Mediation bei Trennung und Scheidung
Trennung und Scheidung wirbeln, besonders wenn Kinder davon betroffen sind, mächtige Gefühle empor. Zugleich muss das ehemalige Paar viele praktische Entscheidungen treffen. Dabei können Mediatoren helfen.
Praktische Entscheidungen im Gefühls-Chaos
Trennung und Scheidung wirbeln, besonders wenn Kinder davon betroffen sind, mächtige Gefühle empor: Schmerz, Wut, Trauer, Sorge, aber auch Erleichterung und neue Hoffnung. Zudem heißt es nun für das ehemalige Paar viele praktische Entscheidungen zu treffen und die Folgen der Trennung zu klären. Wer nicht alles von vorneherein Anwälten und dem Familiengericht übergeben will, kann mit Hilfe von MediatorInnen diese Fragen dort beantworten, wo sie entstehen: innerhalb des sich trennenden Paares.
Zerbrechende Partnerschaften enden meist in Enttäuschung, Streit, Trauer, Vorwürfen und Gesprächsunfähigkeit. Wie soll man sich auch mit dem Menschen über so viele - Kinder und Finanzen betreffende - heikle Themen verständigen, den man die nächsten Jahre am liebsten nicht mehr sehen würde? Die Herausforderung ist groß, die Aufgabe sehr anspruchsvoll. Hilfe bieten professionelle Mediatoren, die den beiden Konfliktparteien helfen, wieder ins Gespräch zu kommen und selbstverantwortlich auf die Familie zugeschnittene Lösungen zu finden, die gerade und vor allem das Wohl der Kinder im Auge haben.
Was ist Mediation?
"Mediation ist ein freiwilliges Verfahren, in dem die Konfliktpartner mit Hilfe einer neutralen Person im direkten Gespräch miteinander eigene Entscheidungen entwickeln und verbindlich beschließen", definiert die Bundes-Arbeitgemeinschaft für Familien-Mediation. Voraussetzung dafür, dass es funktioniert, sind ein Mindestmaß an Gesprächsbereitschaft und Kommunikationsfähigkeit und die Bereitschaft sich auf den schwierigen Prozess einzulassen. Das Ziel der Verhandlungen ist die Einigung zwischen den Partnern. Die Mediationsvereinbarung soll bei einer gerichtlichen Entscheidung oder bei Trennung einer Lebensgemeinschaft die tragfähige Grundlage für den künftigen Umgang miteinander und für die gemeinschaftliche Verantwortung für die Kinder bieten. Meist sind hauptsächlich Kindes- und Ehegattenunterhalt, Sorge- und Umgangsrecht, Ehewohnung, Hausrat und Vermögensfragen zu regeln. Die Ergebnisse sind dann gut, wenn sie von beiden Partnern als fair und stimmig erlebt und Entscheidungen für die Kinder, nicht über sie, getroffen werden.
Ablauf der Sitzungen
In den meisten Fällen entschließt sich ein ehemaliges Paar nach der Trennung und vor der gerichtlichen Scheidung, die Hilfe eines Mediators oder Mediatoren-Teams in Anspruch zu nehmen. In der ersten Sitzung werden die Themen festgelegt, zu denen Vereinbarungen getroffen werden sollen. Die Mediatorin/der Mediator strukturiert und lenkt die Sitzung von Anfang an und gibt die Regeln vor, die von nun ab gelten sollen: Die Medianten sollten offen und direkt miteinander kommunizieren, sich im Ausdrücken von Gefühlen zurückhalten, einander nicht anklagen und nach Fairness streben. In den weiteren Sitzungen wird nun Punkt für Punkt nach einer einvernehmlichen Lösung gesucht. Dabei werden immer wieder Gefühle hochkochen, aber dann gilt es sich wieder der Sache zuzuwenden.
Mediation ist weder ein juristisches Verfahren noch eine Therapie, sondern ein ergebnisorientierter, teilweise sehr schwieriger Prozess. Je nach Themenumfang und Bedürfnissen des Paares werden fünf bis zwölf Sitzungen von einer oder anderthalb Stunden Dauer benötigt. Wenn alle Punkte geklärt sind, wird das Ergebnis zu einer gemeinsamen Trennungs- und Scheidungsvereinbarung zusammengefasst, die Grundlage für die gerichtliche Scheidung ist. Dadurch wird das Gerichtsverfahren erheblich gekürzt und somit auch die anfallenden Kosten gesenkt. Vorher sollten aber beide Konfliktparteien die Mediationsvereinbarung von einem Anwalt überprüfen lassen. In einigen Fallen, z. B. wenn es um Immobilien geht, muss das Dokument auch von einem Notar beglaubig werden.
Eine(n) Mediator(in) finden
In ihrem Grundberuf sind die Berater meist Juristen, Sozialpädagogen, Psychologen, die sich zum Mediator/zur Mediatorin haben weiterbilden lassen. Die meisten arbeiten in freier Praxis. Optimal, so die Bundes-Arbeitsgemeinschaft für Familien-Mediation, sei ein Mediatoren-Team, das sowohl über den juristischen als auch über den psycho-sozialen Hintergrund verfügt und aus einem Mann und einer Frau besteht. Die Kosten sind sehr unterschiedlich und teilweise nach Einkommen gestaffelt. Sie liegen bei 70 bis 250 EUR pro Stunde. Das ist nicht wenig, aber unterm Strich günstiger als Anwaltsgebühren und die Kosten für das Familiengericht bei einer rein gerichtlichen Scheidung. Die meisten Familienberatungsstellen - zum Beispiel in Köln - bieten kostenfreie, mediative Begleitung und neutrale Vermittlung bei den Folgen von Trennung und Scheidung an, insbesondere wenn es um Vereinbarungen zur Regelung des Sorge- und Umgangsrechtes bei den betroffenen Kindern geht. Mediatoren in freier Praxis sind z. B. über die Bundes-Arbeitsgemeinschaft für Familien-Mediation zu finden.
Vorbereitung für die nächsten Jahre
Die Trennung einer Familie ist nicht mit der Scheidung des Paares abgeschlossen. Auch nachdem das meiste geklärt wurde, entstehen immer wieder neue Situationen, die eine gute Konfliktlösungsfähigkeit der Parteien verlangen. Umgangsregelung in der Praxis sieht immer etwas anders aus als auf dem Papier. Neue, nicht vorhersehbare Konflikte tauchen auf. Ein Paar, das durch den Mediationsprozess gegangen ist, hat eine Menge gelernt darüber, wie man konstruktiv, kreativ und selbstverantwortlich Lösungen findet, mit denen beide leben können. Die Voraussetzung, dies auch in Zukunft zu schaffen, ist so wesentlich höher, als wenn dem Gericht die Entscheidung über die Folgen der Trennung überlassen werden. Insofern ist Mediation eine gute Vorbereitung für die Jahre, die der Scheidung folgen.
Weitere Infos und eine Mediatoren-Suche für die jeweilige Region finden Sie bei der Bundes-Arbeitsgemeinschaft für Familien-Mediation