumen nuckeln sehen. Durch das Öffnen und Schließen des Mundes gelangt auch Fruchtwasser in den Verdauungstrakt. Davon bekommt euer Baby manchmal einen Schluckauf. Die Nieren produzieren bereits kleine Urinmengen, die bald ausgeschieden werden. Die Darmschlingen, die bis jetzt in die Nabelschnur ausgelagert waren, wandern nun in den Bauchraum. Der Dünndarm faltet sich zusammen und die Darmzotten beginnen zu wachsen.
Auch die Augenlider wachsen in dieser Woche weiter und schließen sich über den Augäpfeln. Bis zum Ende des 2. Trimesters werden sie nun geschlossen bleiben.
Die äußeren Geschlechtsmerkmale sind jetzt etwas deutlicher zu erkennen. Bei günstiger Lage kann dein Arzt Gynäkologe Klitoris und Penis unterscheiden. Er wird sich jedoch an die gesetzlichen Bestimmungen halten, und das Geschlecht eures Babys erst frühestens nach Ende der 12. SSW verraten.
Dein Körper in der 12. Schwangerschaftswoche
In der 12. SSW ist die Gebärmutter bereits faustgroß. Sehr schlanke Frauen können sie jetzt gut ertasten. Der Bauch beginnt sich sachte zu runden, und in den kommenden Wochen wirst du weiter zunehmen. Die Beschwerden der Frühschwangerschaft sind bei vielen Schwangeren am Ende des ersten Trimesters abgeklungen. Was für eine Erleichterung! Jetzt beginnt der schöne Teil der Schwangerschaft. Die Haare werden füllig und glänzen, die Haut strahlt, Körper und Seele haben sich auf den neuen Zustand eingestellt. Die Freude auf die Zukunft mit eurem Baby dominiert. Das liegt sicher auch daran, dass die kritische Phase der Schwangerschaft mit dem Abschluss der embryonalen Organbildung (Organogenese) vorbei ist. Das Risiko einer Fehlgeburt ist am Ende der 12. Schwangerschaftswoche sehr viel geringer und sinkt mit jedem Tag weiter. Selbst wenn ihr bisher sehr vorsichtig wart, könnt ihr es jetzt allen erzählen: „Ja, wir sind schwanger!!“
Typische Schwangerschaftsanzeichen in der 12. Schwangerschaftswoche:
Hungergefühle
Wenn die Übelkeit nachlässt, bekommen viele Schwangere wieder Hunger. Sie haben das Gefühl, dass nicht nur sie, sondern auch das Baby nach Kalorien verlangt. Doch auch wenn ihr jetzt einen guten Appetit habt, müsst ihr nicht für zwei essen. Dieses Ammenmärchen gehört der Vergangenheit an. Ernährt euch möglichst gesund und ausgewogen und esst, so viel euch guttut und euch satt macht. Die Schwangerschaft ist keine Zeit für Hunger-Diäten.
Blutungen
Auch in der 12. Schwangerschaftswoche können gelegentlich leichte Blutungen auftreten. Dabei kann es sich um harmlose Kontaktblutungen handeln. Da das Gewebe insgesamt gut durchblutet ist, können feine Blutgefäße in der Vagina beim Sex verletzt werden. Ist die Blutung aber stärker und hört nicht nach kurzer Zeit von selbst auf, kann sie auch ein ernstes Symptom sein. Bitte lasst sie, wie jede Blutung in der Schwangerschaft, vorsichtshalber bei deinem Frauenarzt abklären.
Trägheit und Reizbarkeit
„Das sind die Hormone!“, lautet schnell das Urteil über gereizte Frauen in der Schwangerschaft. Ja und nein. Denn manchmal ist es eher ein Mangel an Hormonen, der zu depressiver Stimmung und Lustlosigkeit führt. Ihr braucht nun beide viel Jod, damit die Schilddrüse ausreichend Hormone produzieren kann. Durch fetten Seefisch (Seelachs, Makrele, Kabeljau) und angereichertes Speisesalz kannst du etwas für den Jodvorrat tun. Reicht das nicht, wird dein Arzt dir ein passendes Nahrungsergänzungsmittel verschreiben. Mit einer Blutuntersuchung lässt sich ausschließen, dass eventuell auch ein Eisenmangel Grund für deine Müdigkeit ist.
Linea nigra
Bei vielen Schwangeren bildet sich jetzt eine feine, dunkle Linie zwischen Bauchnabel und Schambein. Die Linea nigra ist das Resultat einer hormonell bedingt verstärkten Melaninproduktion. Die harmlose Pigmentierung der Haut kann auch die Warzenvorhöfe, deine Achseln und den Intimbereich betreffen. Nach der Geburt werden die Stellen wieder heller.
