Myome: Fakten und Behandlungsmethoden
20 bis 40 Prozent aller Frauen im gebärfähigen Alter haben Myome, doch viele wissen nichts davon. Myome sind ungefährlich, doch sie können das Schwangerwerden erschweren und Probleme während der Schwangerschaft verursachen. Das sollten Sie wissen.
Was sind Myome?
Myome (Geschwulstbildungen der Gebärmuttermuskulatur) sind die häufigsten gutartigen Tumore und betreffen, da sie hormonabhängig wachsen, vor allem Frauen ab 35 Jahren. Die meisten Myome finden sich bei Frauen zwischen dem 45. und 54. Lebensjahr. Wenn die Hormonspiegel nach der letzten Regelblutung sinken, bilden sich Myome von selbst zurück.
Es besteht eine genetische, also familiäre Veranlagung zu Myomen, so dass man ihnen nicht vorbeugen kann. Myome können sehr klein sein, in manchen Fällen aber auch so groß wie eine Honigmelone werden. Häufig treten mehrere Myome auf.
Wie können sich Myome bemerkbar machen?
Folgende Beschwerden können auftreten:
- besonders lange und/oder starke, eventuell auch schmerzhafte Regelblutungen
- Schmerzen beim Geschlechtsverkehr
- gehäufter Harndrang oder Harninkontinenz (wenn das Myom auf die Blase drückt)
- Blähungen, Durchfall oder Verstopfung (wenn das Myom auf den Darm drückt)
- Schmerzen oder Druckgefühl im Becken, eventuell auch Bein- oder Rückenschmerzen (wenn das Myom z.B. auf Nerven drückt)
- ungewollte Kinderlosigkeit
- Probleme in der Schwangerschaft wie vorzeitige Wehen oder Wachstumsverzögerung des Babys bis hin zur Fehlgeburt
Nicht jedes Myom bereitet bei Kinderwunsch Probleme
Wächst ein Myom an der Außenseite der Gebärmutter, bereitet es meist keine Probleme, sofern es nicht sehr groß ist (unter 7 cm Durchmesser). Bei Myomen, die in der Muskelschicht der Gebärmutter liegen, kann die Einnistung des Embryos beeinträchtigt sein, sofern die Muskelgeschwulst größer als 3 bis 4 cm im Durchmesser ist. Wächst das Myom hingegen direkt unter der Gebärmutterschleimhaut (also in die Gebärmutterhöhle hinein), wird es die Einnistung des Eizelle mit hoher Wahrscheinlichkeit stören, auch wenn es klein ist.
Hat sich der Embryo trotz Myom eingenistet, kann das frühe Wachstum gestört sein, so dass es in den ersten zwölf Wochen zu einer Fehlgeburt kommt. Nach zwölf bis 14 Wochen ist die „gefährlichste“ Zeit vorbei, meist verläuft die Schwangerschaft dann komplikationslos. Eine Schädigung des Babys durch das Myom ist nicht zu erwarten.
Allerdings können Myome in der Schwangerschaft aufgrund des hormonabhängigen Wachstums sehr stark an Größe zunehmen (vor allem im ersten Schwangerschaftsdrittel), so dass es zu Schmerzen und Druckgefühl kommen kann. Myome können aber – vor allem im letzten Schwangerschaftsdrittel – auch wieder schrumpfen. Ein sehr großes Myom kann den Geburtskanal blockieren, dann muss ein Kaiserschnitt gemacht werden.
Welche Behandlungsmethoden gibt es?
Nicht jedes Myom muss behandelt werden. Bereitet es jedoch Beschwerden oder verhindert das Schwangerwerden, sollten Sie sich von Ihrem Frauenarzt beraten lassen, welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt und welche Methode für Sie am besten geeignet ist.
Wichtig: Nach der gebärmuttererhaltenden operativen Entfernung eines oder mehrerer Myome sollten Sie etwa drei bis sechs, teilweise auch bis zu zwölf Monate warten, bevor Sie (wieder) schwanger werden!
1. Myombehandlung mit Medikament
Eine Alternative zur Operation ist inzwischen die medikamentöse Behandlung von Myomen mit der so genannten Myom-Tablette "Esmya", die im Sommer 2015 auch für eine Langzeitanwendung zugelassen wurde. Bisher war eine Therapie mit "Esmya" und dem darin enthaltenen Wirkstoff Ulipristalacetat nur für die Behandlung vor einer geplanten Myom-Operation vorgesehen. Jetzt ist es betroffenen Frauen dagegen möglich, das Medikament bis zu zwölf Wochen lang täglich einzunehmen - und diesen Therapiezyklus mit entsprechenden Therapiepausen dazwischen unbegrenzt oft zu wiederholen. Im Idealfall ersparen sie sich so einen chirurgischen Eingriff, denn "Esmya" behandelt nicht nur die typischen Beschwerden von Myomen, wie lange Regelblutungen oder starke Regelschmerzen, sondern hemmt auch die Aktivität von Progesteron (= Gelbkörperhormon), einem körpereigenen Hormon, das neben Östrogen für das Wachstum von Myomen verantwortlich gemacht wird.
Die Wirksamkeit der "Myom-Tablette", die selbst kein Hormon ist, wurde in zwei Langzeitstudien bestätigt. Wie andere Präparate auch, die in hormonell gesteuerte Körpervorgänge eingreifen, gehören vor allem typische Bauch- und Unterleibsbeschwerden zu ihren möglichen Nebenwirkungen: Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen, Verdauungsstörungen, Regelunregelmäßigkeiten, verlängerte Regelblutung oder verstärkte Regelblutung.
