Hauptschule ist keine Sackgasse
Bei vielen Eltern ist die Hauptschule verpönt. Dabei ist diese Schulform keine Ausbildungs-Sackgasse. Sogar Lehrer und Juristen begannen dort ihre Laufbahn.
Muss es wenigstens die Mittlere Reife sein?
Die Hauptschule ist heute bei vielen Eltern verpönt. Die meisten wollen, dass ihr Kind mindestens die Mittlere Reife erreicht, wenn nicht sogar das Abitur. Deshalb setzen sich viele auch über Empfehlungen der Grundschule hinweg und melden ihren Sprößling an der Realschule, der Gesamtschule oder am Gymnasium an.
Den wenigsten ist bewußt, dass sie ihrem Liebling damit keinen Gefallen tun, wenn seine Leistungen nicht ausreichen. Denn ist die Tochter oder der Sohn nicht fit genug, dann wird die Schule zur Qual. Was die wenigstens wissen: Die Hauptschule ist keine Ausbildung-Sackgasse: Sogar Lehrer, Juristen und Theologen begannen dort schon ihre Laufbahn. Wir sprachen mit einer Rektorin.
Wer sollte auf die Hauptschule?
Zuerst in die Hauptschule eingeschult werden sollten Kinder, die große Defizite in Lesen, Rechnen und Schreiben haben. "Bei uns sind Kinder richtig aufgehoben, wenn der Lehrstoff der vierten Grundschulklasse nicht gefestigt ist. Wer nicht fehlerfrei schreiben kann, keine eigenen Ideen entwickelt oder nicht viel Eigeninitiative zeigt, gehört auf die Hauptschule", sagt Rita Wohlgemuth, Rektorin der Kopernikus-Hauptschule in Köln.
Auch bei Kindern, die die Grundschule mit den Noten drei und vier abschließen, sei bei der Wahl der höheren Schule Vorsicht geboten. Aber aus langjähriger Erfahrung weiß Rita Wohlgemuth sehr genau, dass die meisten Eltern immer noch glauben: durch eine höhere Schule bekommt mein Kind einen besseren Berufseinstieg. "Aber was ist besser: Ein guter Hauptschulabschluss oder ein schlechter Realschulabschluss?“ fragt sich die Rektorin.
Und wenn das Kind scheitert?
Über 30 Kinder scheiterten im vergangenen Jahr bereits in den ersten Klassen an der Realschule und sollten in die Kopernikus-Hauptschule zurückversetzt werden. "Wir konnten aber nur 15 Kinder aufnehmen", erklärt Rita Wohlgemuth. Denn ihre Schule ist mit 444 Kindern "übervoll". Dieser Schritt zurück bedeutet schon für die Jüngsten Frust und das Gefühl versagt zu haben. Denn auch sie wissen nicht nur von den Eltern: die Hauptschule ist verpönt. Das alles hätte man ihnen ersparen können.
Hauptschule ist besser als ihr Ruf
Rita Wohlgemuth kämpft verzweifelt gegen das schlechte Image der Hauptschule: "Unsere Lehrer müssen viel Motivationsarbeit leisten." Schuld an dem schlechten Ruf ist sicher auch viel Unwissenheit. "Wer weiß schon, dass aus der Hauptschule sogar Juristen, Theologen und Lehrer hervorgegangen sind", sagt sie. Die Hauptschule muss keine Sackgasse sein. Wer sich mit guten Noten in die Klasse 10 b vorarbeitet, der kann in der gymnasialen Oberstufe weitermachen. Dem stehen alle Wege offen - bis zur Fachhochschulreife.