Taufpate: Wer ist der richtige?
Der Taufpate deines Kindes soll mehr als nur ein Geschenkelieferant sein? Aber welche Aufgaben kommen überhaupt auf einen Paten zu? Und was kannst du tun, wenn der Pate sich nicht kümmert? In unserem Artikel findest du zahlreiche Tipps für Eltern und Paten.
Geschenkelieferant oder Bezugsperson?
Für den einen ist es vor allem eine Pflichtübung mit alljährlichen Geschenken und Geburtstagskarten, für den anderen eine intensiv gepflegte Beziehung. Die Vorstellungen davon, wie ein Pate seine Rolle ausführen soll, gehen weit auseinander. Mehr Einvernehmlichkeit herrscht unter den Müttern und Vätern der Patenkinder. An einen reinen Geschenkelieferanten oder Babysitter denken die wenigsten von ihnen. Viel eher wünschen sie sich für ihren Nachwuchs eine besondere Bezugsperson, die eine aktive Rolle im Leben seines Schützlings spielt und um sein Wohl besorgt ist.
Wie der Blick in die Geschichtsbücher verrät, ist dieser Wunsch keine Modeerscheinung unserer Zeit. Schon vor Hunderten von Jahren machten sich frischgebackene Eltern auf die Suche nach einem vertrauenswürdigen Wegbegleiter für ihren kleinen Weltstürmer. Dabei hat ihnen die Entscheidung für die richtigen Kandidaten vermutlich nicht weniger Kopfzerbrechen bereitet als heutigen Eltern. Schließlich sollen die Paten gewissermaßen Freunde und Eltern in einer Person sein und gut für den Nachwuchs sorgen können, wenn man sich beispielsweise einmal die Zeit für einen romantischen Abend zu zweit freischaufeln will.
Wer ist der beste Kandidat für das verantwortungsvolle Amt?
Den idealen Paten gibt es vermutlich nur im Bilderbuch. Verwandte wie die Großeltern oder Geschwister haben zwar den Vorteil, dass man sie zumeist regelmäßig sieht, doch kann die allzu große Vertrautheit sachliche Diskussionen, zum Beispiel über die richtige Erziehung, gehörig erschweren. Ein offenerer Austausch ist da vielleicht viel eher mit der alten guten Schulfreundin möglich. Oder es ist der gute, langjährige Arbeitskollege, der schlicht den besten Draht zum kleinen Zögling hat und außerdem weiß, wie er seine Stärken und Talente fördern kann.
Genauso schwer lässt sich verallgemeinern, ob ein guter Pate zwangsläufig selbst Kinder haben muss. Kinderlose „Bewerber“ haben den großen Vorteil, dass sie häufig ihre Zeit flexibler einteilen können. Das ist gerade dann toll, wenn sie in der Nachbarschaft wohnen und spontan zum Babysitten vorbeikommen können. Bei Paaren mit Nachwuchs wiederum gibt es nicht nur jede Menge Spielzeug, sondern außerdem einen Spielkameraden zum Herumtollen. Und selbst wenn einige hundert Kilometer zwischen Zögling und Patentante bzw. Patenonkel liegen, so gelingt es Paaren mit Nachwuchs mitunter einfach besser, sich in die Welt eines Kindes einzufühlen.
An der Liste der Vor- und Nachteile kann man beliebig weiterschreiben, ohne der Entscheidung wirklich näher zu kommen. Am besten verstrickt man sich gar nicht erst in solchen Details, sondern fragt sich ehrlich, wem man am ehesten zutraut, eine langfristige Beziehung zum Nachwuchs aufzubauen. Außerdem kann es nur hilfreich sein, wenn man selbst regelmäßig Zeit mit den Paten verbringt, und das nicht nur, weil sie zur Familie gehören.
Welche Pflichten und Aufgaben warten auf den Paten?
Unsere Vorfahren mussten nur die Kirchenordnung befragen, um herauszufinden, welche Patentanten und Patenonkel Pflichten auf einen klassischen Taufpaten zukommen. Seine wohl wichtigste Aufgabe bestand darin, die Eltern bei der religiösen Erziehung zu unterstützen und den kleinen Täufling an die christliche Religion heranzuführen. Dieses traditionelle Verständnis der Paten-Rolle hat mit dem stetigen Wandel der Familien- und Glaubensformen allmählich an Bedeutung verloren.
Heute bestimmen vor allem die Eltern und ihr Spitzenkandidat, welches Päckchen ihr Bewerber fortan zu tragen hat. Da die Patenschaft keine zivilrechtliche Bedeutung hat, sind die dabei ausgehandelten Pflichten jedoch in keiner Weise verbindlich. Auch sind die Zeiten vorbei, in denen der Pate im Todesfall der Eltern automatisch für das Kind sorgen muss. Sollten die Eltern in ihrem Testament oder einer notariellen Verfügung nicht ausdrücklich Pflegeeltern benennen, entscheidet das Jugendamt, bei wem das Kind am besten aufgehoben ist.
