Was tun, wenn Kinder streiten?
Wenn Kinder streiten, fühlen sich Eltern häufig unsicher, wie sie darauf reagieren sollen. urbia stellt ein Buch mit 55 Tipps zum Thema Streiten vor.
Bloß keine falsche Harmonie
Eltern wünschen sich lachende Kinder, Fröhlichkeit und Harmonie im Haus. Was viele Mütter und Väter von kleinen Kindern jedoch nie erwartet haben, ist, dass ihr Heim allzu oft eher einem Affenkäfig oder einem Boxring gleicht. Zank, weil beide Kinder gleichzeitig mit dem einzig vorhandenen Polizeiauto spielen wollen, Streit, wer als erster den Apfelsaft einschenken darf, Schläge, weil ein Kind laut singt und das andere dies unerträglich findet. Zum Bedauern vieler Eltern scheint es bei den Anlässen für Streitereien unter Geschwistern oder befreundetet Kindern keine Grenzen zu geben.
"In vielen Familien herrscht die irrige Meinung vor, dass Harmonie um jeden Preis besser sei als Streit," schreibt Martin Stiefenhofer in seinem Ratgeber "55 Tipps, wenn Kinder sich streiten." Dabei ist Streit äußerst wichtig für die kindliche Entwicklung. Stiefenhofer: "Beim Streit mit Geschwistern oder mit anderen Kindern erlebt ein Kind, dass es sich gegen andere wehren und seinen eigenen Willen durchsetzen kann. Dieses Erfolgserlebnis ist gut für die Persönlichkeitsentwicklung, stärkt das Ich-Empfinden und bildet einen entscheidenden Grundstein für die soziale Kompetenz."
Allerdings sollten Erwachsene Kinder nicht bei jedem Streit sich selbst überlassen. Manchmal geht es so hoch her und die zankenden Parteien sind so in ihrer Wut gefangen, dass Strategien zur Konfliktbewältigung gefragt sein können. Was tun, wenn der Streit allzu handgreiflich verläuft oder ein jüngeres Kind dauernd vom älteren Bruder tyrannisiert wird? Stiefenhofer hat 55 praktische Tipps rund um das Thema Streit zusammengestellt, von denen urbia Ihnen hier einen kleinen Vorgeschmack gibt.
Zum Vorbeugen: Das Pflichtenheft
Wer ist wann mit Abwaschen, Blumen gießen oder Aufräumen dran? Um diese und viele andere kleine Pflichten gibt es immer wieder Streit. Hier hilft ein Pflichtenheft, das genau die verschiedenen Aufgaben regelt. Gemeinsam stimmt man sich ab, wer wann welche Tätigkeiten übernimmt. An dieses Pflichtenheft muss sich jeder halten, aber es sollte trotzdem immer die Möglichkeit bestehen, Aufgaben zu tauschen oder die Aufgaben zu einem anderen Zeitpunkt zu erledigen. Das Pflichtenheft sollt nicht länger als einen Monat im Voraus geführt werden, damit genügend Sensibilität beim Planen möglich ist. Beim Verteilen der Pflichten darf jeder zu Wort kommen, damit Ungerechtigkeiten vermieden werden.
Zum fairen Streiten: Die Tabuliste
Streit muss manchmal sein, er sollte aber in gewissen Bahnen verlaufen. Gemeinsam wird festgelegt, was beim Streiten absolut verboten ist, und das sind in erster Linie schwere körperliche Angriffe. So darf keiner der Streitenden den anderen kratzen, umstoßen oder anspucken, und auch das Schlagen und Werfen mit Gegenständen ist absolut tabu. Auch gewisse beleidigende Ausdrücke können auf der Verbotsliste stehen. Wenn im Verlauf des Streits etwas zu Bruch geht, sollten beide Parteien zur Regulierung des Schadens herangezogen bzw. bestraft werden. Und schließlich gehört zu einem richtigen Streit die Aussöhnung, die noch am gleichen Tag stattfinden muss.
Zum spielerischen Ausstieg aus dem Streit: Absurdes Streitgespräch
Wenn Ihre Kinder wieder einmal wegen irgendetwas streiten, lässt sich vielleicht ein absurdes Streitgespräch daraus machen. Dabei werden immer wechselseitig die Argumente ausgetauscht Jeder wiederholt, was der andere zuvor gesagt hat, woraufhin dieser wieder genau das Gegenteil sagt oder verlangt. Im Verlauf des Gesprächs werden dabei so oft die Rollen getauscht und die Argumente gegeneinander gestellt, bis die starren Rollen aufgeweicht sind. Jeder hat sich und seiner ursprünglichen Position im Streit inzwischen mehrfach widersprochen, und so lässt sich der Streit auf spielerische und humorvolle Art und Weise einfach lösen.
Lesen Sie hierzu außerdem: So vermeiden Sie Konflikte