Hüpfen und toben im Kinderzimmer
Kinder wollen sich bewegen - auch in ihrem Zimmer. Aber häufig ist Spielzeug für diese Zwecke zu sperrig, zu schwierig anzubringen oder zu teuer. Unsere Autorin hat Ausschau nach sinnvollem Bewegungsspielzeug gehalten und einige Produkte getestet.
- Schaukeln, springen, balancieren - im hellhörigen Mini-Kinderzimmer?
- SPRINGEN: Minitrampolin oder Hüpfpolster?
- ABREAGIEREN: Kopfkissen oder Punching Ball?
- BALANCIEREN: Therapiekreisel oder Balancierset?
- SCHAUKELN: Kinderschaukelstuhl oder Schaukelbanane?
- WERFEN: Dosen, Basketballkorb oder Zielringe?
- GESELLSCHAFTSSPIELE: "Twister" (von MB Spiele) oder "Fit und Clever, das knifflige Bewegungsdomino" (von Ravensburger)?
Schaukeln, springen, balancieren - im hellhörigen Mini-Kinderzimmer?
Nicht jeder hat ein Tobeparadies im Keller
„Kinder bewegen sich heutzutage viel zu wenig!“, mahnen Wissenschaftler, Erzieher und Kinderärzte im Chor, und wo sie mahnen, da folgt der vermeintlich geniale Vorschlag: „Gestalten Sie das Kinderzimmer doch einfach zum Abenteuerspielplatz um!“ auf dem Fuße. Rutsche am Bett, Schaukel im Türrahmen, Tarzanseil an der Decke, Sprossenwand und Riesen-Schaumstoffbausteine, das hört sich ja auch erst mal ganz toll an, und wer ein Haus mit Turnraum im Keller sowie das nötige Kleingeld hat, kann so ein Tobeparadies für seine Kindergartenkinder oder Schulanfänger sicher schön herrichten.
Zu sperrig, zu laut, zu teuer
In einer 85qm-Mietwohnung jedoch, womöglich im hellhörigen Altbau, ist das eher schwierig. Zwei Betten, Schrank, Regal und Schreibtisch füllen das Kinderzimmer schon fast komplett aus, dazwischen bleibt gerade noch Platz genug, um einen Schienenkreis für die Holzeisenbahn aufzubauen. Große Geräte wie die Hochbettrutsche würden noch das letzte bisschen Bewegungsfreiheit einschränken. Die Altbaudecke hält Seile oder Strickleitern oft nicht aus und der Eigentümer würde den Mietern was husten, würden sie die Holzrahmen der Flügeltüren, original von 1907, anbohren, um eine Schaukel anzubringen. Manches fällt in die Kategorie „zu sperrig und zu teuer“ (279 Euro für elf Schaumstoffbausteine bei Jako-o! 698 Euro für den „Kletterdschungel“ bei sprossenwand.de!), anderes macht bei der Benutzung zu viel Lärm (Dosenstelzen auf Parkett, die Nachbarn von unten werden sich bedanken!). Gewisse Geräte sind auch schlicht zu gefährlich, wenn unberechenbare Gastkinder das Kinderzimmer entern, denn wer will schon den ganzen Nachmittag neben dem Turnturm stehen und aufpassen, dass die fünfjährigen Kita-Freunde die zweijährige Schwester nicht herunterschubsen?
Sinnvolles Bewegunsspielzeug - verzweifelt gesucht!
Natürlich braucht man nicht unbedingt besondere Spielgeräte, um bei Kindern den Spaß an der Bewegung zu fördern. Klar kann man mit ihnen auch Purzelbaum schlagen üben oder „Stopptanz“ spielen. Nur welche Eltern haben Zeit und Nerven, den ganzen Nachmittag lang den Animateur zu machen? Das eine oder andere sinnvolle Bewegungsspielzeug, an dem der etwa zwei- bis sechsjährige Nachwuchs seine überschüssige Energie abreagieren kann, wenn es zu spät oder zu regnerisch ist, um auf den Spielplatz zu gehen, wäre schon nicht schlecht. Allerdings sollte es möglichst nicht zu viel Platz im Kinderzimmer wegnehmen, keine Montiermaßnahmen in Decken und Wänden erfordern, von den Kindern ohne Erwachsenenhilfe benutzt werden können, bei der Benutzung möglichst wenig Lärm verursachen und nicht zu teuer sein. Ganz schön hohe Ansprüche – aber so sind Eltern, wenn es um die Ausstattung für ihre Kleinen geht, und das zu Recht!
