Warum Rabenmütter die besseren Mütter sind
Es begann alles mit einem Missverständnis. Junge Raben wurden am Boden gesichtet und schon war das Gerücht in der Welt: Rabenmütter kümmern sich nicht gut um ihre Kleinen und werfen sie zu früh aus dem Nest. Aber das ist falsch. So falsch wie die vielen Gründe, warum Mütter vorwurfsvoll als Rabenmütter betitelt werden.
Erstaunliche „Ich bin eine Rabenmutter"-Bekenntnisse
„Gibt es hier Rabenmütter?" fragt eine Userin im urbia-Forum und bekennt im gleichen Atemzug, ihre Kinder weder getragen noch längere Zeit gestillt zu haben. Userin Klein-Leni fragt: „Bin ich eine Rabenmutter?", weil sie schon früh mit Beikost begonnen hat. Und in einem anderen Onlineforum beichten Mütter unter der Überschrift „Ich bin eine Rabenmutter, weil ..." zahlreiche vollkommen alltägliche „Vergehen" – wie ihre Babys nachts nicht zu wickeln oder noch zu Ende zu duschen, obwohl sich der Nachwuchs gerade in Rage schreit.
Auch wenn hier alle mit dem Reizwort „Rabenmutter" ironisch spielen, so ganz scheinen wir Mütter uns vom Rabenmutter-Vorwurf noch längst nicht emanzipiert zu haben. Wie sonst könnte ein Beitrag mit dem Titel „Zur echten Rabenmutter in drei Schritten" („Schritt 1: Werde schwanger. Schritt 2: Bringe das Kind zur Welt. Schritt 3: Versuche dein Bestes, dein Kind großzuziehen.") im Blog „Krümel und Chaos" so viel erleichterte Begeisterung ernten? Und warum sonst sollten Bücher erscheinen wie „Plötzlich Rabenmutter?", in dem Autorin Lisa Frieda Cossham ihr schlechtes Gewissen thematisiert, weil sie sich vom Vater ihrer Töchter trennte und seither auch noch offenbar erfolgreich das paritätische Wechselmodell praktiziert. Oder „5 Wochen Rabenmutter", nachdem Autorin Tanja Bräutigam nichts weiter verbrochen hat, als sich wegen eines Erschöpfungssyndroms eine 5-wöchige Kur ohne ihre Kinder zu erlauben.
15 klassische und neue Wege zur Rabenmutter
Wann also fällt das böse Rabenmutter-Wort? Ganz einfach: Wenn du dich als Mama nicht bis zum Erschöpfungstod für deine Kinder opferst, sondern auch ein wenig an dich selber denkst. Die folgenden Beispiele kommen dir sicher bekannt vor:
Du bist eine Rabenmutter, wenn du ...
Auch an sich denken = Rabenmutter?
Warum und wann also trifft uns der Rabenmuttervorwurf so ins Herz? Warum lassen wir dieses Reizwort nicht einfach souverän lächelnd an uns abprallen? Die Antwort kommt aus dem Tierreich, sie liegt beim Raben selbst.
Der nämlich hat den Ruf, bei der Brutpflege zu lässig zu sein, ja, seine Jungen allzu früh aus dem Nest zu werfen, um sich wieder seinem unbeschwerten Rabenleben zu widmen, ganz zu Unrecht erworben. „Raben betreiben eine sehr intensive Brutpflege", klärt der BUND auf. Doch weil junge Raben manchmal etwas früh aus dem Nest fallen und dann so verlassen wirken, haben die Eltern ihren Egoisten-Ruf weg. Fälschlicherweise, sagen die Fachleute. Denn selbst, wenn die Rabeneltern das Junge aus dem Nest in die Welt entlassen, seien sie in Wahrheit stets in der Nähe und fütterten ihr Junges auch am Boden emsig weiter.
Rabenmütter sind besonders gute Mütter!
Ein Missverständnis also, dieses ganze Rabenmutter-Etikett. Denn tatsächlich tun sie ihr Bestes, so schwarz und wenig freundlich die Rabenvogelmamas auch wirken mögen. Und das ist auch die Antwort auf die Frage, warum uns vermeintliche Menschenrabenmütter der Rabenmutter-Verdacht so trifft. WIr fühlen uns missverstanden: Wenn wir unser Bestes geben, aber gleich als egoistisch gelten, sobald wir auch an uns selbst denken. Dabei ist es gut, richtig und wichtig - auch für Kinder - wenn ihre Mütter ihre eigenen Grenzen kennen und achten. Egoistisch ist es nur zum Schein, ein Missverständnis also, eine ungerechte Zuschreibung gegenüber Müttern, die sich für ihre Kinder mit Haut und Haaren einsetzen. Denn Mütter, die auch an sich selbst denken und damit ein gutes Gleichgewicht zwischen Fürsorge und Selbstfürsorge vorleben, sind ein wichtiges Vorbild für ihre Kinder. Ja, Rabenmütter sind die besseren Mütter!