Schwanger mit dem Rauchen aufhören: So klappt's
Egal, ob Frau aus Gewohnheit, Genuss, Stress oder Ablenkung raucht: Wenn ein Baby unterwegs ist, sollte die Zigarette aus ihrem Leben verschwinden. Aber wie funktioniert das am besten? urbia-Userinnen berichten, wie sie in der Schwangerschaft den Rauchstopp schafften. Eine Expertin gibt Tipps dazu.
Man hört halt einfach auf! Oder?
„Wie ich damit aufgehört habe? Ich habe es ganz einfach nicht mehr gemacht. Da gibt es nichts zu diskutieren, analysieren, therapieren. Lass es einfach und hab dich im Griff", antwortete eine urbia-Userin im Forum auf die Frage einer frisch Schwangeren, wie man jetzt am besten mit dem Rauchen aufhören kann. Schließlich will man dem Baby nicht länger schaden! Aber kann sich tatsächlich jede schwangere Raucherin mal eben so einfach im Griff haben?
Rauchen aufgeben ohne gute Vorbereitung ist wie einen Freund verlieren
„Die meisten schaffen es zum Glück einfach so, andere tun sich sehr schwer mit dem Rauchstopp. Wichtig ist, diesen Frauen deshalb keinen Vorwurf zu machen, sondern ihnen konkrete Hilfe anzubieten", sagt Isabell Drescher. Die Psychologin ist seit zwölf Jahren Nichtrauchercoach, nachdem sie selbst den Rauchstopp mit einem Nichtraucherseminar geschafft hatte. Sie weiß: „Als Raucher hat man das Gefühl, die Zigarette ist meine Stütze, mein Freund, mein Mittel gegen Stress, immer für mich da. Davon kann nicht jede einfach so lassen. Vor allem, wenn man vielleicht allein ist, Probleme hat. Das macht zusätzlich Stress, und wenn man dann doch raucht, obwohl man weiß, wie schlimm das für das Kind ist, hat man deswegen ein schlechtes Gewissen und richtig krassen Stress. Das löst automatisch wieder den Wunsch nach einer Zigarette aus. Das ist konditioniert, ein Teufelskreis."
Wie schaffen Schwangere den Rauchstopp?
Wie schaffen es Schwangere dann wirklich, aufzuhören? Wir haben Erfahrungen werdender Mütter gesammelt und Nichtrauchercoach Isabell Drescher hat sie für uns unter die Lupe genommen:
Der Glücksfall: Ganz plötzlich hatte ich keine Lust mehr
„Also ich wusste noch nicht mal, dass ich schwanger bin, da hat mir mein Körper schon gesagt ‚weg mit den Kippen' von ganz alleine...", schreibt eine dankbare urbianerin.
„Das ist natürlich wunderbar, wenn der Körper sich so dagegen wehrt, da hat man ganz großes Glück gehabt", sagt Isabell Drescher. „Auch die Schwangerschaftsübelkeit und dass sie empfindlich auf Gerüche reagieren, hilft vielen Frauen aufzuhören, weil das Rauchen für sie dann so ekelhaft ist, dass sie es nicht mehr riechen können."
Die Risikovarianten: Ich habe reduziert oder nur im Notfall eine geraucht
„Ich habe nicht sofort aufgehört", gibt eine Mutter zu. „Ich wusste in der 5. Woche, dass ich schwanger bin, habe dann erst auf drei bis vier Zigaretten bewusst reduziert."
„Ich bin immer froh, wenn es jemand überhaupt schafft, aufzuhören, jeder muss seinen Weg finden", betont Isabell Drescher. „Aber reduzieren klappt in den wenigsten Fällen, weil die Zigarette dadurch einen enormen Wert bekommt, man fiebert jeder entgegen, wann darf ich endlich wieder. Das bekommt so eine Bedeutung, dass es noch schwerer wird, aufzuhören. Deswegen rate ich davon ab."
Gelegenheitsraucher spielen mit dem Feuer
Ähnliches gilt für die Strategie, sich nur im Notfall eine Zigarette zu erlauben. „Das ist ein Spiel mit dem Feuer", gibt Isabell Drescher zu bedenken. „Die allerwenigsten Menschen haben das Rauchen unter Kontrolle, man rutscht da sehr schnell wieder rein, da braucht nur einmal eine stressige Situation kommen. Vor allem ist man dann doch die ganze Zeit irgendwie mit dem Thema beschäftigt. In der Regel funktioniert das nicht."
Gut, wenn hier noch der Glücksfall einsetzt: dass die Schwangerschaftsübelkeit jede Lust auf eine Zigarette final vertreibt. Oder eine ärztliche Mahnung den letzten nötigen Motivationsschub gibt: „Dann hat mir der Gyn in der 12. Woche gesagt: Beim nächsten Termin kann ich ihnen im Ultraschall zeigen das sie rauchen.....ab da hab ich sofort keine mehr angefasst. Das hat gesessen."
Die Ersatzvariante: Ich hab mir was anderes gesucht
„Ich habe es mit nikotinfreier E-Zigarette geschafft, mal nach dem Essen paar Mal gezogen, dann mal wieder mit einem Kaffee und irgendwann merkst du, dass du es nicht mehr brauchst", berichtet eine Mutter über ihren Weg.
Wenn das klappt – gut. Generell, rät Isabell Drescher, ist es besser, sich keine Ersatzbefriedigung für die Zigarette zu suchen. „Hinter einem Ersatz steckt das Gefühl, ich brauche irgendwas, um dieses doofe Leeregefühl abzufangen, das kommt, wenn der Nikotinpegel sinkt. Es geht aber darum zu lernen, das Nichtrauchen nun das Normale ist. Das geht, indem man alles so macht wie zuvor, nur eben ohne Zigarette. Es dauert etwa drei Wochen, um ein neues Verhalten einzuüben. Mit der richtigen Einstellung geht es sogar noch schneller."