Tanzteppich und nummerierte Gummifüße
Wer das Stichwort „Bewegungsspielzeug“ in einer Internet-Suchmaschine eingibt, stößt zunächst auf Unmengen von Angeboten, auf die die genannten Auswahlkriterien zutreffen. Doch schon auf den zweiten Blick verlieren viele dieser Produkte ihre Faszination. Da wären zum Beispiel die „Steps“ von Erzi (ca. 30 Euro bei Amazon), ein Set aus elf nummerierten Gummifußsohlen, die zu verschiedenen Schrittübungen ausgelegt werden können. Doch welches Kind möchte wohl länger als drei Minuten schön artig „gegrätschtes Laufen“ oder „Fuß übersetzen“ trainieren? Ein Tanzteppich (von Smoby, ca. 60 Euro bei Amazon), der verschiedene Melodien spielt, zu denen das Kind im Takt auf die Fußmarkierungen treten soll, mutet ebenfalls reichlich albern an. Schließlich soll der Nachwuchs nicht bei MTV auftreten, sondern sich einfach nur austoben. Und wenn da Tanzen gefragt ist, stellt man ihm besser einen unempfindlichen CD-Player ins Kinderzimmer und drückt ihm eine alte Scheibe von den Beach Boys in die Hand.
Die Suche nach geeignetem Bewegungsspielzeug gestaltet sich schwieriger als gedacht. Wir haben darum für Sie recherchiert und getestet.
SPRINGEN: Minitrampolin oder Hüpfpolster?
Wenn Kinder zu viel Energie haben, tun sie eins ganz automatisch: hüpfen. Auf dem Bett (das arme Lattenrost!), auf dem Sofa (die armen Polster!) oder einfach so durch die Wohnung. Als Alternative bietet sich ein Minitrampolin (ab ca. 1m Durchmesser) an. Allerdings ist der Hüpfspaß darauf nicht im Entferntesten so groß wie auf einem Turnhallentrampolin, denn die Sprungfläche ist zu klein (wesentlich kleiner als der Durchmesser), um selbst einen einfachen Sitzer darauf zu versuchen, und für Kinder zu hart, um wirklich schön zu springen. Die Idee, das Minitrampolin dem vierjährigen Malte zum Ausprobieren zu geben, der mit Begeisterung einmal die Woche zum Trampolinkurs geht, erweist sich denn auch als kontraproduktiv, weil er sich mehr davon versprochen hat und entsprechend enttäuscht ist. Er springt zwar immer mal wieder, aber dann höchstens ein, zwei Minuten am Stück. Minitrampoline gibt es in verschiedenen Preisklassen, von reinen Spaßgeräten z.B. von DEMA für ca. 25 Euro bei Amazon, bis hin zum echten Fitnessgerät, z.B. dem „Trimilin Med“ (Foto oben) für ca. 165 Euro bei Medi Sport. Allzu sparsam sollte man nicht sein, denn bei den billigen Produkten leiern die Sprungfedern schnell aus oder sind nicht gut genug gegen neugierige Kinderfinger gesichert. Wenn es sich ausgesprungen hat, stellt sich die Frage: Wohin mit dem Ding? Auch bei nur 1m Durchmesser nimmt es im Kinderzimmer wertvollen Platz weg. Da bleibt nur: Beine abschrauben bzw. einklappen und das flache Sprungbrett hinter den Schrank rollen, denn unterm Kinderbett würde eine gefährliche Stolperkante hervorschauen. Es gibt auch faltbare Trampoline (z.B. für ca. 40 Euro von Hudora bei Amazon), die komplett im Schrank verschwinden. Doch wenn das Gerät erst so gut verstaut ist, ist es für die Kinder unerreichbar geworden und das ist ja auch nicht der Sinn der Sache.
