Niedriger Blutdruck in der Schwangerschaft
Niedriger Blutdruck gilt zwar als unangenehm, aber nicht als gefährlich. Während der Schwangerschaft ist niedriger Blutdruck jedoch leider nicht ganz so harmlos.
Zu niedriger Blutdruck in der Schwangerschaft ist gefährlich
Rund 2,5 Millionen leiden in Deutschland an niedrigem Blutdruck (Hypotonie). Während vom Risikofaktor hoher Blutdruck (Hypertonie) allerorten gesprochen wird, wird niedriger Blutdruck zwar als unangenehm, aber als ungefährlich angesehen. Der Volksmund sagt: "Mit niedrigem Blutdruck lebt es sich schlecht, mit hohem Blutdruck stirbt es sich gut!" Für eine Personengruppe ist niedriger Blutdruck jedoch ein Risikofaktor: Die Schwangeren!
Niedriger Blutdruck wird oft als eine Art Lebensversicherung bewertet und tatsächlich bestehen dabei gewisse Vorteile. Es handelt sich um eine höhere Lebenserwartung, da das Gefäßsystem weniger strapaziert wird und damit eine geringere Anfälligkeit für Herzinfarkt, Schlaganfälle und Gehirnblutungen besteht. Von Hypotonie spricht man bei Blutdruckwerten unter 95/65 mm/Hg Millimeter-Quecksilbersäule. Betroffen sind insbesondere schlanke, zierliche Personen, vor allem Frauen, aber auch Jugendliche und ältere Menschen. Viele verspüren allerdings keine erkennbaren Beschwerden. Ist der Blutdruck zu niedrig, kann es zu einer ungenügenden Blut- und damit Sauerstoffversorgung von Herz, Gehirn und allen anderen Organen kommen.
Beschwerden, die auf eine Hypotonie hinweisen
Charakteristisch sind Leistungsabfall und Müdigkeit, Antriebsschwäche und Reizbarkeit, Herzklopfen und Angstgefühle, vor allem bei raschem Lagewechsel nach dem Aufstehen, Schwindel und Flimmern vor den Augen. Durchblutungsstörungen zeigen sich durch kalte Hände und Füße, Hautblässe, Gähnzwang, unklare Bauchbeschwerden, Hyperventilation (gesteigerte Lungenbelüftung) sowie eine Beeinträchtigung der Atmung.
Ursachen von niedrigem Blutdruck
Am häufigsten ist die so genannte "essentielle Hypotonie". Sie tritt besonders bei jungen schlanken Frauen auf. Meistens liegt in der Familie eine entsprechende Veranlagung vor. Begünstigende Faktoren sind Bewegungsarmut und bedrückender Stress. Im Rahmen von Erkrankungen des Herzens, des Nerven- oder des Hormonsystems kann es zu niedrigen Blutdruckwerten kommen. Weitere Auslöser sind: Starker Blutverlust, Flüssigkeitsmangel, Schwangerschaft sowie Infektionen. Auch die Einnahme blutdrucksenkender, harntreibender sowie beruhigender Medikamente kann zu einem Abfall des Blutdrucks führen. In den meisten Fällen ist jedoch die Ursache für einen dauerhaft erniedrigten Blutdruck unbekannt. Unter einem niedrigen Blutdruck mit Krankheitswert versteht man die Unfähigkeit des Kreislaufs, Blutdruck und Herzminutenvolumen (HMV) nach einer Lageänderung vom Liegen zum Stehen im Regelbereich zu halten.