2. Myome mit Hormonen behandeln
Alternativ dazu kann bei Myomen auch - wie seit langem üblich - ein synthetisches Gonadotropin Releasing Hormon-Analogon (GnRH-Analogon) eingesetzt werden, das die Ausschüttung von Geschlechtshormonen im Körper hemmt und so den Östrogen- und Progesteronspiegel senkt. Die Behandlung ist auf sechs Monate begrenzt.
Durch eine hormonelle Behandlung lässt sich der Körper quasi in die Wechseljahre versetzen, so dass die Myome schrumpfen. Nach Beendigung der Therapie, die meist für drei bis sechs Monate durchgeführt wird, beginnen sie jedoch wieder zu wachsen. Daher wird eine solche Behandlung hauptsächlich zur Verkleinerung von Myomen vor einer Operation eingesetzt. Als Nebenwirkungen können – aufgrund einer Verminderung der Hormonspiegel – typische Wechseljahresbeschwerden wie z.B. Hitzewallungen oder Stimmungsschwankungen auftreten. Während einer hormonellen Behandlung können bzw. dürfen Sie nicht schwanger werden.
Wenn Sie verhüten wollen, kommt eine Hormonspirale in Betracht. Diese wird über die Scheide in die Gebärmutterhöhle eingesetzt und gibt dort kontinuierlich synthetische Gelbkörperhormone ab, die den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut hemmen und gleichzeitig typische Myombeschwerden (nicht aber das Myomwachstum!) reduzieren können. Eine Hormonspirale kann drei bis fünf Jahre in der Gebärmutter bleiben.
Es gibt keine Hinweise, dass die Einnahme der Pille das Myomwachstum positiv beeinflussen könnte.
3. Nicht-operative Behandlungsmöglichkeiten
Es gibt zwei relativ neue Methoden, Myome ohne Operation und unter Erhalt der Gebärmutter zu verkleinern. Beide Verfahren werden nicht bei bestehendem Kinderwunsch empfohlen, da nicht sicher erwiesen ist, dass die Fruchtbarkeit erhalten bleibt. Prinzipiell ist danach eine Schwangerschaft aber nicht ausgeschlossen.
Die so genannte Myomembolisation kann nur in speziellen Zentren in enger Zusammenarbeit zwischen einem Röntgenarzt und einem Gynäkologen durchgeführt werden. Dabei wird unter Röntgenkontrolle in örtlicher Betäubung über die Beinarterie eine dünne Sonde (= Katheter) bis in die Gebärmutterarterie vorgeschoben. Durch den Katheter werden kleine Kunststoffpartikel in die Blutgefäße gespritzt, die die Myome versorgen, sodass die Myome absterben und schrumpfen.
Beim fokussierten Ultraschall, einem sehr aufwändigen Verfahren, das für einzelne Myome geeignet ist und nur in wenigen spezialisierten Zentren angeboten wird, werden Myome durch gebündelte Ultraschallwellen erhitzt und damit zerstört. Damit das Myom zielgenau von den Ultraschallwellen getroffen wird, wird die Behandlung unter Kontrolle im Magnetresonanztomographen (= MR) durchgeführt. Daher wird die Methode auch als MRgFUS (MR-gesteuerter fokussierter Ultraschall) bezeichnet.
4. Operative Behandlungsmöglichkeiten
Wenn kein Kinderwunsch mehr besteht, kann eine Entfernung der Gebärmutter (Hysterektomie) über Bauchschnitt, über die Scheide oder laparoskopisch („Schlüssellochoperation“) erfolgen.
Bei Kinderwunsch kommen nur gebärmuttererhaltende Operationsmethoden infrage. Hierbei werden die Myome in Vollnarkose aus der Gebärmutter entfernt (ausgeschält). Je nach Lage, Größe und Anzahl der Myome kommen verschiedene Verfahren zur Anwendung:
- Durch die Scheide können in die Gebärmutterhöhle hineinragende Myome schonend mit einer Elektroschlinge abgetragen werden.
- Bei einer laparoskopischen Operation („Schlüssellochoperation“) werden Instrumente über die Bauchdecke und den Bauchnabel eingeführt, mit denen Myome auf der Gebärmutteroberfläche oder in der Gebärmutterwand entfernt werden.
- Ein Bauchschnitt kann sinnvoll sein, wenn sehr viele Myome zu entfernen sind und dabei auch das Innere der Gebärmutterhöhle eröffnet werden muss.
Daneben gibt es ganz neue, bisher noch nicht etablierte, experimentelle Verfahren im Rahmen von Studien. Ähnlich wie bei der Myomembolisation werden bei der Myolyse (durch gebündelte Energie = Laser oder Strom) oder Kryomyolyse (durch Kälte) die das Myom versorgenden Blutgefäße verödet, so dass das Myom abstirbt. Bei der LUAO (engl. Laparoscopic Uterine Artery Occlusion) wird die Gebärmutterarterie (Arteria uterinae) im Rahmen einer Bauchspiegelung („Schlüssellochoperation“ in Vollnarkose) verschlossen.
Weitere Informationen z.B. unter http://www.uterusmyomatosus.net/