Nikotinpflaster & Co. bringen nichts und braucht man nicht
Von Nikotinpflastern und ähnlichem wird Schwangeren sowieso abgeraten; sie bringen zudem nicht mehr Erfolge als Entwöhnungsprogramme. „Man braucht das auch nicht", bekräftigt die Psychologin. „Entzugserscheinungen sind eigentlich nicht so schlimm. Jeder Raucher macht ja jede Nacht einen Entzug durch und kann trotzdem schlafen. Schlimm wird es, wenn man sich reinsteigert und eine Riesenangst davor hat." Auch für das Baby im Bauch sind ein paar Tage Entzug der Mutter weitaus besser zu verkraften als weiteres Rauchen – und der Entzug dann nach der Geburt.
Der Klassiker: Ich habe sofort aufgehört
„Ich habe 15 Jahre geraucht und mit positivem Test sofort aufgehört. Ich habe mir immer gesagt, dass ich meinem Kind mit jedem Zug den Hals zuschnüren würde. Somit war es ganz leicht für mich, aufzuhören", ist eine Mutter stolz, den Absprung gut geschafft zu haben. Von jetzt auf gleich aufhören ist nicht nur statistisch gesehen die erfolgreichste Methode mit der kleinsten Rückfallrate, sondern auch das Beste fürs Baby: Jede Zigarette, die nicht mehr geraucht wird, ist hilfreich für seine gesunde Entwicklung.
Ich tue es für mein Kind – aber es ist trotzdem hart
Doch bei längst nicht allen Schwangeren schwindet mit der vernünftigen „Ich tue es für mein Kind"-Motivation automatisch die Sehnsucht nach einer Zigarette. „Mir ist es sehr schwer gefallen aufzuhören. Es gab sogar Tage, wo mir die Tränen kamen, weil ich nicht rauchen konnte, aber ich habe es für mein Kind durchgehalten", blickt eine Mutter zurück.
So schwer muss es aber nicht sein, sagt Isabell Drescher: „Das ist ein Hinweis darauf, dass die Einstellung noch nicht die richtige ist. Da hat man noch die ganzen vermeintlichen Vorteile im Kopf, die Stimme, die einem einflüstert, mit Zigarette würde es dir jetzt besser gehen. Solange man das Gefühl hat, die Zigarette tut etwas für mich, ist es schwer." Die Zigaretten hat man zwar weggelassen – aber im Kopf nicht wirklich mit dem Rauchen aufgehört. „Man muss die Entscheidung bewusst treffen, sich am besten einmal richtig mit der Sache auseinandersetzen, sie abhaken und dafür sorgen, dass einem Zigaretten ab sofort egal sind." Und das muss man nicht allein schaffen.
Die Hilfsvariante: Ich habe mir Unterstützung gesucht
Denn für angehende Nichtraucher gibt es vielseitige Hilfe: „Ich hab es mit dem Buch ‚Endlich Nichtraucher' von Allan Carr geschafft, und zwar wirklich ohne, dass es mir schwerfiel", nennt eine urbianerin eine mögliche Unterstützung auf dem Weg in ein qualmfreies Leben. Neben Selbsthilfe-Ratgebern sind da auch noch Online-Programme, Hypnose-Therapie, Akupunktur und Seminare, wie Isabell Drescher sie inzwischen schon mit tausenden Menschen durchgeführt hat.
Den eigenen Weg zum Nichtraucher finden
„Wie man sich dem Thema nähert, kommt auch darauf an, was man für ein Typ ist, ob man lieber will, dass jemand was mit einem macht oder ob man die Dinge lieber selbst in die Hand nimmt. Man kann auch bei der Krankenkasse nachfragen, ob es spezielle Rauchentwöhnungsangebote für Schwangere gibt", rät die Psychologin. Ihre eintägigen Seminare beispielsweise werden von den Kassen bezuschusst. „Wir reden hier nicht darüber, warum Rauchen schädlich ist, das wissen sowieso die meisten. Sondern wir schauen alles an, was das Rauchen vermeintlich so toll macht und enttarnen dann jeden einzelnen Punkt als Illusion", erklärt sie das Konzept. „Dabei kann ich richtig sehen, wann es bei den Teilnehmern klick macht, wann sich die Einstellung dreht, die Konditionierung auflöst und man deshalb jetzt von der Zigarette lassen kann."
Die schönste Belohnung: ein gesundes Baby
Das sei der entscheidende Punkt einer jeden Methode, die helfen soll, das Rauchen zu lassen: „Alles, was hilft, die Einstellung dahingehend zu ändern, dass man dann sagt, ich will das nicht mehr, ist gut. Dann kann das Aufhören sogar Spaß machen! Man ist so aufmerksam, man ist im Hier und Jetzt, man kriegt besser Luft, kann wieder besser schmecken, man fühlt sich stark, weil man das nicht mehr machen muss. Man hat stattdessen so viele positive Sachen, die dann auf einen warten." Bestimmt die schönste: ein gesundes Baby.
Service im Netz:
Ein Angebot der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, auch mit spezifischen Informationen für Schwangere.
Ein kostenfreies Online-Entwöhnungsprogramm vom Rauchen und von Alkohol speziell für Schwangere von der Universität/Uniklinik Tübingen.
www.rauchfrei-in-der-schwangerschaft.de
Eine Übersicht von Hypnosetherapeuten, die Raucherentwöhnung für Schwangere zur Hälfte der üblichen Kosten anbieten. Für jugendliche Schwangere bis 18 Jahre sogar völlig gratis.