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Ammenmärchen

Schwanger und starke Übelkeit – es wird ein Mädchen?

Besonders um die Vorhersage des Geschlechts des Babys ranken sich viele Legenden. Eine davon ist, dass bei starker Übelkeit der Schwangeren das Baby häufiger ein Mädchen ist. Ist da etwas Wahres dran oder ist das ein Ammenmärchen? Wir verraten es dir.

Autor: Kathrin Wittwer

Schwangerschaft: Junge oder Mädchen?

Schwangerschaftsübelkeit
Foto: © iStock, gilaxia

"Was wird es denn?" Die Neugier auf das Geschlecht des Babys treibt nicht nur die werdenden Eltern um. Auch wenn statistisch klar ist, dass die Wahrscheinlichkeit für jedes Geschlecht bei 50 Prozent liegt, würde man es doch so gerne wissen. Und tatsächlich glauben manche zum Beispiel, ausgehend von der Schwangerschaftsübelkeit das Geschlecht vorhersagen zu können. Faustformel: Starke Übelkeit = Mädchen? 

Und tatsächlich: Leiden Schwangere unter extremer Übelkeit (= Hyperemesis gravidarum, HG), bringen sie überdurchschnittlich mehr Mädchen zur Welt, stellten britische, norwegische, schwedische, malaysische und amerikanische Wissenschaftler fest.

Allerdings variieren die Angaben der Wissenschaftler zur höheren Wahrscheinlichkeit eines Mädchens bei der extremen Schwangerschaftsübelkeit (HG) sehr: Mal fällt der höhere Anteil mit 53 Prozent nur minimal, mal mit 83 Prozent sehr deutlich aus. Und warum das so ist, kann keiner der Forscher sagen. Wahrscheinlich liegt es an den Hormonen.

Dass eine Frau mit starker  Übelkeit in der Schwangerschaft ein Mädchen bekommt, ist außerdem offenbar umso wahrscheinlicher, wenn die Übelkeit gleich im ersten Trimester auftritt und sehr schwer verläuft.

Was die Hormone damit zu tun haben

Grundsätzlich fällt die Phase der Übelkeit, die bis zu 90 Prozent aller Schwangeren im ersten Trimester mal mehr, mal weniger trifft, mit dem ansteigenden Level des Schwangerschaftshormons hCG (humanes Choriongonadotropin) zusammen. Das Hormon fängt direkt nach der Empfängnis an zu arbeiten. Unter anderem regt das hCG in der  Plazenta eine höhere Produktion von Östrogenen an – und Östrogene sieht man allgemein als Verursacher von Übelkeit und Erbrechen an. Warum, ist allerdings ebenfalls schleierhaft.

Darüber, wie die starke Übelkeit der werdenden Mutter und das weibliche Geschlecht des Babys zusammenhängen, gibt es mehrere Hypothesen:

Hypothese 1: Der Link zwischen Mädchen und Übelkeit heißt hCG

Sowohl bei Frauen mit HG wie auch bei Schwangerschaften mit Mädchen hat man erhöhte hCG- (und Östrogen-)Spiegel festgestellt. Warum das hCG im mütterlichen Blut und im Plazentagewebe bei weiblichen Föten höher ist, ist unklar; manche meinen, dies würde direkt durch das Geschlecht beeinflusst. Dann wären die Mädchen selbst die echten „Übeltäter“. 

Hypothese 2: höhere Östrogenlevel in der Gebärmutter

Extreme Schwangerschaftsübelkeit (Hyperemesis gravidarum) gilt manchen Forschern als Indikator für hohe Östrogen-Level in der Gebärmutter, weil zusätzlich zur Mutter auch das dort eingenistete Mädchen seinen Teil beiträgt. Das Baby wäre danach also auch nach dieser These für den hohen Hormonlevel "verantwortlich".

Hypothese 3: Veränderter Hormonspiegel zum Zeitpunkt der Empfängnis 

Die Babys sind nicht schuld am Elend der Mütter, vermuten andere. Sondern das weibliche Geschlecht resultiert wahrscheinlich aus den gleichen Ursachen wie die Übelkeit: einer bestimmten Hormonkonstellation. Demnach soll der Hormonspiegel einer Frau zum Zeitpunkt der Empfängnis Einfluss darauf nehmen, welches Spermium mit welchem Chromosom sein Ziel erreicht. Ein Mädchen-Spermium kommt dann leichter durch. Das sind aber noch reine Spekulationen.

Hypothese 4: Übelkeit schadet Jungen mehr als Mädchen

Eine Untersuchung aus Tel Aviv fand Hinweise, dass männliche Föten von der extremen Schwangerschaftsübelkeit werdender Mütter stärker beeinträchtigt wurden (mehr  Frühgeburten, höhere Säuglingssterblichkeit). Auch das würde zu mehr weiblichen Babys nach Hyperemesis gravidarum beitragen.

Übrigens: Die Sorge, dass HG ein Baby beeinträchtigt, scheint nach neueren Studien, sofern die Übelkeit rechtzeitig und erfolgreich behandelt wird, inzwischen widerlegt zu sein. (Text: Kathrin Wittwer)