Väter spielen anders
Dass Väter und Mütter beim Spielen einiges anders machen, tut Kindern gerade gut. Väter sind dabei häufig für die wilderen Spiele, für Werken und Hobbys zuständig.
Unterschiedliche Spielstile der Eltern machen das Kinderleben interessant
Väter spielen gerne: Immerhin fast 65 Prozent spielen mit ihren Kindern, gut 55 Prozent gehen mit ihnen Spazieren, so Rainer Volz und Paul Zulehner in ihrer Untersuchung "Männer im Aufbruch". Harald Rost vom Bamberger Staatsinstitut für Familienforschung sieht Väter sogar noch stärker in der Verantwortung. 73 Prozent beteiligen sich an der Kinderbetreuung - für etwa eineinhalb Stunden pro Tag. Samstag und Sonntag sind es sogar 81 Prozent. Arbeitet der Mann in Teilzeit und ist die Frau berufstätig, steigen die Werte deutlich an. Überraschend: Am Wochenende beschäftigen sich Väter sogar mehr mit ihren Kindern als die Mütter.
Der französische Psychologe Jean Le Camus untersuchte die Bedeutung der frühen Vater-Kind-Bindung. Er beobachtete Eltern vor allem beim Babyschwimmen. Seine Schlussfolgerung: Väter spielen und berühren ihre Kinder herausfordernder, Mütter eher beruhigender und bestätigender. Wobei das Herausfordern wichtig ist für die Entwicklung des Gehirns und anregt, selbständig neue Lösungsmöglichkeiten zu entdecken. Körperliche Spiele und neue Ideen sind signifikant stärker die Domäne der Väter.
"Väter sind beim Spiel häufig dynamischer und rasanter als Mütter. Sie spielen verwegene, wilde, abenteuerliche und herausfordernde Spiele, die oftmals komplex sind und viel Einsatz, insbesondere auch körperlich, erfordern", sagt der Spieleautor und Kulturpädagoge Uli Geißler aus Fürth. Und das kann mancher Mutter ganz schön Angst machen. Deshalb gehen manche Väter mit ihren Kindern ganz bewusst allein auf Tour.
Väter spielen richtig mit
Hobbys sind ein "klassisches Väterding", meint Astrid von Friesen, Diplompädagogin und Psychotherapeutin in freier Praxis in Dresden. "Sie bauen mit Streichhölzern den Eiffelturm oder steuern auf dem See ihre Modellboote mit der Fernbedienung." Hier können Kinder viel Praktisches und Handwerkliches von ihren Vätern lernen. "Es geht ihnen hier mehr um die Sache, um das Ergebnis", erklärt sie.
Dennoch sind Väter beim Spiel nicht nur ergebnisorientiert. Im Gegenteil, dem "Flow" im selbstvergessenen Spiel könnten sie sich viel leichter hingeben als Mütter, so ihre Beobachtung. Das überrascht zunächst, sieht man doch Väter eher beim Skat oder Doppelkopf, mit ihren Kindern am Kicker oder beim Carrera-Rennen ein Match austragen. Und dabei geht es dann um Sieg und Niederlage - wie im "richtigen Männerleben". Dennoch: "Väter können sich eher auf die Stufe des Kindes begeben, erlauben ihrem 'inneren Kind' eher mitzuspielen als Mütter", so Astrid von Friesen. Mütter hätten halt immer noch an tausend Dinge zu denken, vom Abwasch bis zum Besuch bei Oma. Außerdem hielten sie häufig "pädagogischen Abstand", wollten dem Kind eher etwas beibringen statt mit ihm den Augenblick zu genießen.
Gerade die Spannung zwischen dem Spielverhalten von Vätern und Müttern macht den Reiz für die Kinder aus. Unterschiedliche Spielwelten bieten ihnen neue Erfahrungen und Herausforderungen, an denen sie nur wachsen können. Auch die Väter nehmen ihre Kinder in "neuen, unbekannten Rollen und Situationen wahr und können ihre Fähigkeiten in einem ganz neuen Zusammenhang sehen, der sonst im Alltag nicht möglich ist", meint Uli Geißler. Und das gilt umgekehrt sicher genauso. (Quelle: Väterzeitschrift "Paps")
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