Meine Welt! Was Kinder sich wünschen!
Was Eltern sich für ihre Kinder wünschen, wissen sie meist genau. Doch wie stellen sich unsere Kinder selbst die Zukunft vor? Wie sollen ihr Leben und ihre Welt einmal aussehen?
Das Gute liegt für Kinder ganz nah
Viele Zukunftswünsche von Kindern betreffen Dinge, die mit ihrem Lebensumfeld zu tun haben. "Dass es nicht mehr so viel Mobbing in der Schule gibt", wünscht sich zum Beispiel Lisa (12) aus Karlsruhe. Ihr Bruder Nils (10) möchte, "dass es keine Fallen-Seiten im Internet mehr gibt, wo man abgezockt wird." Zukünftig mehr gute Freunde wünschen sich nach einer Umfrage des Instituts icon kids & youth (2011) gleich 36 Prozent aller Sechs- bis Zwölfjährigen, und ein Drittel möchte nach der vom Verlag Gruner+Jahr initiierten Studie, "dass die Eltern mir mehr zutrauen und ich mehr selbst machen darf".
Jedes fünfte Kind hat auch Wünsche für Familienmitglieder wie, "dass der Papa nicht arbeitslos wird" oder "dass die Oma noch lange lebt" (icon kids & youth 2004). Mehr als die Hälfte der Mädchen und Jungen will später selbst eine Familie haben (icon kids & youth 2011), so auch Marius (9) aus Wuppertal: "Ich möchte mal eine eigene Familie haben, aber mit wie vielen Kindern weiß ich noch nicht."
Zeit ist Geld - das sieht der Nachwuchs anders!
Familie hat also einen hohen Stellenwert bei Kinderwünschen. Kein Wunder, dass das Kinderglück viel damit zu tun hat, wie viel Zeit sich die Eltern nehmen: Knapp 40 Prozent wünschen sich mehr Zeit mit Mama und Papa. Das ergab eine Studie des PROSOZ Institut für Sozialforschung im Jahr 2011 (für die LBS). Zugleich haben Kinder aber auch Verständnis für den Zeitmangel der Eltern: Mehr als die Hälfte der Kinder ist "froh, dass Mama/Papa eine Arbeit hat" und die meisten Kinder bewerten die gemeinsam verbrachte Zeit als schön, wie der "Kinderwertemonitor 2014" (Unicef und Geolino mit der Humboldt-Universität Berlin) ergab. Mehr Freizeit wünschen sich viele Kinder aber auch für sich selbst: 43,4 Prozent sagen, sie möchten "mehr Zeit zum Spielen" haben (icon kids & youth 2011).
Reich sein ja - aber nur, wenn keiner arm ist
Auch wenn die Stars vorleben, dass Ruhm oft eher krank macht als glücklich, wünscht sich fast die Hälfte aller Kinder, später "reich und berühmt" zu sein". Zugleich denken sie dabei aber auch an Menschen, die arm sind: 57 Prozent möchten "dass die Reichen den Armen etwas abgeben" (icon kids & youth 2011). Auch Livia (6) aus Köln wünscht sich, dass arme Menschen genug zu essen bekommen", und so sieht das auch der gleichaltrige Malte aus Köln: "Die Menschen sollen nicht arm sein, vor allem die Leute in Afrika." Und Marius findet: "Arme Menschen sollten auch größere und bessere Häuser haben."
Eine gute Idee zur Verringerung der Kriminalität hat Maltes achtjährige Schwester Muriel, die sich für die Zukunft wünscht "dass jeder Mensch gleich viel Geld hat, damit es keinen Streit gibt und keine Diebe." Überhaupt kommt das Thema Gleichheit bei den Kinderwünschen oft vor. Auch Julian (11) aus Wuppertal wünscht sich, "dass jeder gleich leben kann, dass es Gerechtigkeit gibt und dass alle normal behandelt werden, auch Arme oder Behinderte." Ähnlich sieht das auch Nils: "Ich wünsche mir, dass jeder Mensch weiß, dass jeder Mensch gleich viel wert ist."
Ärmere Mädchen und Jungen denken mehr an Andere
Der Wunsch, später anderen Menschen zu helfen, ist bei Kindern aus einkommensschwachen Familien stärker ausgeprägt. Diesen Wunsch nannten Mädchen und Jungen aus ärmeren Haushalten mehr als doppelt so oft (18 Prozent) wie privilegiertere Kinder (7 Prozent), wie die repräsentative Umfrage "Kinder-ECHO" (für Bepanthen, icon kids & youth 2010) ergab. Der die Studie begleitende Erziehungswissenschaftler Prof. Holger Ziegler (Uni Bielefeld) vermutet: "Da materielle Dinge in ihrer persönlichen Lebenswelt weniger zugänglich sind, wenden sich benachteiligte Kinder stark ideellen Werten zu. Obwohl die gesellschaftliche Wahrnehmung oft anders ist, verfügen sie über einen ausgeprägten Altruismus (Uneigennützigkeit) und eine pro-soziale Orientierung."
