Verhüten nach der Geburt
Während der Stillzeit kann frau nicht schwanger werden - das ist ein Ammenmärchen. Verhütung muss auch nach der Geburt ein Thema sein.
Pille nach Schwangerschaft: Stillen allein schützt nicht
Während der Schwangerschaft stellt sich das Thema Empfängnisverhütung viele Monate gar nicht. Vergiss deshalb nach der Geburt nicht, dich wieder darum zu kümmern.
Die alte Mär von der "Hormonabwehr" während der Stillzeit darf auf keinen Fall ernst genommen werden. Viele Frauen glauben nämlich immer noch, dass sie nicht schwanger werden, solange sie voll stillen. Das stimmt nicht ganz. Das Stillen hat wohl eine verhütende Wirkung. Ganz darauf verlassen solltest du dich allerdings nicht. Untersuchungen haben gezeigt, dass fünf bis zehn Prozent aller stillenden Mütter trotzdem schwanger werden.
In der Routine vergessen
Nach den Strapazen der Geburt und den anstrengenden ersten Tagen und Wochen mit dem Baby denken wohl die wenigsten jungen Mütter an Sex. Das kann sich aber schnell ändern, sobald etwas Routine in das neue Familienleben eingekehrt ist. Für die verhütende Wirkung des Stillens ist das Hormon Prolaktin verantwortlich. Es sorgt dafür, dass in den Brustdrüsen Milch gebildet und dann immer wieder produziert wird. Durch den erhöhten Prolaktinspiegel wird die Arbeit der Eierstöcke weitgehend unterdrückt. Aber eben nur weitgehend. Wenn du auf Nummer Sicher gehen willst, musst du verhüten.
Auf der sicheren Seite
Nicht immer kannst du dieselbe Methode wie vor der Schwangerschaft wählen. So solltest du zum Beispiel die Pille nicht nehmen, wenn du stillen willst. Der Östrogen-Anteil der kombinierten Östrogen-Gestagen-Pille würde die Milchproduktion bremsen. Außerdem bekommt das Baby den "Hormoncocktail" teilweise über die Muttermilch eingeflößt. Etwas günstiger beurteilen Ärzte die Minipille, da sie nur Gestagen enthält. Sie verhindert nicht den Eisprung, sondern macht den Schleim im Muttermund für die Samenfäden undurchlässig. Die Mini-Pille kann etwa ab der sechsten Woche nach der Geburt genommen werden. Gestagen hemmt die Milchbildung nicht. Allerdings musst du davon ausgehen, dass dein Baby winzige Hormongaben mit der Muttermilch einsaugt. Doch die weit verbreitete Verhütungsmethode "Pille" ist bei weitem nicht die einzige. Wir stellen dir nachfolgend verschiedene vor. Jede Frau muss für sich selbst entscheiden, welch Methode für sie optimal ist. Diese Faktoren solltest du bedenken:
- Wie sicher ist die Methode?
- Welchen Einfluss hat sie auf das Stillen?
- Wie hast du bisher verhütet?
- Hast du zur Zeit häufig Geschlechtsverkehr oder eher selten?
- Wünschst du dir noch weitere Kinder?
- Wann möchtest du wieder schwanger werden?
Die Pille
Immer noch das am häufigsten gewählte Verhütungsmittel ist die Pille. Gerade jüngere Frauen bevorzugen diese Verhütungsmethode, während mit zunehmendem Alter ein Widerstand gegen die tägliche Hormondosis wächst. Zuviel Chemie, zuviel Künstliches im Leben.
Welche Pille ist in deinem jetzigen Zustand die richtige?
Die Minipille. Sie ist ein reines Gestagenpräparat und verändert den Schleim am Muttermund, verhindert aber nicht den Eisprung. Er wird zäh, dickflüssig und damit undurchdringlich für die Samenfäden des Partners. Sie muss auf die Stunde genau eignenommen werden.
