Ungefährlich: Schadstoffe in Muttermilch
Nachdem bei einer von den Grünen initiierten Stichprobe Pflanzengiftrückstände in der Muttermilch gefunden wurden, war die Verunsicherung bei stillenden Müttern groß. Doch Stillen ist und bleibt gesund, auch wenn Schadstoffe nachgewiesen werden - betont das Bundesinstitut für Risikobewertung.
Trotz Schadstoffresten: Muttermilch ist und bleibt gesund
Die Partei "Die Grünen" hat jetzt Muttermilch von 16 stillenden Frauen aus verschiedenen Bundesländern auf Belastungen testen lassen. Dabei wurden Rückstände des Unkrautvernichtungsmittels Glyphosat gefunden - die Menge lag zwischen 0,210 und 0,432 Nanogramm pro Milliliter Milch. Ob der Wirkstoff allerdings gefährlich ist oder nicht, darüber streiten Umweltschützer, Verbände und andere Einrichtungen seit längerem: Während die Krebsforschungsagentur IARC der Weltgesundheitsorganisation WHO den Wirkstoff noch im März 2015 als "wahrscheinlich krebserregend" einstufte, wies das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) darauf hin, dass "Glyphosat wie jeder andere Pflanzenschutzmittelwirkstoff im Rahmen der EU-Wirkstoffprüfung regelmäßig auf seine Risiken für Gesundheit und Umwelt neu bewertet wird". Eine Analyse bei Versuchstieren habe keine Hinweise auf eine krebserzeugende, fortpflanzungsschädigende oder embryoschädigende Wirkung durch Glyphosat ergeben.
Verunsicherten Frauen raten BfR und Nationale Stillkommission, sie sollten sich nicht verunsichern lassen und wie bisher stillen. Die in der Grünen-Stichprobe ermittelten Werte lägen weit unter dem zulässigen Richtwert und gesundheitliche Gefahren seien nicht zu erwarten.
Grenzwerte für Schadstoffe seltener erreicht
Grundsätzlich gilt: Auch Reste von Dioxinen, Furanen oder anderen Schadstsoffen in der Muttermilch ändern nichts daran, dass die Vorteile gegenüber Ersatzprodukten auf Kuhmilchbasis überwiegen - da sind sich das Bundesgesundheitsamt und die Weltgesundheitsorganisation WHO einig: Bisher wurden bei Kindern noch keine Schäden festgestellt, die nachweislich auf Schadstoffe in der Muttermilch zurückzuführen gewesen wären.
Und manches ist ja auch besser geworden: Die chemischen Untersuchungsämter haben beobachtet, dass die über den Grenzwerten liegenden Muttermilch-Proben rückläufig sind. Das liegt daran, dass viele stillende Mütter aus Jahrgängen stammen, in denen bestimmte Substanzen – vor allem die chlorierten Kohlenwasserstoffe (Schädlingsbekämpfungsmittel, Imprägniermittel usw.) – bereits verboten waren. Daher hat ihr Körper diese Gifte nicht gespeichert, wie es noch bei ihren Müttern der Fall war. Die Dioxine und Furane allerdings betrifft dies nicht, sie sind sogar in der Luft, die wir atmen.
Verunsichert? Lasse Muttermilch kostenlos testen
Wenn eine Frau aber den Verdacht hat, dass sie überdurchschnittlich viel Kontakt mit Schadstoffen hat (am Arbeitsplatz, Wohnort, durch Tätigkeit in der Landwirtschaft usw.) kann sie in den meisten Bundesländern ihre Milch kostenlos auf Umweltgifte testen lassen. Sie sollte sich an die jeweilige Chemische Landesuntersuchungsanstalt bzw. an die Staatlichen Chemischen Untersuchungsämter wenden (Auskunft). Adressen, Infos und Milchprobengefäße geben oft auch die örtlichen Gesundheitsämter.
Stillen und Ernährung: Was du für gute Muttermilch tun kannst
Eine Frau kann zudem während der Stillzeit besonders darauf achten, ungespritztes Obst und Gemüse zu kaufen, bzw. reguläres Obst und Gemüse gründlich abzuwaschen und abzureiben. Auch sollte man beim Einkauf Produkte aus Ländern meiden, die immer noch DDT einsetzen (z.B. einige Ostblockstaaten und Entwicklungsländer), da die Böden der Anbauflächen dort das Gift enthalten könnten. Generell sind pflanzliche Lebensmittel weniger belastet als tierische. Bei Fleisch und Fisch wiederum gilt: Fettreiches tierisches Gewebe ist stärker mit Schadstoffrückständen belastet als mageres.
Und nicht nur im Hinblick auf das Stillen sollte man auch beim Haus- und Wohnungskauf bzw. bei der Renovierung und Umbauarbeiten darauf achten, keine giftigen Holzschutzmittel (PCB) zu verwenden. Die sind nämlich zum Teil wesentlich giftiger als die mit der Nahrung aufgenommenen Substanzen, und dampfen auch nach 20 Jahren noch kräftig in die Raumluft aus.
Abnehmen in der Stillzeit: Nur Zuviel ist ungesund
Hartnäckig hält sich der Mythos, eine Gewichtsabnahme während der Stillzeit sei ein Grund zum Abstillen, weil Stillen zehrt und dadurch die in den verbliebenen Fettpölsterchen enthaltenen Schadstoffe freigesetzt würden und an das Kind weitergegeben. Doch das ist nur bedingt richtig und stimmt nur dann, wenn die Stillende dann noch weniger wiegt als vor der Schwangerschaft. Bei der Gewichtsabnahme bis zum Ausgangsgewicht werden nur sehr wenige bis gar keine Schadstoffe freigesetzt. In diesem Zusammenhang betonte auch die Geschäftsführerin der Nationalen Stillkommission, Professor Hildegard Przyrembel: "Angesichts der stark verbesserten Schadstoffsituation können wir guten Gewissens allen Müttern raten, ihr Kind zu stillen, so oft und so lange sie wollen."