Tipps für das ehrenvolle Amt
Spickzettel für Eltern:
- Überlege dir, welche Vorstellungen du mit der Rolle des Paten verbindest, und setze deinen „Elternvertreter“ über deine Wünsche und Erwartungen in Kenntnis.
- Wähle eine Person, der du zutraust, dass sie dem Kind langfristig ein guter Wegbegleiter und Gesprächspartner sein kann.
- Pflege den Kontakt zum Paten. So erhöhst du die Chancen, dass die gute Beziehung zwischen ihm und deinem Kind lange anhält.
- Vornehme Zurückhaltung bei Fragen wie der Wahl des Geburtstagsgeschenks und der Entscheidung, wie der Pate und sein Schützling ihre gemeinsame Zeit gestalten, entspannen das Verhältnis ungemein.
- Ein Pate ist mehr als Geschenkelieferant oder Babysitter. Belagere ihn also nicht mit Anfragen und Wünschen und mache ihm vor allem kein schlechtes Gewissen, wenn er einmal weniger Zeit investieren kann.
Spickzettel für Paten:
- Erkundige dich, was für Erwartungen die Eltern mit einer Patenschaft verbinden, und frage, weshalb man genau dich auserkoren hat.
- Mach dir bewusst, dass eine Patenschaft sowohl Privileg als auch Verantwortung bedeutet. Denn als Pate bist du eine ganz besondere Bezugsperson für deinen kleinen Schützling.
- So gut du es auch meinst: Du sollst die Eltern nicht ersetzen, sondern unterstützen. Grundsätzliche Erziehungsfragen also immer mit ihnen abstimmen.
- Wertvoller als jedes Geschenk sind immer noch gemeinsame Erlebnisse. Ein festes Ritual wie regelmäßige Kinobesuche oder Bastelstunden können dabei helfen, das Band zu stärken.
- Wenn du glaubst, dass du nicht der richtige Kandidat für das Patenamt bist, solltest du damit nicht hinter dem Berg halten. Weder den Eltern noch ihrem Kind ist geholfen, wenn du aus einem Verpflichtungsgefühl heraus halbherzig den Kontakt hältst.
Was tun, wenn sich der Pate nicht mehr kümmert?
Im Idealfall ist die Beziehung zwischen Eltern und zukünftigem Paten so gefestigt, dass ein offener Austausch jederzeit möglich ist. Eine Patenschaft kann jedoch auch gestandene Verbindungen auf eine harte Probe stellen. Denn nicht immer wollen oder können die Erwählten den Vorstellungen gerecht werden. Aber auch die Eltern selbst können ein Lied von den Tücken des traditionsreichen Amtes singen, wenn der Pate seine Aufgabe beispielsweise all zu gut meint und sich immer wieder ungefragt in die Erziehung einmischt.
Manchmal lassen sich Konflikte trotz beidseitiger Bemühungen partout nicht aus dem Weg räumen. In solchen Situationen bleibt manchmal nichts, als die Patenschaft zu kündigen. Ganz spurlos bleibt die Trennung jedoch nicht in jedem Fall. Bei einer klassischen Taufpatenschaft lässt sich der Name des Paten nämlich in der Regel nicht aus dem Taufschein und dem Gemeindebuch streichen. Es gibt jedoch die Möglichkeit, einen neuen Paten nachtragen zu lassen. Ein solcher späterer Amtsantritt muss beim Taufpfarramt beantragt werden und kann dann beispielsweise in einem Gottesdienst abgehalten werden.
Kann ich auch ohne Taufe einen Paten benennen?
Die Zeiten, in denen die Wahl eines Paten allein jenen Eltern vorbehalten war, die ihr Kind taufen lassen wollten, sind zum Glück vorüber. Immer mehr frischgebackene Mütter und Väter entscheiden sich auch ohne kirchlichen Segen und frei von jeder Konfession dafür, einen lieben Wegbegleiter für ihr Kind zu suchen.
Da es keinerlei rechtliche Vorgaben in Sachen Patenschaft gibt, kann man jederzeit und frei nach Gusto einen oder mehrere Personen mit dem ehrenvollen Amt betrauen. Auch hat man freie Hand, wenn es darum geht, den besonderen Anlass zum unvergesslichen Ereignis zu machen. Ist man nicht Mitglied in irgendeiner Kirche, möchte man vielleicht eine kleine Feierstunde für den Nachwuchs abhalten. Eine liebe Geste und schöner Startschuss für eine vielleicht lebenslange Verbindung kann auch eine Dankesfeier für den Paten sein.