Gärtnern mit Kindern
An die Beete – fertig – los! Kinder sind meist leicht fürs Gärtnern zu begeistern. Und wer keinen Garten hat, zieht seine Pflanzen auf dem Balkon oder auf dem Fensterbrett. Das geht auch, wenn das Kind erst drei oder vier Jahre alt ist...
Naturkunde für Großstadtkinder
Natur anschaulich erleben
Max (4) platzt fast vor Stolz: „Hab ich selbst gesetzt“, sagt er und zeigt seiner Mutter zwei kleine schrumplige Kartoffeln. Die hat er im letzten Herbst in Opas Garten gesetzt, und jetzt sind sie reif. Natürlich gibt es zum Abendessen Pellkartoffeln mit Kräuterquark – eine Mini-Kinderportion nur, aber Max, der sonst Kartoffeln nur in Stäbchenform verzehrt, schmeckt’s wie selten.
Anschaulicher kann man Natur kaum erleben als beim Gärtnern. Gerade Großstadtkinder lernen zu begreifen, wie aus einem kleinen Samenkorn eine imposante Blüte oder ein dicker Kürbis wird. Auf spielerische Weise nähern sich Kinder der Natur und erfahren, dass Pflanzen Lebewesen sind, die wachsen und sich verändern – auch, wenn sie nicht lachen oder weinen können.
Unkraut jäten – aber gerne!
Wird es nicht zur routinemäßigen, lästigen Pflicht, können auch Unkraut jäten und Gras rechen Spass machen. Beim Jäten entdeckt man garantiert Regenwürmer, Schnecken, Käfer oder anderes Kleingetier. Und vielleicht springt sogar ein Heuhüpfer aus dem frisch gemähten Gras Gartenarbeit ist eine sinnliche Erfahrung. Hörst du, wie die Bienen summen, die Vögel singen? Fühlst du den Unterschied zwischen trockener und feuchter Erde? Riechst du, wie fein die Rose duftet? Schmeckst du den würzigen Geschmack der Kresse auf dem Butterbrot? Siehst du die vielen verschiedenen Grünstöne auf der Wiese? Kein Sinn, der hier nicht angesprochen wird. Wie nebenbei lernen Kinder bei der Gartenarbeit eine Menge über ökologische Zusammenhänge, über Jahreszeiten. Sie lernen Verantwortung und haben große und kleinere Erfolgserlebnisse. Wie lecker schmeckt die erste selbst gezogene Tomate! Wie schön blühen die Ringelblumen!
Gartenarbeit als Übung des praktischen Lebens
Es hat seinen Grund, weshalb die große Reformpädagogin Maria Montessori Blumen- und Gartenpflege zu den von ihr so benannten und für’s kindliche Heranwachsen unabdingbaren „Übungen des praktischen Lebens“ zählte. Zu sehen, wie sich eine Pflanze entwickelt, vom winzigen Keim bis zur tollen Blüte. Warten lernen. Zu beobachten, wie die Blüte in ihrer Knospe jeden Tag ein bisschen weiter wächst. Zu sehen, wie die Tomaten über Nacht rot geworden sind. Zu begreifen, dass eine Pflanze verdurstet und verdörrt, wenn man sie nicht gießt. Apropos gießen – nach Maria Montessori ist das eine der wichtigsten Übungen. Denn das punktgenaue Wässern und Absetzen der Kanne schult die Motorik und ist eine der wichtigsten Vorübungen zum Schreiben lernen.
Was können kleine Gärtner wann?
Kleine Kinder lieben es, im Sandkasten im Garten zu spielen. Graben, Sandkuchen backen, Käfer fangen. Wenn Mutter oder Vater ein paar Meter weiter die Hecke schneiden oder neue Pflanzen in der Erde versenken, dann erwacht die kindliche Neugierde ganz von allein. Besonders gerne gärtnern sie, wenn sie Schaufel, Rechen, Hacke Gießkanne oder Handschuhe in Miniformat bekommen – gibt’s im Baumarkt.
- mit zwei Jahren: (mit Mama oder Papa): Gießen, Blumenzwiebeln setzen
- ab drei: mit der Hacke die Erde lockern, Unkraut jäten. Kresse säen (geht auch drinnen)
- Vorschulkinder: Gemeinsam mit den Eltern Pflanzen setzen – oder einen Topf mit der Lieblingsblume schenken. Feuerbohnen auf Küchenpapier vorkeimen lassen.