Da scheint das Hüpfpolster von Jako-o (für Kinder bis 40kg) praktischer (Foto links). Zwar ist es für 99 Euro nicht eben günstig, passt aber mit 17cm Höhe bequem unter ein normales Bett. Mit 97x70cm nimmt es sogar noch weniger Platz weg als ein Minitrampolin, wobei die reine Sprungfläche größer ist, denn das Hüpfpolster kann bis an den Rand belastet werden. Allerdings genau wie das Trampolin immer nur von einem Kind. Unser kleiner Tester Malte schafft es mit etwas Anstrengung alleine, das 7-Kilo-Teil unter dem Bett hervorzuzerren und in Position zu bringen. Und dann geht’s los, und zwar ganz schön hoch durch die Luft und so wild, dass Kleiderschrank und Regale gleich mitwackeln und -klappern. Das begeistert Maltes Mutter nicht gerade, und sie lässt ihren Sohn an verschiedenen Stellen im Kinderzimmer Probe springen, ohne die optimale Position für das Polster zu finden. Aber sie freut sich trotzdem: „Wenigstens powert sich der Junge mit dem Ding mal ordentlich aus. Der hat nämlich selbst nach einer Fahrradtour noch so viel Energie, dass er nicht weiß, wohin mit sich.“ Die Sprungfedern des Hüpfpolsters sind scheinbar besser auf das Kindergewicht abgestimmt als die des Trampolins, so wie überhaupt das ganze Gerät kinderfreundlich ist: waschbarer Bezug, komplett versteckte Stahlfedern, rutschfeste Unterseite. Mario will gar nicht mehr mit dem Springen aufhören, obwohl auch das Hüpfpolster nicht für Kunststücke geeignet ist, und wenn er doch mal nicht mehr kann, findet er es auch als Kuschelliege gemütlich. Was uns daran erinnert, dass es genau genommen nichts anderes ist als eine stabile Matratze. Und davon zwei übereinander gelegt machen Kindern sicher genauso viel Spaß –wenn man denn genug Platz dafür hat. In kleinen Kinderzimmern ist das Hüpfpolster keine schlechte Alternative.
Übrigens, der Nachbar von unten wird weder das Trampolin, noch das Hüpfpolster mögen, denn ein dumpfes Sprunggeräusch entsteht immer. Und obwohl das Polster weniger Stolperkanten hat, gilt für beide Geräte: Ein wachsames Elternauge sollte in der Nähe bleiben. Je wilder die Kinder toben und je mehr von ihnen mit dem Gerät zugange sind, desto leichter springen sie aus Versehen daneben und laufen Gefahr umzuknicken oder sich an den Möbeln zu stoßen.
ABREAGIEREN: Kopfkissen oder Punching Ball?
