Mit Kind auf die Party?
Manche nehmen schon ihr Baby überallhin mit, andere finden, die Erwachsenen sollten auch mal unter sich bleiben und wünschen sich eine kinderfreie Zone. Wie können die unterschiedlichen Elterntypen zusammenfinden?
An der "Kinderfrage" scheiden sich die Geister
Dass Kinder bei Grillnachmittagen dazu gehören, darin sind sich noch fast alle Eltern einig. An der Frage aber, ob der Nachwuchs auch bei abendlichen Essenseinladungen, bei Restaurantbesuchen, Hochzeiten oder Partys dabei sein sollte, scheiden sich die Gemüter, und gelegentlich zerbricht daran sogar eine Freundschaft. Denn was für die Einen ganz natürlich ist, ist für die Anderen ein "No Go", und feste gesellschaftliche Regeln gibt es zur "Kinderfrage" längst nicht mehr. Zündstoff bergen vor allem die sehr unterschiedlichen Bedürfnisse aller Seiten - der Großen, aber auch der Kinder.
Eine Auszeit für Mama und Papa
Eltern, die Kinder nicht gern bei Abendeinladungen dabei haben, argumentieren, dass sie auch mal "kinderfrei" haben möchten: "Ich liebe meine Kinder über alles. Aber auf Partys am Abend nehme ich sie nicht mit. Ist doch toll wenn man mal einen Abend ohne Kinder ist - für mich definitiv entspannter!", postet eine Userin im urbia-Forum Familienleben. Und eine dreifache Mutter stimmt zu: "Erstens möchte ich auch mal meine Ruhe, und zweitens finde ich es für die anderen Gäste eine Zumutung, wenn ab 22 Uhr noch Zweijährige herumspringen, die ständig Aufmerksamkeit fordern." Ähnliches gilt für Viele auch bei Restaurantbesuchen. "Ich möchte mich im Restaurant in Ruhe unterhalten ohne Schnuller geben, Schuckeln, Augen aufs Baby", postet eine Userin im Baby-Forum entschieden.
Kind hört mit!
Diese Gruppe fürchtet außerdem, dass sie in der Auswahl der Gesprächsthemen eingeschränkt wird. Denn wenn Kinder mithören, sind die Erwachsenen vorsichtiger bei der Wahl ihrer Gesprächsthemen - oder kommen erst gar nicht über Smalltalk hinaus. "Es gibt Leute, die haben sogar noch ihre Teenager im Schlepptau. Ich hasse es wie die Pest, wenn 15-Jährige mit riesigen Lauscheohren bei persönlichen Gesprächen dabei sitzen", ärgert sich eine Userin.
In den Partykeller oder lieber ins Bett?
Manche Mütter und Väter würden ihr Kind aber durchaus gern mitnehmen, wissen aber aus Erfahrung, dass dies nicht gut klappt: "Mein Kind gehört leider nicht zur Sorte, die sich auf dem Stuhl hinlegt und einschläft, wenn sie müde ist. Mein Sohn braucht sein Bett mit seinen dazu gehörigen Kuscheltieren, und das auch in der dazu gehörigen Uhrzeit", berichtet eine Diskussionsteilnehmerin. "Nach der Geburt unseres ersten Kindes haben wir es uns nicht nehmen lassen, weiterhin auf Weinfeste, Stadtfeste, die Kirmes etc. zu gehen. Unsere Tochter war pflegeleicht: Sie hat anfangs neugierig alles mit angeschaut und dann später in ihrem Kinderwagen geschlafen", erzählt dagegen eine andere Mutter zufrieden. Während manche Kinder also einen sehr regelmäßigen Tagesablauf brauchen, sind andere auch durch Trubel nicht zu erschüttern.
Auch mit Kleinkind ins Restaurant
Für die Fraktion der Eltern, die ihr Kind möglichst immer mitnimmt, sind auch Restaurantbesuche kein Problem: "Wir hatten den Maxi Cosi mit, und hatten unsere Tochter auf dem Arm solange wir aufs Essen gewartet haben. Beim Essen selbst war sie im Maxi Cosi", berichtet eine Frau im Forum Baby. "Wir gehen recht häufig mit unseren Kindern essen, und beide bleiben gut am Tisch sitzen, wenn sie eine Beschäftigung haben. Beim Kleinen reicht da ein Auto, die Große sucht sich daheim immer etwas aus, was sie zum Spielen mitnehmen möchte. Ansonsten dürfen meine Kinder auch mal herumlaufen, allerdings ermahne ich sie immer, nicht zu rennen", erzählt eine andere.
Dürfen Kinder ausgeladen werden?
