Powerpaket Muttermilch
In den Zeiten, in denen Allergien auf dem Vormarsch sind, gilt für auch für die Muttermilch der Slogan: „Nie war sie so wertvoll wie heute“. Muttermilch ist einfach unschlagbar. Sie enthält alles, was dein Baby braucht und bietet viele weitere Vorteile für einen guten Start ins Leben.
Muttermilch – das Original ist unschlagbar
Es gab Zeiten, da überließ frau das Stillen einer Amme, wenn sie es sich leisten konnte. Aus Angst um die eigene Figur, und aus der prüden Haltung heraus, Stillen sei etwas Anstößiges, irgendwie Animalisches. Heute würde – dem Himmel sei Dank – wohl niemand mehr auf diese Idee kommen. Stillen liegt im Trend – und das zu Recht. Auch wenn in den Drogerien meterlange Regale voller Ersatzmilch suggerieren, das Fläschchen sei ebenso gut wie die Brust, so ist die Pulvermilch immer noch lediglich die zweitbeste Wahl – eine unvollkommene Imitation der Muttermilch. Das Original bleibt unerreicht.
Natürlich werden auch Flaschenkinder glücklich groß, wenn sie genug Zuwendung bekommen. Und keine Mutter sollte sich von ihrer Umgebung zum Stillen nötigen lassen, wenn sie innere Vorbehalte dagegen hat oder traurig sein, falls sie aus medizinischen Gründen nicht stillen kann. Eben für diese Fälle ist die Pulvermilch eine akzeptable Alternative. Doch ein Blick auf die Vorteile der Muttermilch hilft vielleicht den bisher Unentschlossenen bei der Entscheidungsfindung.
Alleskönner in weiß
Die Muttermilch ist ein echtes Powerpaket und fast ein Alleskönner. Sie verändert mit fortschreitender Stillzeit ihre Zusammensetzung, um sich den Bedürfnissen des Babies anzupassen. Eiweiße, Fette, Milchzucker, Vitamine, Mineralien und Spurenelemente sind immer optimal gemixt. Sie enthält aber auch Abwehrstoffe, sog. Lysozyme, die das Kind vor vielen Infekten schützen. Diese Abwehrstoffe nehmen sogar nach sechs Monaten weiter zu, damit das Kind auch im beginnenden Krabbelalter vor den Bakterien geschützt ist, mit denen es zunehmend in Kontakt kommt.
Auch körpereigene Abwehrstoffe der Mutter, die Immunglobuline, gelangen in die Milch und schützen das Kind z.B. vor Magen-Darm-Infekten und Atemwegserkrankungen. Diese Stoffe sind speziell auf die familiäre Umgebung der Mutter abgestimmt. Die Mutter kann bei Bedarf Antikörper bilden gegen Keime, die auch das Kind gefährden würden, und an das Kind weitergeben. Am höchsten konzentriert sind die Immunglobuline in der sog. Vormilch, dem Kolostrum, das in den ersten drei Tagen gebildet wird und nur in kleinen Mengen aufgenommen werden braucht.
Schutz vor chronischen Krankheiten
In den Zeiten, in denen Allergien wie Asthma und Neurodermitis auf dem Vormarsch sind, gilt für auch für die Muttermilch der Slogan: „Nie war sie so wertvoll wie heute“. Denn das volle und, wenn möglich, ausschließliche Stillen eines Babies während der ersten sechs Monate schützt nachweislich vor Allergien im späteren Leben des Kindes. Stillkinder erkranken seltener an Neurodermitis, auch wenn es keinen absoluten Schutz oder eine Garantie dafür gibt.
Bei erblich vorbelasteten Kindern kann das Stillen der Entstehung von Diabetes Typ I vorbeugen. Nach einer kanadischen Untersuchung kann ein Eiweißbestandteil der Kuhmilch (auch in Pulvermilch) bei diesen Kindern das Risiko möglicherweise erhöhen, wenn sie in den ersten sechs Lebensmonaten gegeben wird (New England Journal of Medicine, 1992).
Leider gehen die Umweltprobleme unserer Zeit auch an der Muttermilch nicht vorüber. Schadstoffreste brachten die Milch immer wieder in die Diskussion. Doch Wissenschaftler und Gesundheitsorganisationen sind sich einig: Die Vorteile der Milch überwiegen die Nachteile bei weitem.