Niedrige Blutdruckwerte in der Schwangerschaft
Hypotonie gefährdet Mutter und Kind, denn es besteht ursächlich ein Zusammenhang zwischen erniedrigten Blutdruck, ungenügender Uterusdurchblutung sowie Entwicklungsstörungen des Ungeborenen und Komplikationen um die Entbindung herum. Außerdem kann das ungeborene Kind durch einen Kollaps oder Sturz in Folge von Schwindelanfällen der Mutter zu Schaden kommen. Handelsübliche Medikamente zur Kreislaufanregung sollten in der Schwangerschaft tabu sein. Diese steigern zwar den Blutdruck durch die Verengung der Gefäße, verringern aber dadurch die Blut- und Nährstoffversorgung des Kindes. Die Einnahme gefäßwirksamer Substanzen (wie Dihydroergotamin und Etilefrin) kann Entwicklungsstörungen des Kindes hervorrufen. Eine nicht ausreichende Kreislaufregulation in der Schwangerschaft entsteht, wenn das ungeborene Kind auf die Vena cava drückt und damit den Blutrückfluss zum mütterlichen Herzen vermindert. Dies ist zum Beispiel oft spürbar der Fall, wenn die werdende Mutter auf dem Rücken liegt.
Die regelmäßige Überwachung des Blutdrucks ist deshalb von Bedeutung für Mutter und Kind. Leidet eine Schwangere öfter unter Kopfschmerzen oder häufig unter starkem Durst, sollte umgehend der behandelnde Gynäkologe oder die Gynäkologin aufgesucht werden. Dies gilt ebenso, wenn die Beschwerden nach der Einnahme von Medikamenten auftreten.
Mehr Salz in die Suppe
Weshalb haben Schwangere oftmals einen wahren Heißhunger auf salzige Heringsfilets oder Gurken? Der Körper braucht jetzt besonders viel Salz, um den Blutdruck stabil zu halten. Am besten geeignet ist jodiertes Speisesalz, weil dadurch gleichzeitig die Schilddrüse des Ungeborenen gekräftigt wird. Eine mild gesalzene Fleischbrühe zum Frühstück ist zwar ungewöhnlich, kann aber Unannehmlichkeiten und Missempfindungen ausgleichen. Durch das erhöhte Salzangebot wird außerdem der Durst optimiert. Regelmäßiges Trinken vergrößert das Blutvolumen. Dies erweist sich als hilfreicher Effekt für die Durchblutung aller Organe während der Schwangerschaft. Experten gehen davon aus, dass die tägliche Aufnahme von 9 Gramm Salz am Tag bei niedrigem Blutdruck durchaus vertretbar ist (empfohlene Tagesmenge unter normalen Umständen 6 Gramm).
Was tun bei niedrigen Blutdruckwerten?
- Lassen Sie sich beim morgendlichen Aufstehen bewusst Zeit. Richten Sie sich langsam auf und frühstücken Sie eiweiß- und saftreich.
Wenn Ihnen besonders nach dem Aufstehen schwindelig wird, schlafen sie mit erhöhtem Oberkörper. - Bei Schwindel durch zu niedrigen Blutdruck gilt, Hinlegen und Beine hoch! Diese so genannte Autotransfusion transportiert das Blut aus den Beinen in die oberen Bereiche des Körpers und damit auch zum Gehirn, das nun wieder mit genügend Sauerstoff versorgt wird. Unterstützen sie den Blutfluss zum Herzen durch das Tragen von Kompressionsstrümpfen.
- Bei Bewegung wird die Waden-Muskel-Pumpe aktiviert und das Blut aus den Venen heraustransportiert. Durch Wippen auf den Ballen wird die Venen-Pumpe aktiviert. Ein grundsätzliches Motto sollte lauten: Gehen statt Stehen!
- Wechselduschen bringen den Kreislauf in Schwung; am besten mit einer kühlen Dusche aufhören.
- Beraten Sie mit Ihrem Arzt, welche Ausdauersportarten in der Schwangerschaft hilfreich sind. Laufen, Schwimmen, Walking und Radfahren sind hier an erster Stelle zu nennen.
- Pflanzliche Mittel wirken milde auf das Kreislaufzentrum. In der Erfahrungsmedizin werden unter anderem Kampfer und/oder Weißdorn angewandt.
(Quelle: Berufsverband der Frauenärzte e.V.)