Wenn der fünfjährige Sven seine dreijährige Schwester mal wieder grundlos schubst oder im Vorbeigehen gegen Schränke und Türen tritt, weil er irgendwie geladen ist, sagt seine Mutter immer zu ihm: „Hör auf, uns mit deiner schlechten Laune zu nerven, und nimmt dir ein Kopfkissen zum Reinboxen!“ Natürlich macht er das nie, es scheint ihm wohl absurd, sein armes Bett zu verprügeln. Fakt ist: Wenn Kinder wie Sven Energie oder gar Aggressionen abreagieren müssen, hilft es nicht, ihnen einen Hula-Hoop-Reifen zu geben, damit sie sich ein bisschen bewegen (gute Reifen ca. 11 Euro bei mueller-spielgeraete.de, einfachste Ausführung unter 3 Euro bei Amazon). Dann müssen sie sich ein halbes Stündchen so richtig verausgaben, um danach auch wieder runterschalten zu können. Es gibt dafür ein Sportgerät fürs Kinderzimmer, bei dem die Meinungen allerdings ganz schön auseinander gehen: die Boxbirne. Auf gutefrage.net erkundigt sich „AntonBerlin“: „Hat jemand von euch einen Punching Ball zu Hause? Ist er als Spielzeug geeignet?“ Die Antworten reichen von: „Sicher gibt es für Kinder passendere Geräte zum Spielen!“ bis „Jedes Kind kann sich jederzeit mit allem wehtun! Versuch’s doch einfach!“
Die Kritiker haben sicher den „Punching Ball Stress Buster“ (Foto rechts oben) noch nicht gesehen (ca. 13 Euro über Eurodirekt bei Ebay, „Kindergarten Punchingball“ als Suchwort eingeben oder unter 0511 – 69099080 nachfragen). Dieses Einsteigergerät mit diversen Sicherheits-Prüfabzeichen wurde für Kindergärten entwickelt und dort auch getestet. Es ist nur 34cm hoch und muss nicht wie ein Sandsack in die Decke geschraubt werden, sondern hält per Saugfuß am Boden oder auf dem Tisch und horizontal im Türrahmen oder an der Schrankwand, je nachdem, für welche Körpergröße es gebraucht wird. Dort schwingt der Punching Ball, wenn er ordentlich verdroschen wird, dann vorwärts, rückwärts, seitwärts und rundherum, ohne dabei eine Gefahr für Kinder darzustellen. Der „Stress Buster“ wird für 2 ½- bis 6jährige empfohlen.
Ältere Nachwuchsboxer kommen dann schon mit einem Punching Ball, wie man ihn kennt, klar: mit wasserbefüllbarem Standfuß und Boxhandschuhen (z.B. die Kindervariante von Hudora (Foto links), verstellbar von 100 bis 130cm für ca. 40 Euro bei Amazon).
BALANCIEREN: Therapiekreisel oder Balancierset?
In der Nachbarschaft einer Familie mit kleinen Kindern bleibt kein Mäuerchen unentdeckt. Balancieren muss für den Nachwuchs so was wie ein Urtrieb sein! Wenn’s draußen gerade nicht geht, kann man natürlich einfach ein Seil auf den Boden legen und die Kleinen darauf Fuß vor Fuß setzen lassen. Doch so richtig Spaß macht es ihnen erst, wenn der Abstand zum Boden größer ist und sich das Balancieren nach Abenteuer anfühlt. Bewegungsexperten raten in Sachen Gleichgewichtstraining zu einem Therapiekreisel. Im Fitnessstudio stehen Erwachsene auf diesen tellerartigen Geräten, die durch ihre abgerundete Unterseite wackeln, wenn man sich darauf bewegt. Aber auch für Kinder wird der Therapiekreisel empfohlen: Sie können darauf Kniebeugen machen, auf einem Bein stehen oder einfach fröhlich herumzappeln – immer darauf bedacht, die Balance zu halten. Therapiekreisel gibt es aus Holz oder Plastik und sogar mit Kabel zum Anschließen an den PC: Der „GymTop USB“ (ca. 398 Euro bei Ebay) wackelt freundlicherweise von alleine.
Fürs Kinderzimmer testen wir die einfachste Variante, den Kunstoff-„Gym“ von Jakobs (Foto rechts), 40cm Durchmesser (ca. 17 Euro bei Ebay): Der viereinhalbjährige Till ist ganz schön neugierig auf die rote „fliegende Untertasse“, aber es gibt Anlaufschwierigkeiten. Auf dem Dielenboden rutscht der Kreisel weg, als Till versucht aufzusteigen, auf dem Teppich auch. Erst als seine Mutter ein Handtuch als Unterlage holt, geht es einigermaßen, doch sie muss daneben stehen, ihren Arm als Stütze anbieten und den Kreisel immer wieder neu ausrichten. Till findet derweil Kniebeugen und die anderen in der beiliegenden Anleitung beschriebenen Übungen langweilig und erfindet selbst ein furchtbar lustiges Manöver: sich mit beiden Händen an der Mama festklammern und in feinster Twist-Manier die Hüften drehen. Der Kreisel schraubt wild über den Boden – Balance-Training ist das nun wirklich nicht – und Mamas Arme werden immer länger. Sie überlegt, ob es sich lohnt, eine Anti-Rutsch-Unterlage nachzukaufen, doch die kostet z.B. bei sport-thieme.de 5,35 Euro plus 5 Euro Mindermengenzuschlag, plus 6,40 Versand. Hätte man, um es für Till spannender zu machen, lieber gleich den Kreisel mit Unterlage nehmen sollen (z.B. für 26, 90 Euro bei sport-thieme.de) oder vielleicht die Variante mit den drei beweglichen Kugeln, die beim Balancieren durch ein Labyrinth auf der Kreiseloberfläche rollen (ca. 20 Euro von BIG)? Andererseits – richtig austoben geht sowieso anders, und Spaß irgendwie auch.