Stillen gibt Stärke fürs Leben
Natürlich schwärmen auch Psychologen von den Vorteilen der innigen Nähe, die beim Stillen zwischen Mutter und Baby entsteht. Kinder genießen die Brust so sehr, dass manche von ihnen beim Stillen immer wieder lächeln und – wenn sie älter sind – sogar wohlig brummen vor Zufriedenheit. Es kommt vor, dass kleine Kinder oft noch lange nach dem Abstillen in kleine entzückte Rufe ausbrechen, wenn sie zufällig die nackte Brust der Mutter sehen, weil sie sich an die angenehmen Gefühle erinnern. Fachleute sind sich darin einig, dass die Nähe und Wärme der Mutter beim Stillen dem Kind einen prima Start ins Leben verschafft und ihm emotionale Stärke und Urvertrauen gibt. Wenn eine Mutter nicht stillen möchte oder kann, sollte sie also so oft wie möglich (am besten mit freiem Oberkörper) mit dem Baby kuscheln und schmusen.
Eines der wichtigsten Argumente für die Muttermilch ist aber auch die Bequemlichkeit, die sie stressgeplagten Müttern bietet: Man muss nicht des nachts einsam in der kalten Küche stehen, um Pulvermilch abzumessen, anzurühren und anzuwärmen. Es müssen keine Fläschchen gereinigt und sterilisiert werden. Hat das Kind Hunger, heißt es einfach Pulli hoch, BH auf und fertig ist das Essen. Schläft das Kind nachts gleich neben der Mutter, muss sie selbst ihren Schlaf zum Stillen kaum unterbrechen, und ist am nächsten Tag fitter. Und da ist natürlich auch noch zu erwähnen, das die Muttermilch absolut kostenlos ist – was von der aufwendig industriell hergestellten Pulvermilch nicht behauptet werden kann.
Auch behinderte Babys oder Frühchen können oft gestillt werden
In manchen Kliniken werden die Mütter dazu angehalten, auch ihr frühgeborenes Kind zu stillen, anfangs oft mit Hilfe eines kleinen Schlauchs, der an der Brustwarze vorbei in den Mund des Kinds führt, und abgepumpte Milch in seinen Mund leitet, falls es nicht kräftig genug zum Saugen ist. Auch noch sehr kleine Frühchen entwickeln sich so besser und bekommen die Nähe, die sie brauchen.
Babies mit Behinderungen verhalten sich oft eher passiv und müssen zum Stillen animiert werden, was Geduld und Einsatz von der Mutter verlangt. Beratung und Unterstützung sind hier oft unerlässlich (Kontaktadressen s. Anhang).
Adressen
La Leche Liga (LLL) Deutschland, Info-Hotline Tel.: 06851 / 25 24 (Vermittlung an Stillberaterinnen). Internet: www.lalecheliga.de. Die LLL gibt zahlreiche Info-Broschüren zu verschiedenen Themen rund ums Stillen heraus und verkauft Stillzubehör.
Bund Deutscher Hebammen, Postfach 1724, 76006 Karlsruhe,Tel.: 0721/9 81 89-0
Bund Freiberuflicher Hebammen, Am Alten Nordkanal 9, 41748 Viersen,Tel.: 02162/35 21 49
Arbeitsgemeinschaft Freier Stillgruppen (AFS), Bornheimer Straße 100, 53119 Bonn, Bundesweite Stillhotline: 0180-5-STILLEN (7845536)für 0,14 Euro pro Minute. Internet: www.afs-stillen.de
Bund Deutscher Laktationsberaterinnen IBCLC e.V., Elke Sporleder,Delpweg 14, 30457 Hannover, Tel.: 05 11 / 46 58 49.
Bundesarbeitsgemeinschaft „Hilfe für Behinderte“ e.V.,Kirchfeldstr. 149, 40215 Düsseldorf, Tel.: 02 11 / 31 00 60.
Europäische Down-Syndrom Gesellschaft EDSG, Deutsche Sektion e.V., Hilsmannring 25, 59755 Arnsberg, Tel.: 029 32 / 13 88.
Arbeitsgemeinschaft Allergiekrankes Kind (AAK) e.V.,Hauptstr. 29, 35745 Herborn, Tel.: 027 72 / 412 37.
Bundesverband „Das frühgeborene Kind“ e.V., Eva Vonderlin,Von-der-Tann-Str. 7, 69126 Heidelberg, Tel.: 062 21 / 31 50 65.
VELB (Verband Europäischer Laktationsberaterinnen), Internet: www.stillen.org
Literatur
La Leche League International: Handbuch für die stillende Mutter. La Leche Liga 1990. Bei La Leche Liga (LLL) Deutschland, Karin Busse, Tel.: 05 71 / 489 46.
Hannah Lothrop: Das Stillbuch. München: Kösel 1995.
Arbeitsgemeinschaft Freier Stillgruppen (AFS) (Hrsg.): Stillen und Stillprobleme. Stuttgart: Enke 1993. (Adresse AFS s. Adressenteil).
Dies.: Das Stillen von Frühgeborenen, Karlsruhe: AFS 1990.