Übrigens: Die von uns im Schwangerschaftskalender beschriebenen Anzeichen sind zwar durchaus typisch, kommen aber dennoch nicht bei allen Frauen vor. Wir alle sind Individuen. Keine Schwangerschaft gleicht der anderen. Während die eine Frau in der 12. SSW schon einen kleinen Bauch hat, ist deiner vielleicht noch total flach. Während deine Haut rosig leuchtet, plagen andere Unreinheiten. Und auch die Übelkeit ist bei dir noch nicht ad acta gelegt? Das Spektrum der Beschwerden und positiven Effekte einer Schwangerschaft ist groß. Alles ist möglich.
Das kannst du jetzt für dich und dein Baby tun
Zupfen gegen die Streifen
Auch wenn bei dir noch kein Bäuchlein zu sehen ist, lange dauert es nicht mehr und er beginnt sich merklich zu runden. Eine Belastungsrobe für Haut und Bindegewebe. Um beide dehnbarer zu machen, kannst du ihre Elastizität mit einer regelmäßigen Zupfmassage steigern. So kannst du Schwangerschaftsstreifen eventuell vorbeugen.
Geburtsbegleitung suchen
Die Geburt ist noch lange hin, wozu schon eine Hebamme? Eine Geburtsbegleiterin unterstützt dich eben nicht nur bei der Geburt, sondern begleitet dich durch die Schwangerschaft und die Zeit des sogenannten Wochenbetts (die ersten Wochen nach der Geburt). Wenn du noch keine Hebamme gefunden hast, ist jetzt ein guter Zeitpunkt, dich auf die Suche zu machen. Es gibt in Deutschland leider immer weniger freie Hebammen. Daher sind ihre Kapazitäten gerade in ländlichen Regionen begrenzt. Die Website hebammensuche.de ist auf jeden Fall ein guter Einstieg.
Gut zu wissen: Jede Schwangere hat Anspruch auf Betreuung durch eine Hebamme. Die Kosten trägt die Krankenkasse.
Babymoon buchen
Da ist sie: Eure Chance auf den letzten Urlaub zu zweit. Die Übelkeit ist weg, ein paar Urlaubstage sind noch übrig. Wenn nicht jetzt, wann dann? Künftig werden euch eure Urlaube eher zum Burgenbauen an Nord- und Ostsee oder Ponyreiten auf den Bauernhof führen.
Folsäure nicht absetzen
Folsäure ist besonders im ersten Schwangerschaftsdrittel wichtig. Das Vitamin verhindert zum Beispiel Neuralrohrdefekte, wie einen offenen Rücken. In der 12. SSW ist die Organbildung zwar abgeschlossen, Folsäure hat aber immer noch einen positiven Effekt auf die Entwicklung eures Babys. Denn sie ist ein wichtiger Baustein bei der Neubildung von Zellen. Auch der Mama tut Folsäure gut. Sie verhindert Blutarmut und soll das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Darmkrebs senken. Sprich über die Dosierung mit deinem Gynäkologen.
Pausen einlegen
Auch wenn du dich zu Beginn des vierten Monats wieder fitter fühlst, übertreib es nicht! Schwanger sein ist immer noch eine Herausforderung für deinen Körper. Er braucht einfach regelmäßige Pausen, um sie auch in den kommenden Monaten ohne größere Einschränkungen meistern zu können.
Welche Untersuchungen stehen in der 12. SSW an?
Wenn du noch nicht bei der Ultraschalluntersuchung warst, dann ist es spätestens jetzt höchste Zeit dafür. Laut Mutterschaftsrichtlinien ist die erste Ultraschalluntersuchung zwischen der 9. und 12. Schwangerschaftswoche vorgesehen. Bei der ersten großen Vorsorgeuntersuchung erfährst du, ob du ein einzelnes Kind oder vielleicht sogar Zwillinge erwartest, ob sich das Kind richtig entwickelt, wie groß es ist und wann es voraussichtlich zur Welt kommen wird. Der erste Ultraschall ist nicht nur für werdende Mütter ein emotionaler Moment. Er ist auch für die Väter, die bei diesem Termin gern gesehen sind, eine gute Gelegenheit, sich die Existenz des neuen Lebens wirklich bewusst zu machen. Gemeinsam sehen beide hier zum ersten Mal ihren Nachwuchs und begreifen, dass sie tatsächlich Eltern werden – ein bewegender Augenblick, den beide so schnell nicht vergessen werden. Mit einem „Beweisfoto” in der Tasche ist es dann auch viel schöner, Freunden und Familie von dem Babyglück zu erzählen.