Alternative: Die Dreimonatsspritze. Der Arzt spritzt das reine Gestagenpräparat alle drei Monate in den Pomuskel oder in den Oberarm.
Kupfer- oder Hormonspirale
Sie ist nach der Pille heute die zweithäufigste Verhütungsmethode. Kein Wunder: Sie ist sicher und macht weitere Verhütungsüberlegungen erst einmal für eine längere Zeit überflüssig (Kosten: etwa 180 Euro ). Frauen, die gerade ein Kind geboren haben, sollten allerdings mindestens acht bis zwölf Wochen warten, bis sie sich eine Spirale legen lassen – besser noch ein halbes Jahr. Sonst könnte die noch empfindliche Gebärmutter gereizt werden.
Das Prinzip der Spirale funktioniert folgendermaßen: Sie besteht zum Beispiel aus flexiblem Kunststoff, der mit einem dünnen Kupferdraht umwickelt ist. Der Arzt setzt die Spirale in die Gebärmutterhöhle ein. Der Kupferdraht gibt ständig kleine Mengen des Metalls ab und verändert so das Milieu in der Gebärmuterschleimhaut, im Gebärmutterhals und im Eileiter. Deshalb bewegen sich die Samenfäden nicht mehr so gut und erreichen die Eizelle nicht. Gewöhnlich hält die Wirkung der Spirale zwei Jahre vor. Dann muss der Arzt sie erneuern.
Auch die Hormonspirale Mirena wird in die Gebärmutter eingelegt, setzt dort aber täglich eine kleine Menge Gestagen frei (Kosten um 350 Euro für ca. fünf Jahre). Der Nachteil: auch hier gilt es Wartezeiten nach der Geburt einzuhalten, die du am besten mit deinem Gynäkologen absprechen solltest. Da Mirena sozusagen vor Ort wirkt, ist die Hormondosierung geringer als bei einem weiteren neuen Hormonimplantat: Implanon.
Das Hormonimplantat
Eine der sichersten Methoden ist das Hormonimplantat (Kosten: ca. 350 Euro für drei Jahre). Mit einer Versagerquote von nahezu null gilt diese Methode als besonders zuverlässig - wenn sie vom Arzt richtig eingesetzt wird. Vorteil für Frauen, die gerade entbunden haben: Das Implantat wird nicht direkt in die Gebärmutter eingesetzt, sondern unter lokaler Betäubung wird ein vier Zentimeter langes und zwei Millimeter dickes Kunststoff-Stäbchen durch einen zwei Millimeter langen Schnitt an der Innenseite des Oberarms unter die Haut geschoben.
Das Implantat gibt täglich eine geringe Menge Gestagen in den Körper ab. Über die Blutbahn erreichen die Hormone jene Schaltstellen, die für den monatlichen Zyklus zuständig sind. Nachteil: Bei Implanon wie bei Mirena treten die monatlichen Blutungen verändert auf: es kann eventuell zu einer Zwischenblutung kommen, bei einem Viertel aller Frauen bleibt die Regel nach ein paar Monaten ganz aus, bei einem weiteren Viertel wird sie schwächer und bei jeder zehnten Frau stärker.
Die Temperatur-/Billings-Methode
Anhand der Körpertemperatur kannst du den Zeitpunkt des Eisprunges relativ genau bestimmen. Voraussetzung: du misst jeden Tag mit einem digitalen Thermometer (Kosten: ca. 7 Euro oder Zycluscomputer, Kosten: 130 bis 500 Euro) zur gleichen Uhrzeit morgens die Temperatur. Nach dem Eisprung steigt sie an drei aufeinanderfolgenden Tagen um etwa zweizehntel Grad an. Aber so erfährst du eben erst nach dem Eisprung von diesem Ereignis - vielleicht zu spät!