Als Gegenstück zum Kreisel probieren wir das „15teilige Balancierset“ von Jako-o aus (Foto links). 80 Euro – ganz schön viel für drei 80 cm lange Plastikbretter, vier Unterlegklötze und acht Stifte, mit denen die Bretter auf den Klötzen befestigt werden. Das Zubehör für einen richtigen Hindernisparcours müsste extra gekauft werden. Der Vater von Lucia (5) und Sofia (4), die das Balancierset testen sollen, schaut verdutzt aus der Wäsche, als er die paar bunten Plastikteile sieht. „Hätte ich aus Holz auch selber bauen können!“, meint er, „Eigentlich bräuchte man sowieso mindestens zwei Sets, um eine schöne, lange Strecke zu gestalten.“ Doch als die beiden Mädchen auf ihren Mäuerchen-Ersatz losgelassen werden, beweist sich, dass Balancieren wirklich so was wie ein kindlicher Urtrieb ist. Denn obwohl kaum mehr als sechs bis neun Schritte nötig sind, um von einem zum anderen Ende der Strecke zu gelangen, laufen Lucia und Sofia sie unermüdlich, springen hinten runter und fangen vorne wieder an. Dabei beweisen sie jede Menge Kreativität, bauen ein Dreieck, ein U, ein N, ein L und ein I aus den Brettern, sie balancieren vorwärts, rückwärts, seitwärts, im Watschelgang und sich um sich selbst drehend, sie bewältigen die Strecke sogar auf allen Vieren wie ein Kätzchen und benutzen sie als Liege oder Bank – und all das, ohne Anregungen von ihrem Vater. Am Abend bauen sie das Set auseinander, am nächsten Morgen wieder zusammen, und das ist genauso spannend wie das Balancieren selbst. Fazit: Teuer, bringt aber auf alle Fälle mehr Spaß als der Therapiekreisel!
SCHAUKELN: Kinderschaukelstuhl oder Schaukelbanane?
Während so manchem Erwachsenen vom Schaukeln schwindelig oder gar übel wird, können sich Kinder in Sachen Bewegung nichts Schöneres vorstellen. Da richtige Schaukeln, die an der Zimmerdecke oder im Türrahmen angeschraubt werden müssen, aufgrund unserer Auswahlkriterien für Bewegungsspielzeug nicht infrage kommen, muss eine Alternative her: ein Schaukelpferd? Ist zwar ein Supergeschenk zum ersten Geburtstag, wird aber von Zwei- bis Dreijährigen bereits verächtlich links liegengelassen.
Ein Kinderschaukelstuhl? Kommt besser an, z.B. „Rofylld“ für ca. 40 Euro von IKEA (Foto rechts). Die Designer dieses Modells haben zwar durchaus bedacht, dass Kinder in Schaukelstühlen gern mal übermütig werden, und haben die hinteren Schaukelschienen so verlängert, dass sie den Schwung abbremsen. Dennoch ist ein Kinderschaukelstuhl nicht ungefährlich. Schon jeder Zweijährige mit ein bisschen Kraft und Übermut bekommt darin ganz schnell so viel Schwung, dass er mitsamt dem Möbel einen Überschlag hinlegt. Zwar kann man mit den Kindern üben, vorsichtig zu schaukeln, aber dabei kommt auf dem Kinderschaukelstuhl nicht mehr als ein nettes Wippen zustande. Dann lieber einen Schaukelstuhl für Erwachsene ins Wohnzimmer stellen, der bewegt sich wenigstens richtig, und die Kleinen grundsätzlich nur unter Aufsicht aufsteigen lassen.