Gesundheit ist nicht alles - auch ein cooles Auto darf sein
Schon Kinder scheinen der Devise: "Nicht dem Leben mehr Jahre, sondern den Jahren mehr Leben geben" zu folgen. Denn zwar möchten 54 Prozent "ganz alt" werden, aber deutlich mehr (64 Prozent) wünschen sich, eines Tages "viel Geld für Autos und Reisen zu haben." Doch nicht immer muss es viel Geld sein. Julian betont: "Ich will genug Geld für eine normale Wohnung haben. Als Beruf möchte ich etwas 'Höheres' machen, wie Manager oder Firmenleiter." Auch Marius möchte "immer genug, oder wenigstens ausreichend Geld haben." Dass auch Gesundheit ein hohes Gut ist, wissen Kinder trotzdem: 72 Prozent wünschen sich für die Zukunft, gesund zu sein (icon kids & youth 2011).
Weg mit allen Waffen!
Auch wenn es Nerf-Spielpistolen sogar in die Kinderzimmer entschiedener Kriegsspielzeug-Gegner geschafft haben: 56,4 Prozent der Kinder wünschen sich, dass "alle Waffen auf der Welt vernichtet werden". Auch Nils wünscht sich, "dass Chemie- oder Atomwaffen nicht weiter entwickelt werden, weil sie in falsche Hände geraten können, wie von Terrorgruppen." Marlene (knapp 10) aus Köln wünscht sich, dass "es keinen Krieg mehr gibt und sich die Menschen, also die Länder, gegenseitig mehr zuhören." Da verwundert es, dass nur 7 Prozent der Kinder sich wünschen, "dass sich die ganze Welt verträgt" (icon kids 2004). Ob diese niedrige Quote kindlichem Pragmatismus geschuldet ist - schließlich verträgt man sich mit anderen Kindern auch nicht immer -, oder ob der Weltfrieden einfach zu abstrakt ist, bleibt unklar. Ebenso schwach vertreten ist nur noch der Wunsch, zukünftig mehr im Haushalt zu helfen (7 Prozent), oder sich weniger mit den Geschwistern zu streiten und dafür mehr auf die Eltern zu hören (9 Prozent).
Platz für Bäume und glückliche Tiere
Reiche Früchte trägt die Erziehung zu Umweltbewusstsein: Drei Viertel aller Kinder wünscht sich, "dass unsere Erde nicht kaputt geht" (icon kids & youth 2011). Das hofft auch Mattis (10) aus Köln: „Ich wünsche mir, dass die Menschen umweltfreundlicher sind, dass man kein Papier verschwendet und Autos gegen elektrische Autos tauscht." Nils "möchte keine Atomkraftwerke mehr, keine auslaufenden Chemikalien, oder Katastrophen wie Fukushima." Er wünscht sich auch, "dass Hühner nicht in kleinen Käfigen leben müssen, und dass jedes Tier ein schönes Leben haben darf." Überhaupt stehen Tiere sehr im kindlichen Fokus. So wünscht sich Livia, "dass weniger Tiere geschlachtet werden", Marius möchte, dass "es nicht irgendwann nur noch Straßen und Häuser gibt, so dass für wilde Tiere kein Platz bleibt", Malte will, "dass ein paar Tiere nicht vom Aussterben bedroht sind" und Lisa, "dass der Lebensraum von Tieren nicht durch Abholzung zerstört wird."
Kinder wollen an die Macht!
Zwar kennt fast jeder Herbert Grönemeyers Song "Kinder an die Macht!", doch wer hätte gedacht, dass Kinder schon in die Politik wollen? Tatsächlich möchten satte zwei Drittel von ihnen bei Entscheidungen mitreden, die die Stadt oder Gemeinde betreffen. Das ergab eine repräsentative Umfrage des PROSOZ Instituts für Sozialforschung im Auftrag der LBS (2011). Gut, dass manche Landtage bereits "Kinderparlamente" veranstalten, bei denen Mädchen und Jungen für einen Tag Politik üben dürfen. Kinder haben auch schon einen Sinn für freiheitliche Werte: Fast 60 Prozent finden es "total wichtig, sagen zu dürfen, was sie denken" ("Kinderwertemonitor 2014").
Mädchen und Jungen in Aufbruchstimmung
Doch Kinder haben nicht nur Wünsche - sie sind auch bereit, selbst an einer guten Zukunft mitzubauen. "Ich möchte später artgerechtes, biologisches Essen kaufen. Ich möchte sozialer sein und andere damit anstecken", erklärt Lisa. "Vielleicht kann ich in der Oberstufe eine Eigeninitiative gründen, um zu zeigen, was wir Menschen falsch machen - bei der Erderwärmung, der Meeres- oder Umweltverschmutzung" plant Nils. Muriel schlägt vor, "dass man weniger Auto fährt und mehr mit dem Fahrrad oder mit dem Roller." Marius nimmt sich vor, nur noch Stoff- anstatt Plastiktaschen zu verwenden und "dass ich nicht immer mehr haben will, sondern zufriedener bin, mit dem, was ich habe." Julian hilft, " wenn ich sehe, dass jemand gemobbt wird. Dabei drohe ich nicht auch mit Gewalt, sondern vermittle lieber mit Worten." Und Leon möchte "mit einem Müllgreifer im Wald Abfall und Flaschen einsammeln."