Deshalb kombinieren die meisten Frauen die Temperaturmessung mit der Billingsmethode (nach Evelyn und John Billings). Sie beobachten den natürlichen Schleim im Gebärmutterhals, den Zervixschleim, der sich während der Zyklusphase verändert. Kurz vor dem Eisprung wird er dünnflüssig und ziehbar. Er sieht glasig aus und lässt sich zwischen zwei Fingern zu einem Faden ziehen. Jetzt haben die fruchtbaren Tage begonnen, in denen sich die Samenfäden ihren Weg zur Gebärmutter bahnen können. Vier bis fünf Tage behält der Schleim diese durchlässige Konsistenz, danach wird er wieder dickflüssiger. Die "Gefahr", schwanger zu werden, nimmt ab.
Diese Methode ist völlig natürlich, erfordert aber sehr viel Disziplin und Beobachtung und vor allem einen relativ regelmäßigen Zyklus. Nachteil: Durch unruhige Nächte mit dem Baby kommt es häufiger zu Temperaturschwankungen, sodass man sich vor allem auf die Beurteilung des Zervixschleims verlassen muss. Und dazu braucht man einige Erfahrung. Der Vorteil: Der Partner kann sich aktiv beteiligen. Er muss sogar. Denn an den "fruchtbaren" Tagen braucht das Paar einen zusätzlichen Schutz – wenn es nicht ganz auf Sex verzichten will. Diese Methode ist – wenn überhaupt - nur geeignet, wenn Frauen schon vor der Geburt viel Erfahrung mit ihr gesammelt haben.
Das Kondom
Wenn sie richtig angewendet werden, sind Kondome ein sehr sicheres Verhütungsmittel (Kosten: ab ca. 0,50 Euro pro Stück). Sie greifen nicht in den Hormonhaushalt ein und sind einfach zu handhaben. Und sie haben noch einen weiteren Vorteil außer dem der Verhütung: Solange der Wochenfluss anhält (bis zu sechs Wochen), bleibt die Infektionsgefahr groß, weil die Gebärmutter noch nicht vollständig ausgeheilt ist. In dieser Zeit schützt das Kondom auch vor Unterleibsentzündungen. Trotzdem haben viele Paare Vorbehalte dagegen. Fühlen sich durch die Unterbrechung des Liebesaktes gestört oder haben nicht so differenzierte Empfindungen. Das ist – wie jede Art der Verhütung – eine Sache der Einstellung. Es lohnt sich, über sie nachzudenken.
Diaphragma, Portiokappe, Lea
Auch diese drei "Barriere-Verhüter" greifen nicht in den Hormonhaushalt ein. Allerdings haben sie keine keimschützende Wirkung wie das Kondom (Kosten: Diaphragma: ca. 22 Euro , Portiokappe: um 35 Euro, Lea: um 40 Euro).
Alle drei kappenartigen Verhütungsmethoden funktionieren nach dem gleichen Prinzip. Sie werden über den Muttermund geschoben und bilden gegen den Samen eine Barriere. Vorher trägt man zur Sicherheit ein samenabtötendes Gel auf. Der Umgang mit dem Diaphragma ist gewöhnungsbedürftig und braucht etwas Übung. Deshalb kann diese Art der Verhütung nur Frauen empfohlen werden, die schon vor der Schwangerschaft Erfahrung damit gesammelt haben. Nachteil: Nach der Geburt solltest du das Diaphragma sowohl wie die Portiokappe neu anpassen lassen, denn durch die Entbindung ist der Muttermund größer geworden. Die Portiokappe und Lea können mehrere Tage liegen bleiben – im Gegensatz zum Diaphragma. Dafür lässt sich dieses wiederum relativ leicht und unkompliziert einsetzen und wieder entfernen. Lea gibt es nur in einer Einheitsgröße und es ist relativ schwer. Manche Paare fühlen sich dadurch gestört. Welche Barrieremethode am angenehmsten ist, muss jedes Paar ausprobieren.