Die sicherere Variante fürs Kinderzimmer ist dagegen die Schaukelbanane (50 Euro von IKEA (Foto links) bei Ebay). Die Kinder sitzen darauf zu zweit hintereinander und schaukeln, sie hängen bäuchlings daran wie ein schlapper Mondmann an seiner Mondsichel, sie liegen auf dem Rücken, schauen wippend an die Decke und träumen oder sie benutzen die Schaukelbanane als Hocker, wenn sie ein Puzzle von ganz oben aus dem Regal holen möchten. Und wenn sie doch mal nicht aufpassen und mit der Banane umfallen, ist der Boden nicht weit und kaum eine Verletzungsgefahr gegeben. Allerdings: Kinder, die sich so richtig auspowern wollen, kommen auf der Schaukelbanane nicht zum Zuge. Dazu ist sie dann doch eine Nummer zu harmlos.
WERFEN: Dosen, Basketballkorb oder Zielringe?
Eines der einfachsten Spielgeräte, mit denen Bewegung in die Bude kommt, ist der Ball. Damit keine Fensterscheibe zu Bruch geht, kommen allerdings fürs Kinderzimmer nur weiche Exemplare infrage. Und sich einen Softball mit der Mama hin und her zu werfen, macht vielleicht einem Einjährigen noch Spaß, aber dann hört’s auch schon auf.
Drei- oder Sechsjährige brauchen einen Ansporn, sprich ein Wurfziel. Ein Basketballkorb (z.B. ca. 50 Euro beim Otto Versand) kommt bei Kindern gut an, doch für unseren Test nicht infrage, da er an der Wand angeschraubt werden muss. Körbe mit Ständer und Fuß sind zu wuchtig fürs Kinderzimmer, und solche, die mit doppelseitigem Klebeband befestigt werden (ab 3 Euro bei Ebay), wohl eher als Scherzartikel, denn als Bewegungsspielzeug zu werten. Blieben als Alternative die „Zielringe mit Stützen und Sockel“ (ca. 80 Euro bei mercateo.com): zwei Ringe, die übereinander zwischen zwei Ständern angebracht sind und zum Durchwerfen einladen (Foto: links). Allerdings sieht die Konstruktion etwas instabil aus und irgendwie auch nicht nach besonders viel Spaß.
Also testen wir lieber das Dosenwerfen aus Hartschaumstoff für ca. 20 Euro von Jako-o (Foto rechts). Erster Eindruck beim Auspacken: die 10 Dosen und 6 Bälle sind härter als erwartet. Sie fallen nicht etwa sanft wie Schwämme zu Boden, sondern durchaus mit einem ordentlichen Poltern. „Naja, auf jeden Fall viel leiser und weniger nervig als Konservenbüchsen oder die Zahnputzbecher, die wir immer am Kindergeburtstag nehmen. Wahrscheinlich wären Dosen aus weichem Schaumstoff zu leicht und es würde damit gar keinen Spaß mehr machen“, meint die Mama von Anton (5) und Isa (2 ½), die den Nachmittag heute mit ihrer Cousine Lena (6) verbringen. Schon nach den ersten Würfen auf den Dosenturm herrscht eine Stimmung wie auf dem Jahrmarkt und die Mama der Geschwister staunt: „Ich kenne kaum ein anderes Spiel, bei dem die Kleine zusammen mit den Größeren so viel gleichberechtigten Spaß hat!“ Es wird sorgfältig aufgebaut, kräftig geworfen, bei jedem Treffer gejohlt und hinter den rollenden Bällen und Dosen hergerannt, bis es für die Mama und die Nachbarn keine Rolle mehr spielt, ob das Spielzubehör aus Hartschaumstoff, Plastik oder Blech ist – laut ist es allemal. Obwohl – plumpsen statt scheppern macht am Ende vielleicht doch den Unterschied zwischen einer erschöpften und einer völlig entnervten Aufsichtsperson aus.
