Das bedeutet meine Kaiserschnittnarbe
Ein Wundmal oberhalb der Scham. Manchmal blass und schmal, manchmal deutlich sichtbar – die Kaiserschnittnarbe. Eine Narbe zwischen Dankbarkeit und Schmerz, Glück und Last. urbia-Userinnen haben uns verraten, was sie ihnen bedeutet.
Eine Narbe – viele Geschichten
Die Gründe für die Durchführung eines Kaiserschnitts sind so unterschiedlich wie die Frauen, die auf diese Weise gebären. Zum Teil machen zwingende Gründe, wie eine Sauerstoffunterversorgung des Kindes, ihn notwendig. In einigen Fällen muss auch bei Risikofaktoren, die nicht zwingend zu Komplikationen führen, sogfältig abgewogen werden – beispielsweise bei einer stark verlängerten Geburt oder Beckenendlage des Kindes. Auch große Angst vor den Geburtsschmerzen spielen manchmal eine Rolle. Zum Teil ist er geplant, wird also aufgrund der individuellen Vorgeschichte bereits während der Schwangerschaft entschieden. Oder es handelt sich um einen ungeplanten Kaiserschnitt, der aus einer kritischen Geburtssituation heraus zustande kommt.
Doch eines ist sicher: Eine Geburt ist mit Schmerzen verbunden – das gilt für die physiologische Geburt wie auch für den Kaiserschnitt. Schließlich werden bei einer Sectio mehrere Gewebsschichten durchtrennt. Zum Glück verheilt der Bauchschnitt im weiteren Verlauf jedoch meist problemlos. Zurück bleibt eine horizontale Narbe in der Bikinizone. Nur eine Narbe? Nein, nicht nur. Denn hinter jeder Narbe steckt eine sehr persönliche Erfahrung. Die Kaiserschnittnarbe gibt es nicht. Denn sie ist immer auch das äußere Zeichen für ein individuelles Erleben. Und das Verhältnis zu ihr kann manchmal sehr zwiegespalten sein.
Wenn die äußere Narbe auch innere hinterlässt
Zum Teil berichten Kaiserschnittgebärende, dass sie nach dem Eingriff einige Zeit benötigen, um ihn psychisch zu verarbeiten – besonders häufig nach einem Notkaiserschnitt. Die Narbe wird so in manchen Fällen zu einem Zeichen äußerer wie innerer Verletzung. „Diese Narbe ist meine Geschichte. Die Narbe in meiner Seele ist nicht sichtbar, hat jedoch noch viel mehr Zuwendung gebraucht", beschreibt eine urbia-Userin ihre Gefühle. Die Gründe für negative Emotionen sind vielfältig: etwa die Angst ums Kind während des Eingriffs, die Notfall- und OP-Erfahrung an sich oder auch enttäuschte Erwartungen an die Geburt. Manche Frauen fühlen sich um das Geburtserlebnis betrogen und von den Ereignissen überrumpelt. Einige glauben, dass sie eine natürliche Geburt hätten schaffen müssen oder fühlen sich dem Abwägen des medizinischen Personals oder der Situation ausgeliefert, sich gar falsch beraten oder zum Kaiserschnitt gedrängt. „Meine Kaiserschnittnarbe ist zwar ein Zeichen für die Geburt meines größten Glücks, aber eben auch eines schmerzlichen Erlebnisses, das mir noch lange nahe gegangen ist", fasst eine Userin im urbia-Forum ihre ambivalenten Gefühle zusammen. Über das Geburtserlebnis hinaus können auch eventuelle Einschränkungen in der Bindungserfahrung mit dem Kind unmittelbar nach der Schnittentbindung belastend sein – wenn zum Beispiel die Versorgung des Kindes in den ersten Tagen aufgrund starker Schmerzen und Bewegungseinschränkungen besonders schwer fällt.
Diese Gefühle sollten in jedem Fall ernst genommen und nicht weggeschoben werden – von den Betroffenen selbst und auch von ihrem Umfeld. In Kaiserschnittgruppen, Kaiserschnittsprechstunden, im Gespräch im der Hebamme oder einem Therapeuten finden Betroffene ein offenes Ohr und Unterstützung, um sich mit sich selbst, dem Erlebten und schließlich mit ihrer Narbe auszusöhnen. Auch im urbia-Forum plädieren Frauen dafür, einen positiven Weg zu beschreiten: „Nein nicht jeder Kaiserschnitt ist schön, aber auch aus den unschönen Erlebnissen ist ein Kind auf die Welt gekommen. Manche Frauen brauchen viel Zeit und auch Hilfe, um Erlebnisse rund um den Kaiserschnitt zu verarbeiten, aber wenn man soweit ist, sollte man die Narbe nicht mehr als Erinnerung an ein schlechten Erlebnis sehen."
Wie schön, dass es dich gibt
„Für mich ist meine Narbe das äußere Zeichen des unglaublichsten Glücks ins meinem Lebens", schreibt eine urbia-Userin, die per Kaiserschnitt entbunden hat. Ihr gesundes Kind ist für sie das, was sie vordergründig mit dem Kaiserschnitt und der verbliebenen Narbe verbindet. Und das spricht vielen anderen Frauen aus der Seele: die Kaiserschnittnarbe als Glücksfall, als Zeichen des Lebens oder sogar des Überlebens. Für mache von Anfang an, für manche erst mit der Zeit, aber oft mit viel Dankbarkeit: „Ich bin unendlich dankbar, dass es diese medizinische Möglichkeit gibt", bringt es eine Userin im urbia-Forum auf den Punkt. Eine andere schreibt: „Die OP war für mich/uns praktisch Lebensrettung. Meine Narbe wird mich für immer an mein Kind erinnern."
Richtig hübsch finden das Wundmal wohl nur wenige Frauen, auch wenn sie die Schnittentbindung an sich vielleicht sogar positiv empfunden haben. Doch unangenehm oder einschränkend muss sie deshalb keinesfalls sein: „Ich bin stolz auf meine Narbe. Durch einen Notkaiserschnitt leben wir beide noch und sind gesund", berichtet eine Userin. Und eine andere Frau erklärt: „Ich bin froh, dass es die Möglichkeit eines Kaiserschnitts gibt und ich sehe die Narbe auch nicht als Makel an. Sie ist nun ein Teil von mir." Doch ob mit Stolz, Dankbarkeit oder etwas schlichterer Akzeptanz, ob von Anfang an oder nach einem langen Weg: Viele Frauen treffen die Entscheidung, ihre Narbe und sich selbst mit liebenden Augen zu betrachten. Und das kann nur gut und richtig sein.