Zum Konflikt zwischen den unterschiedlichen Elterntypen kommt es, wenn Kinder ausdrücklich nicht erwünscht sind. Hier reagieren viele Mütter und Väter verschnupft. Eine urbia-Userin, deren Freundin keine Kinder bei der Hochzeitsfeier dabei haben möchte, postet ärgerlich: "Ich respektiere ihre Entscheidung, finde sie aber sehr radikal und habe jetzt abgesagt!" Es sei diskriminierend, Kinder bei der Hochzeit auszuschließen. Viele Eltern möchten außerdem möglichst nicht aufs Kind verzichten: "Ich finde es einfach nur unflexibel, Kinder auszuschließen. Ich sehe es nicht ein, meinen Sohn auch noch am Wochenende fremdbetreuen zu lassen. Er ist fünf Tage die Woche fremdbetreut. Am Wochenende ist Familienzeit, da möchte ich etwas von ihm haben!", schreibt eine urbia-Userin.
Betreuung ist nicht immer verfügbar
Manche Mütter und Väter finden dabei auch, dass Kinder generell zu allen Lebensbereichen Zugang haben sollten, denn: "Dort kann ich meine Kinder ebenfalls erziehen und auf gutes Benehmen hinweisen. Wo sonst sollen sie denn lernen, wie man sich angemessen in (Party-) Gesellschaft benimmt?", fragt eine Forumsuserin. Nicht selten spielen aber auch die Finanzen eine Rolle: "Das Argument: ' Nehmt euch doch einen Babysitter', finde ich ziemlich arrogant. Uns kostet der Abend locker mal 50 Euro, das ist halt nicht immer drin", sagt eine andere Mutter. Selbst wer Großeltern als Babysitter hat, muss Rücksichten nehmen: "Wir wollen die Großeltern nicht mehr belasten als nötig", stellt eine Mutter klar, deren Eltern die Kinder bereits unter der Woche viel hüten. Auch stillende Mütter können zwangsläufig nicht mitkommen, wenn Kinder nicht eingeladen sind.
Wenn's ums Kind geht, ist die Haut dünn
Es wird deutlich: Wenn es ums Kind geht, sind alle beteiligten Seiten dünnhäutig. Diese Erfahrung machte auch eine Gastgeberin: "Ich selbst habe zwei Kinder. Ich habe mir erlaubt zu meinem 30. Geburtstag eine Cocktailparty zu machen, und hab' die Einladungen 'ohne Kinder' gemacht. Was für ein Weltuntergang! Ich traf auf Unverständnis, und zwei Freundschaften sind seitdem kaputt", seufzt sie im urbia-Forum Familienleben.
Kompromisse könnten da so manche Freundschaft erhalten. Kinder ganz auszuschließen, kommt oft schlecht an. Wer einlädt, kann darauf hinweisen, dass für Kinder wenig geboten sein wird - es den Eltern aber trotzdem freistellen, ob sie das Kind mitbringen wollen. Die bessere Lösung, die immer häufiger praktiziert wird: Die Gastgeber engagieren für den Abend einen Babysitter, der die Gastkinder hütet und mit ihnen spielt. Zur Not hilft auch eine Video-Ecke oder ein bereitgestellter Bastel- und Maltisch, die kleinen Gäste zumindest zeitweise zu beschäftigen.
Flexibilität bewahrt vor Stimmungstiefs
Doch auch die Gäste sollten flexibel sein, sofern sie eine Betreuungsmöglichkeit haben. "Wenn erst ab 18 Uhr eingeladen wird frage ich erst beim Gastgeber nach ob auch Kinder da sind, bei Einladungen ab 20 Uhr würde ich sie nicht mitnehmen", erklärt eine Userin ihre Lösung. Viele unterscheiden auch nach Art der Festivität: "An Silvester will ich mein Kind bei mir haben, genauso wie bei meinem Geburtstag. Sind wir aber irgendwo eingeladen, wo es keine Kinder gibt, oder wollen wir mal Alkohol trinken, oder gibt es die Location einfach nicht her - dann gehen wir auch ohne Kind. Und das auch ohne schlechtes Gewissen", erzählt eine andere.
Von Museum bis Kaffeetrinken: Das sollten Eltern bedenken
Mit Kind…
- …ins Museum: Kinder langweilen sich in normalen Museen oft, sie rennen und möchten alles berühren, und schon kriegt die Aufsicht einen angestrengten Blick. Entspannter ist es, die wachsende Zahl von Kunst-, Technik- oder Völkerkundemuseen zu nutzen, die Mitmach-Angebote und (Audio-)Führungen für Kinder anbieten.
- …zum Vorstellungsgespräch: Zum Vorstellungsgespräch erscheint man lieber ohne Kind, sonst bekommt der Arbeitgeber den Eindruck, man habe ein Betreuungsproblem.
- … in die Kirche: Die Kirchen bieten Kindergottesdienste an, in denen es auch mal turbulenter zugeht. Auch bei anderen Gottesdiensten dürfen den Besuchern Kinder zugemutet werden. Wenn ein Baby aber anhaltend schreit oder ein Kleinkind nur noch rennen möchte, zwischendurch mit ihm hinausgehen.
- … zum Kaffee mit der besten (noch kinderlosen) Freundin: Tiefergehende Gespräche sind kaum möglich, wenn Kinder herum wuseln. Daher vorher mit der Freundin/dem Kumpel abklären, ob es okay ist, das Kind mitzubringen. Die Alternative: sich abends treffen, während der Partner das Kind hütet.