- Schulkinder: Zeit für’s eigene kleine Beet.
Achtung, giftig!
Nicht alle Pflanzen eigenen sich in einem Familiengarten. Deshalb: Hände weg von Giftpflanzen! Zu den giftigen Gehölzen gehören Eibe, Goldregen, Thuja, Pfaffenhütchen, Seidelbast und Buchs. Stauden und Blumen wie Herbstzeitlose, Maiglöckchen, Eisenhut, Christrose, Lupien, Engelstrompete, Wandelröschen und Oleander sind zwar schön, aber ebenfalls giftig. Das gilt auch für Gartenblumen wie das Löwenmäulchen.
Kinder-Favoriten im Beet
...sind alle Pflanzen, die schnell in die Höhe schießen oder nach kurzer Zeit eine schicke, farbintensive Blüte entfalten. Denn Kinder wollen ihren Erfolg sehen. Und das möglichst rasch. Kapuzinerkresse zum Beispiel ist so ein schnellwüchsiger, unkomplizierter Erfolgsgarant. Sonnenblumen, knallgelbe Ringelblumen, Duftwicken, Löwenmäulchen, Strohblumen oder Zinnien.
Bei den Nutzpflanzen gehören Tomaten, Erdbeeren, Kräuter, Zuccini, Erbsen (brauchen eine Kletterhilfe) und – wegen ihrer Größe besonders eindrucksvoll – Kürbisse zu den Favoriten im Kinderbeet.
Einfach drauflos gärtnern!
Im Garten ist das ganze Jahr über Saison. Spielen, beobachten – und natürlich wie die Großen mitgärtnern. Unser Fahrplan für ein Gartenjahr mit Kindern:
Januar und Februar:
- Bohnen auf feuchte Wattebäusche legen und auf der Fensterbank keimen lassen
- Vögel füttern und beobachten
- Falls es geschneit hat: Tierspuren im Garten lesen lernen
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März und April:
- Es geht los! Wer im Herbst fleissig Zwiebeln im Boden versenkt hat, kann nachschauen, wo die ersten Frühblüher hervorspitzen. Und beobachten, wann die Knospen der Bäume endlich aufspringen. Ansonsten: Beim Gärtner Narzissen, Stifmütterchen, Winterlinge und Primeln kaufen und selbst ein Frühlingsbeet anlegen.
- Falls ein Teich vorhanden ist: Nach Kaulquappen Ausschau halten.
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Mai:
- (Kinder)-Beet anlegen Achtung! Sämlinge erst nach den Frösten umsetzen.
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Juni, Juli, August:
- Hochzeit im Garten! Pflegen und gießen, bald auch ernten: Im Juni Erdbeeren, und bald auch Himbeeren, Kirschen und Johannisbeeren. Auch Zuccini, Tomate und Co werden reif. Lecker!
- Es blüht überall. Lassen Sie Ihre kleinen Gärtner selbst Sträuße zusammenstellen.
- Ein Muss: eine Nacht im Gartenzelt.
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September:
- Erntezeit: Salate und Gemüse, Frühäpfel und Pflaumen sind verzehrfertig.
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Oktober:
- Runter vom Baum mit den letzten Äpfeln. Sind die Kartoffeln schon so weit? Dann Einladungen schreiben zur Kartoffelparty: Die lassen sich prima im Feuer garen.
- Kürbisse ernten für Halloween
- Laub zusammenrechen
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November:
- Bevor der Frost kommt: Blumenzwiebeln für Frühblüher setzen.
- Immer noch Laub im Garten: Räuberhöhle bauen. Schubkarrenrennen macht Spass.
- Winterquartier für Freund Igel zurechtmachen. Dafür genügt ein Laub- oder Reisighaufen in einer ruhigen Gartenecke. Achtung: Laub nie verbrennen. Denn in den Flammen sterben viele kleine Käfer und Insekten.
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Dezember:
- Schneemann bauen
- Vögel füttern
Zum Weiterlesen:
Rosa Wolf: Kinder im Garten, blv-Verlag 12,95 Euro.
Veronique Péllisier: Das große Garten- ABC: Gärtnern mit Kindern, Fleurus-Verlag, 14,90 Euro