Vater-Kind-Bindung

Trotz Trennung Vater bleiben

Eine Trennung oder Scheidung bedeutet für Väter oft, ihre Kinder nicht mehr täglich zu sehen. Viele sorgen sich dann um die Beziehung zu ihren Kindern, haben Angst, den Kontakt zu verlieren. Wie kann es mir als Vater gelingen, ein gleichberechtigtes Elternteil zu bleiben? Wie können getrennt lebende Elternpaare in die neue Situation finden?

Autor: Janine Meul

Gemeinsame Verantwortung

Vater bleiben
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Leicht gesagt und eigentlich selbstverständlich, aber der wichtigste Grundsatz wird nach einer Trennung dann doch oft zur Herausforderung: Auch wenn ihr euch trennt, bleibt ihr als Eltern verbunden, tragt eine gemeinsame Verantwortung als (Eltern-)Teil eines nun irgendwie anderen Ganzen. Und diese Verantwortung sollte erste Priorität haben. Das heißt auch, dass kein Weg daran vorbeiführt, mit dem Expartner zusammenzuarbeiten und (wieder) respektvoll zu kommunizieren, auch wenn es oft lange dauert, bis ehemals Liebende voll und ganz in ihre neue Rolle finden. So war es auch bei Trennungspapa und urbia-User sueddeutscher. Ihm war klar, dass seine Kinder weiterhin der Mittelpunkt seines Lebens sein sollen. Leicht war es trotzdem nicht: „Für mich persönlich war es sehr herausfordernd dieses Lebensmodell überhaupt anzunehmen. Ich wollte nicht geschieden sein und meine Kinder nicht weniger sehen. Die persönlichen Beziehungskonflikte, Kränkungen und Schuldgefühle von meinen Kindern fernzuhalten, war eine große Aufgabe."

Emotionen und Respekt

Sich bewusst, also positiv und zugewandt „entpartnern" oder sogar eine Scheidung aktiv als Neuanfang zelebrieren – in der Promiwelt ein Trend, doch den meisten Menschen gelingt das nicht ganz so einfach. Ärger, Verletzungen, Enttäuschung sind in unterschiedlicher Ausprägung natürliche Begleiterscheinungen einer Trennung. Doch: Den Partner vor den Kindern abzuwerten, schadet vor allem den Kindern. Psychologen weisen immer wieder darauf hin, dass der dadurch entstehende Loyalitätskonflikt für Kinder extrem und nachhaltig belastend ist.

Betreuung und Aufgabenteilung

Sie sagt: „Er ist bloß ein Wochenendpapa, ein Schönwettervater." Er sagt: „Ich bin doch eh nur eine Geldscheinmaschine." Betreuung, Aufgabenverteilung und Teilhabe können nach einer Trennung zum Minenfeld werden. Umso wichtiger ist es, von Anfang an verlässliche Regelungen zu treffen und eine machbare Aufgabenteilung zu vereinbaren. Manche Paare entscheiden sich für das ausgewogene Wechselmodell, bei dem die Betreuung zum Beispiel im Wochentakt zwischen Mutter und Vater wechselt. Vollkommen gleichberechtigte Betreuung ist natürlich nicht in jeder Lebenssituation möglich und auch kein absolutes Qualitätsmerkmal. Weniger kann in machen Fällen sogar mehr sein, fasst es beispielweise der durch das MFKJKS des Landes Nordrhein Westfalen geförderte Leitfaden „Trennungsväter" zusammen. Mehr noch als die Häufigkeit gibt ein regelmäßiger Rhythmus Kindern Sicherheit. urbia-User sueddeutscher und seine Expartnerin haben sich für einen Mittelweg zwischen Verbindlichkeit und Spontanität entschieden: „Wir haben eine Art Mindestvereinbarung und reagieren darüber hinaus spontan auf die aktuelle Situation. Für mich war von Anfang an klar, dass ich nicht nur ein Wochenend-Happy-Time-Papa sein, sondern auch an ihrem Alltag teilnehmen möchte, also am Ostereianmalen in der Kita genauso wie an der Theateraufführung."