GESELLSCHAFTSSPIELE: "Twister" (von MB Spiele) oder "Fit und Clever, das knifflige Bewegungsdomino" (von Ravensburger)?
Unter einem Gesellschaftsspiel stellt man sich erst mal so was wie „Monopoly“ oder „Mensch ärgere dich nicht“ vor: alle Mann sitzen gemütlich um einen Tisch herum und setzen ihre Spielfiguren. Aber das muss nicht so sein – es gibt auch Gesellschaftsspiele, die bringen einen ganz schön ins Schwitzen. „Twister“ (ca. 20 Euro von MB Spiele) ist ein Klassiker unter den Gesellschaftsspielen, bei denen voller Körpereinsatz gefragt ist. Dabei wird eine Gummimatte mit farbigen Punkten auf dem Boden ausgebreitet und auf einer Drehscheibe die Spielfarbe der Runde ermittelt. Nun müssen sich alle Mitspieler mit Händen und Füßen auf die entsprechenden Punkte stellen und Runde für Runde neu übereinander und untereinander ausbalancieren. Das endet in einem wahren Menschenknäuel, und wer als letzter umfällt, gewinnt. Für alle „Twister“-Infizierten gibt’s das Spiel auch als Bettwäsche und als Strandhandtuch. Unser Spielversuch mit einem Papa und drei Fünf- und Sechsjährigen beginnt mit Gekicher, endet allerdings in einer Rangelei. Jedes der Kinder will bestimmen, ob Hände oder Füße gesetzt werden sollen, keiner befolgt die Anweisungen des gewählten Schiedsrichters, und alle versetzen einander Püffe und Knüffe, weil sie sich gedrängelt und geschubst fühlen, da Körperkontakt ja nun mal Teil des Spielkonzepts ist. Ist das normal für eine gepflegte Runde „Twister“ oder ist das Spiel doch eher für ältere Kinder zu empfehlen?
Anders als „Twister“ ist „Fit und Clever – Das knifflige Bewegungsdomino“ (ca. 6 Euro von Ravensburger) weder Kult noch preisgekrönt, hat aber dennoch einen Ehrenplatz im Kinderzimmerregal verdient. Es funktioniert wie jedes andere Domino auch: gleiches Bild wird an gleiches Bild angelegt, sodass sich eine Kartenschlange ergibt. Mit dem einzigen Unterschied, dass die „Fit und Clever“-Karten Maus und Bär beim Sport zeigen. Und wer eine Karte anlegt, muss die darauf gezeigte Übung nachmachen. Je nachdem, ob man mit den Vorder- oder Rückseiten der Karten spielt, sind das leichte Übungen wie Kniebeugen und „einmal um sich selbst drehen“ oder schwierigere Übungen wie „Trockenschwimmen auf dem Boden“ und „mit der Fußspitze die Nase berühren“. Obwohl „Fit und Clever“ für Vier- bis Zehnjährige empfohlen wird, berichtet die Testfamilie, dass auch die zweieinhalbjährige Nina schon eifrig mitgemacht hat. Zwar kann sie noch nicht pfeifen und auf Zehenspitzen laufen wie ihre große Schwester Annika (6), aber sie hat es begeistert versucht. Und auch Annika hat bis zum Abwinken „Noch mal!“ gefordert. Nur die Karte, bei der sie wie ein Wolf heulen soll, musste aus unerklärlichen Gründen aussortiert werden. Die mag sie einfach nicht. Bei „Zunge rausstrecken“ und „mit den Augen rollen“ zeigte sie dagegen vollen Körpereinsatz, obwohl sie diese Übungen auch im Sitzen hätte erledigen können. Bewegungsspaß pur für wenig Geld. Es muss eben nicht unbedingt ein Turngerät für 100 Euro sein.