Weihnachts-Glosse

Supermama Maria!

Wenn es Weihnachten noch nicht gäbe, müssten wir von urbia es noch erfinden. Denn schließlich feiern wir ja eine Geburt, und was für eine! Jenseits von Wunschkaiserschnitt, CTG und PDA gebar Maria ihren Sohn - in einem Kuhstall.

Autor: Petra Fleckenstein
Supermama Maria
Foto: © colourbox

Wenn es Weihnachten nicht bereits gäbe, dann hätten wir von urbia es erfinden müssen. Kaum ein Fest passt so gut zu uns urbianern wie dieses. Denn schließlich feiern wir ja eine Geburt! Und was für eine!

Schon wie es dazu kam, ist eine Sensation. Schließlich hat Maria es hingekriegt, ohne Mithilfe ihres Verlobten schwanger zu werden – einzig und allein durch eine Begegnung mit dem Heiligen Geist. Wenn wir bei unseren modernen Verfahren der künstlichen Befruchtung doch auch schon so weit wären! Marias Methode war sicher mit weniger Nebenwirkungen verbunden als Hormon-Behandlung und IVF.

Und mehr noch. Obwohl im neunten Monat schwanger, trat Maria die vom römischen Kaiser befohlene Reise nach Bethlehem an. Keine Spur von Mutterschutz – einfach drauflos, dem Schicksal oder Gott vertrauend, ohne Ratgeber in Buchform oder das urbia-Schwangerenforum. Irgendwo und irgendwann auf ihrer Reise oder am Ziel würde sie ihr erstes Kind zur Welt zu bringen. Das wusste sie und hat wohl keinen Moment an einen Wunschkaiserschnitt gedacht, noch sich durch Ultraschall und CTG beruhigen oder ängstigen lassen - wie man’s nimmt. Nicht einmal auf die Anwesenheit einer kundigen Hebamme konnte sich Maria stützen. Wow, und was wir heutzutage schon als Mutprobe verstehen – eine Hausgeburt - das legte sie noch reichlich krasser aufs Parkett: Eine Geburt im Kuhstall! Wo bleiben da die Hygiene und die Absicherung durch ein Chirurgenteam, das einsatzbereit vor dem Kreißsaal wacht?

Ob Josef nun bei der Geburt dabei war oder die Arbeit Maria allein überließ, während er unter dem Sternenhimmel genüsslich ein Pfeifchen schmauchte, darüber lässt uns die Bibel im Unklaren. Immerhin scheint aber alles rasant schnell gegangen zu sein: "Sie gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen, wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Futterkrippe im Stall", heißt es kurz und knapp im Evangelium nach Lukas. Keine Rede von 36 Stunden Wehen, von unerträglichen Schmerzen, von PDA und Wehentropf. Maria gebar und wickelte ihn in Windeln. Schluss aus!

So richtig Wochenbettruhe hat man dir ja auch nicht gelassen, Supermama Maria. Direkt nach der Geburt standen die Hirten vor der Tür, und sogar wildfremde Könige kamen mit Geschenken an. Keine Zeit also, sich in Ruhe an den neuen Erdenbürger zu gewöhnen. Kaum niedergekommen, musstest du bereits an der Krippe deine Frau stehen (oder knien) und bescheiden die Huldigungen der zahlreichen Besucher entgegennehmen. Eigentlich typisch, dass keiner dich würdigte für all das, was du geleistet hast. Nee, der Sohnemann war alles, was die zahlreichen Gratulanten interessierte.

Aber Maria, lass es dir gesagt sein. Wir heutigen Frauen, wir modernen Mütter und wir von urbia – wir wissen, was du geschafft hast. Hut ab vor so einer Geburt! Wenn wir uns doch von deinem Mut, deiner Unerschrockenheit und deinem Vertrauen ein Scheibchen abschneiden könnten!