Auftanken durch... Prioritäten setzen
Wenn wir im trubeligen Familienalltag den Blick für das Ganze verlieren und uns unzufrieden fühlen, ist es wichtig, den Blick zu heben und sich Gedanken über die übergeordneten Ziele zu machen. Wie das geht, ist Thema der letzten Folge unserer "Müttertankstelle".
Heute nehme ich Sie mit auf eine kleine Reise durch die Zeit. Stellen Sie sich vor, Sie liegen auf dem Sterbebett und der Film Ihres Lebens läuft vor Ihrem inneren Auge ab. An was werden Sie sich zurück erinnern? Welche Momente werden Sie mit Stolz, Glück und Zufriedenheit erfüllen? Welche Ihrer Handlungen werden Sie beschämen und was werden Sie ernsthaft bereuen?
Sich diese Fragen von Zeit zu Zeit zu stellen, kann einen großen Einfluss auf das gegenwärtige Leben im Familienalltag haben. Wenn Sie sich die Antworten auf diese wichtigen Fragen immer wieder klar machen, können Sie dem "Wahnsinn" des Alltags gelassener entgegenblicken. Oder können Sie sich vorstellen, dass Sie auf dem Sterbebett bereuen werden, im Frühling die Fenster nicht geputzt zu haben?
Was ist wirklich wichtig?
Viel eher wird es doch so sein, dass wir bereuen, nicht mehr Zeit mit den liebsten Menschen, die wir haben, verbracht zu haben. Wir werden vielleicht bereuen, dass wir unseren Kindern aus Vernunft zu viel verboten haben und uns statt dessen wünschen, mit ihnen im März ins eiskalte Wasser gehüpft zu sein - auch wenn uns anschließend tatsächlich ein Schnupfen erwischt hätte. Vielleicht werden wir uns fragen, warum wir sie nicht viel mehr so gelassen haben wie sie sind und statt dessen versuchten, an ihnen herum zu erziehen. Wir werden uns vielleicht ärgern, dass wir uns zu viele Sorgen gemacht haben und wahrscheinlich erkennen, dass diese Sorgen uns nur Lebensenergie abgezogen und nicht zur tatsächlichen Verbesserung der Lage geführt haben.
Sechs Fragen an mein Leben
An manchen Tagen bemerke ich, wie ich mir Gedanken darüber mache, was irgendjemand über mich denken könnte. Oder ich ertappe mich dabei, dass ich mich von meinen eigentlichen Werten entferne. Dann hilft es mir, mich in Ruhe hinzusetzen und die folgenden Fragen, die ich in meiner Coaching Ausbildung kennen gelernt habe, schriftlich zu beantworten. Es sind die Fragen nach den Prioritäten in unserem Leben:
- 1. Was ist meine übergeordnete Lebensvision?
- 2. Was sind meine drei hauptsächlichen Wünsche?
- 3. Welches ist mein gegenwärtiges Ziel?
- 4. Steht dieses Ziel im Einklang mit meiner höchsten Lebensvision?
- 5. Wenn nicht, wo liegen die Widersprüche oder Hindernisse?
- 6. Was kann ich tun, um diese Widersprüche oder Hindernisse aufzulösen?
Gerade wenn mein gegenwärtiges Ziel sich so gar nicht mit meinen Lebensvisionen - "Ich will glücklich mit meiner Familie im Einklang leben" und "Ich will andere Menschen in ihr Inneres begleiten" - vereinbaren lässt, dann merke ich, wie mein Herz bei Frage 4 zu rasen beginnt. Und mich auffordert, mich den Fragen 5 und 6 zu widmen.
Entscheidungen werden klarer
Je häufiger wir uns durch das Stellen dieser Fragen unserer Prioritäten bewusst werden und spüren, dass wir gerade gegebenenfalls an ihnen vorbei leben, desto klarer werden wir Entscheidungen treffen, die mit unserer inneren Vision im Einklang sind.
Brauchen wir für diese übergeordnete Vision tatsächlich noch ein neues Paar Schuhe, das zweite Auto oder das 5. Hobby für unser Kind? Muss die Wohnung wirklich blitzeblank für kritischen Besuch sein oder umgeben wir uns lieber mit Menschen, die es zu schätzen wissen, dass wir ihnen lieber entspannt die Tür öffnen, statt uns vorher für das perfekte Äußere abzuhetzen?
Ist es wichtig, was andere denken?
Ist es wirklich entscheidend, was die Schwiegermutter, die Ärztin oder der Lehrer über unsere Kindererziehung denken oder ist es nicht viel wichtiger, mit unserer eigenen Autorität, unserer inneren Stimme, im Einklang zu sein?
Auch Fragen wie "Was werden Ihre Kinder später über ihre Kindheit sagen? Was werden sie positiv erinnern? Was wird ihnen zu schaffen machen?" können einen ähnlichen Effekt auf die Gegenwart haben.
Werden sie als Erwachsene wirklich darunter leiden, dass ihre Eltern ihnen nicht alles gekauft haben, was sie haben wollten oder werden sie eher die Zeit mit Ihnen vermissen, die Sie zusätzlich im Büro verbracht haben, um noch mehr Geld als wirklich nötig zu verdienen?
Wenn sich beim Beantworten der Fragen die Nummer 1 und 3 immer häufiger im Einklang befinden, dann kann diese Erkenntnis sehr glücklich machen. Und auch dem Film auf dem Sterbebett lässt sich dadurch immer gelassener entgegen blicken.