Wenn eure erste Vorsorgeuntersuchung schon vor einigen Wochen war, denkt ihr in der 12. Schwangerschaftswoche vielleicht schon über das Thema Pränataldiagnostik nach. Besonders Schwangeren über 35 wird von ihrem Frauenarzt häufig dazu geraten. Ab der 11. Schwangerschaftswoche (bis zur 14. SSW) ist die sogenannte Nackenfaltentransparenzmessung möglich. In Kombination mit einem einfachen Bluttest ist bei dieser Ultraschalluntersuchung dann auch vom Erst-Trimester-Screening die Rede. Am Ende dieses nicht-invasiven Verfahrens steht allerdings keine Diagnose, sondern eine statistische Wahrscheinlichkeit. Der Pränataldiagnostiker kann mit den erhobenen Parametern errechnen, wie groß dein persönliches Risiko ist, ein Kind mit einer Behinderung auf die Welt zu bringen. Ist es hoch, wird der Mediziner euch zu weiteren Untersuchungen raten.
Es ist gut, wenn ihr euch als werdende Eltern schon vor dem Screening bewusst macht, dass es im zweiten Schritt zu einer Fruchtwasseruntersuchung (Amniozentese), Chorionzottenbiopsie oder Nabelschnurpunktion kommen kann. Das sind invasive Verfahren, bei denen durch eine Punktion eine Probe entnommen werden muss. Eine Alternative ist seit einigen Jahren ein Bluttest, der die DNA des Kindes auf chromosomale Fehlverteilungen (z.B. Trisomie 21 oder Trisomie 18) untersucht. Der Vorteil: Er ist für Mutter und Kind völlig ungefährlich.
Wenn ihr euch ganz sicher seid, dass euer Kind auch im Falle einer schweren Behinderung auf die Welt kommen soll, könnt ihr euch auch bewusst gegen die Pränataldiagnostik entscheiden. Das müsst ihr eurem Arzt gegenüber deutlich machen.
Medizinerlatein: Plazenta
Die Plazenta ist der medizinische Begriff für den Mutterkuchen. Er stammt aus dem Lateinischen und bedeutet tatsächlich Kuchen. Sobald er groß genug ist, versorgt er dein Baby während der Schwangerschaft über die Nabelschnur mit Nährstoffen, Sauerstoff und Antikörpern und transportiert Stoffwechselprodukte ab, die der Fötus nicht mehr braucht. Außerdem produziert der Mutterkuchen die Hormone Östrogen, Progesteron und HCG und sorgt dafür, dass die Schwangerschaft aufrechterhalten bleibt.
Mutter und Kind haben zwei getrennte Blutkreisläufe. Die Plazenta fungiert dazwischen als Verbindung und auch als Filter. Leider funktioniert die sogenannte Plazentaschranke nicht für alle Stoffe. Alkohol, Drogen, aber auch manche Kräuter, etwa Schöllkraut, sowie moderne Medikamente können die Schranke häufig passieren und der Entwicklung des Kindes schaden. Daher ist es so wichtig, dass ihr nur Arzneimittel (auch rein pflanzliche!) einnehmt, die mit eurem Frauenarzt abgesprochen sind.
Gut zu wissen
Baby-Shopping: So langsam kann es losgehen mit der Planung von Babybett, Wickeltisch und Co. Wartet lieber nicht zu lange. Einige Hersteller haben monatelange Lieferfristen.
Finanz-Check: Klar, am liebsten würdet ihr jetzt hemmungslos Spielzeug, Baby-Strampler und Co. einkaufen. Leider sind die aber nicht immer billig, und man braucht auch lange nicht alles, was angepriesen wird. Macht euch eine Liste, was ihr wirklich in den ersten Monaten braucht, was man auch gebraucht kaufen und was noch warten kann. So behaltet ihr eure Finanzen im Blick.
Kündigungsschutz: Schwangeren darf nicht gekündigt werden. Das stimmt. Aber nur, wenn dein Arbeitgeber von deinem Zustand weiß. Erst dann greifen die Regelungen des Mutterschutzgesetzes. Dein Chef muss die Information aber vertraulich behandeln. Deine Kollegen erfahren es erst, wenn du ihnen selbst von der Schwangerschaft berichtest.
Fisch ja, Sushi nein: Seefisch ist jetzt ein wichtiger Jodlieferant. Aber bitte gegart. Sushi ist in der Schwangerschaft keine gute Idee. Roher oder geräucherter Fisch kann Listerien enthalten. Eine Infektion ist für das Ungeborene lebensgefährlich.
Quellen:
- Imlau, Nora; Pfützner, Sabine: Babybauchzeit: Geborgen durch die Schwangerschaft und die Zeit danach. Hebammenwissen für Mutter und Kind, Weinheim 2018.
- Kainer, Franz; Nolden, Annette: Das große Buch zur Schwangerschaft. Umfassender Rat für jede Woche, München 2018.
- Blohmer, Jens-Uwe; Matthias, David; Henrich, Wolfgang; Sehouli, Jalid (Hrsg.): Charité Kompendium Gynäkologie, Berlin 2018.
- Berufsverband der Frauenärzte e.V.
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