Stabiler Kontakt und Verlässlichkeit

Von Beratungsstellen und Psychologen wird oft empfohlen, möglichst einen Alltagskontakt beizubehalten. Das kann zu einer echten Herausforderung werden, wenn der Vater nicht mehr im Haushalt der Kinder lebt. Dennoch sollten Väter versuchen, im Rahmen der Möglichkeiten an den kleinen Dingen des Alltags teilzunehmen: Zähne putzen, ins Bett bringen, vom Sport abholen, Hausaufgaben machen oder auch mal nur zusammen Fernsehen. Routinen und verlässliche Strukturen verbinden und tun Kindern gut. Verlässlichkeit heißt übrigens auch, verlässliche Grenzen zu setzen. Papa muss keineswegs immer gut drauf sein, mit einem Geschenk in der Hand aufwarten oder außergewöhnliche Unternehmungen planen.

Initiative statt Rückzug: Ich als Vater bin wichtig

Wenn der Lebensschwerpunkt der Kinder nach der Trennung bei der Mutter ist, haben Väter manchmal das Gefühl, automatisch in der zweiten Reihe zu stehen. Frauen hingegen fühlen sich mit der Verantwortung allein gelassen. Hier gilt es, sich nicht zurückziehen, sondern aktiv Vorschläge zu machen, die Rahmenbedingungen mitzugestalten und selbstbewusst zu sagen: Ich als Vater bin wichtig. Insbesondere raten Experten, nach einer Trennung schnell auf die Kinder zuzugehen. Zögern und Untätigkeit könne schlimmstenfalls zu einem Beziehungsabbruch führen, heißt es im Ratgeber der Gründer des Väterzentrums Berlin.

Hilfe von Außen: Ich brauche (keine) Hilfe

Selbst wenn manchen Menschen bei den Wörtern Therapie oder Beratungsstelle mehr als unwohl wird, gibt es in einigen Fällen triftige Gründe, sich Hilfe von außen zu holen. Etwa, wenn im Tunnel aus Wut, Trauer und Hilflosigkeit der Blick für das Wesentliche – die Kinder – verloren geht. Hat sich erst einmal ein Strudel aus Schuldzuweisungen und ständigem Aufrechnen, wer mehr leistet, wem was verwehrt oder aufgebürdet wird, gebildet, löst sich der Knoten nur noch schwer. urbia-User sueddeutscher und seine Expartnerin haben sich von Anfang an bewusst für eine Expertenbegleitung entschieden: „Wir haben uns von einem Familientherapeuten beraten lassen. Für uns war es wichtig, den Kindern gegenüber weiterhin geschlossen mit einer Stimme aufzutreten, damit sie unsere Konflikte nicht noch in irgendeiner Weise mitverarbeiten müssen." Neben einer persönlichen Begleitung durch einen Familientherapeuten bieten auch Einrichtungen wie das Väterzentrum Berlin oder die Caritas spezielle Trennungsberatungen an. Rechtliche Schritte hingegen werden besser nur dann eingeleitet, wenn alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft sind. Denn bestehende Konflikte verschärfen sich während langwieriger und belastender Prozesse oftmals noch.

Finanzielle Belastungen

Um dauerhafte Streitigkeiten zu verhindern, sollten die wichtigsten Fragen, also auch finanzielle Aspekte, frühzeitig und verbindlich geklärt werden. Nach einer Trennung verschlechtert sich die finanzielle Lage oftmals: Eine jeweils eigene Wohnung, das teurere Leben in einem Singlehaushalt und die natürlich weiter anfallenden Ausgaben fürs Kind, die immerhin bis zum 18. Lebensjahr im sechsstelligen Bereich liegen – Tendenz laut Statistischem Bundesamt steigend. Deshalb erhält der hauptsächlich betreuende Elternteil Kindesunterhalt. Nur wenn eine völlig gleichberechtigte 50-50-Betreuung vorliegt und beide Partner gleich viel verdienen, kann es zu einer Art gegenseitigen Null-Zahlung kommen.