Alles über den Weihnachtsbaum
Der Kauf des Weihnachtsbaums stellt ein schönes alljährliches Ritual dar, das einen aber auch immer wieder zu Entscheidungen zwingt: Tanne oder Fichte? Selbst schlagen? Wann kaufen? Wie schmücken? Und muss es immer ein echter Baum sein?
Wann Weihnachtsbaum kaufen und wie schmücken?
Es gibt Menschen, die halten alles, was mit Weihnachtsbäumen zu tun hat, für eine alljährliche Pflichtübung: Her mit dem minderwertigen Aktionsgestrüpp für zehn Euro vom Baumarkt, schnell die roten Kugeln aus dem Fünfzigerpack übergestreift, die seit dreiundzwanzig Jahren ihren Dienst tun, und noch vor Sylvester ab damit zur Mülltonne an den Straßenrand. Doch für die meisten Abnehmer eines der 28 Millionen Weihnachtsbäume, mit deren Verkauf die Arbeitsgemeinschaft deutscher Waldbesitzerverbände laut einem Bericht der Saarbrücker Zeitung in 2009 rechnet, ist der Weihnachtsbaum ein Ritual, auf das sie sich schon das ganze Jahr freuen und das alle Jahre wieder dieselben brennenden Fragen aufwirft: nach den aktuellen Kaufempfehlungen, nach ausgefallenen Alternativen und nach den neuen Dekotrends.
Wann kaufen?
Wer seinen Baum fünf, sechs Wochen vor Heiligabend beim Billiganbieter kauft, braucht sich nicht zu wundern, wenn der am Heiligabend schon beim Aufstellen die Hälfte der Nadeln verliert. Andreas Hartlage vom Landesbetrieb Wald und Holz NRW empfiehlt den deutschen Weihnachtsbaumhändlern im „Marktbericht für Weihnachtsbäume 2009“, die Schmuckstücke frühestens ab dem 10. Dezember zu schlagen, um ihren Kunden optimale Haltbarkeit und Waldduft-Frische zu garantieren. Das heißt für die Verbraucher: Am besten erst nach diesem Datum losziehen und sich beim Händler erkundigen, wann seine Weihnachtsbäume geschlagen wurden. Denn während der eine Mitte November eine große Fuhre einkauft und damit bis Weihnachten reicht, holt der andere Mitte Dezember noch mal Nachschub und bietet kurz vor dem 24. besonders frische Bäume an. Geheimtipp von urbia-Userin „marenwahl“: „Bei uns steht das Datum dran, wann die Bäume geschlagen worden sind.“
Welche Sorte?
Die Haus- und Gartenexperten von der Internetplattform heimwerker.de haben die Vor- und Nachteile der einzelnen Baumsorten auf ihren Seiten ausführlich beschrieben. Zusammengefasst empfehlen sie jenen Weihnachtsfans, die das gute Stück noch bis weit ins neue Jahr hinein stehen lassen möchten, eine frisch geschlagene Nordmann- oder Edeltanne. Diese Bäume halten am längsten, sind aber auch am teuersten. Beide Sorten haben weiche Nadeln, die nicht stechen, doch die Edeltanne duftet intensiver. Mittlere Preise und Haltbarkeit sind bei Blaufichte und Douglasie zu erwarten. Während die Blaufichte (pieksende Nadeln, schöner Waldduft) mit ihren starken Etagenästen auch schweren Baumschmuck und echte Kerzen trägt, eignet sich die Douglasie (weiche Nadeln, Zitrusduft) mit ihren dünnen, biegsamen Zweigen jedoch nur für leichte Anhängsel. Für ein sparsames Weihnachten empfiehlt das heimwerker.de-Team die Fichte als preiswertesten Weihnachtsbaum, der aber in warmen Räumen schon nach wenigen Tagen nadelt.
Wie lagern?
Nun muss der Weihnachtsbaum nur noch einige Tage heil überstehen, damit er am Heiligabend aussieht wie geradewegs aus dem Winterwald herbeigezaubert. Andreas Hartlage vom Landesbetrieb Wald und Holz NRW rät, Weihnachtsbäume angelehnt halb stehend zu lagern. Sie müssen gegossen werden, also gehört der Stamm in einen Eimer. Versuche der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen haben ergeben, dass normales Leitungswasser ohne Zusatz ausreicht, um den Weihnachtsbaum frisch zu halten. Weder mit speziellen Schnittblumen-Frischhaltemitteln, noch mit Zucker im Wasser gelang es, die Bäume länger leben zu lassen.
Was ist ein Öko-Weihnachtsbaum?
Zum Fest des Friedens und der Dankbarkeit gehört für viele Familien auch die eine oder andere gute Tat. Sie spenden Geld, besuchen entfernte Verwandte im Altersheim – oder sie kaufen einen Öko-Weihnachtsbaum. Denn konventionelle Weihnachtsbäume werden teils von weit her, z.B. aus Dänemark, angeliefert, und der Transport verursacht jede Menge umweltverschmutzender Abgase. Und wenn sie aus Deutschland kommen, sind sie auf Plantagen gewachsen, auf denen sie mit chemischen Düngern, Schädlings- und Unkrautbekämpfungsmitteln behandelt wurden. Für einen Bio- oder Öko-Weihnachtsbaum, der bestenfalls aus einem regionalen Betrieb stammt, werden dagegen laut Umweltschutzorganisation „Robin Wood“ keine giftigen Chemikalien eingesetzt. Vor Schädlingen schützen Mischkulturen, in denen Bäume verschiedener Sorten durcheinander gepflanzt werden, und das Unkraut zu ihren Füßen fressen Schafe oder Schweine weg. Die Siegel des Anbauverbands „Naturland“ (sehr strenge Richtlinien) und des „Forest Stewardship Council (FSC, etwas schwächere Richtlinien) garantieren die Bio- bzw. Öko-Qualität eines Weihnachtsbaumes. Eine von „Robin Wood“ zusammengestellte Liste mit Händlern, die ihre Bäume aus anerkannt ökologischen Betrieben holen, gibt es hier: www.robinwood.de.
Auch wer seinen (Öko-)Weihnachtsbaum selber schlägt, handelt ganz im Sinne der Umwelt. Um einen Hof oder Forstbetrieb in Ihrer Nähe zu finden, der diese Möglichkeit anbietet, geben Sie einfach in der Internetsuchmaschine „Weihnachtsbaum schlagen in (Ihre Stadt, größere Stadt in Ihrer Nähe)“ ein. Viele Anbieter machen aus dem Weihnachtsbaumschlagen ein richtig kuscheliges Familienfest mit Lagerfeuer, Glühwein und Kakao, Ponyreiten, Kutschfahrten und Besuch vom Nikolaus. Und das sollte doch Advent und Weihnachten vor allem sein: Familienzeit. Natürlich geht’s schneller, wenn der Papa den Baum nach Feierabend eben alleine mit dem Auto holt und ihn aufstellt und schmückt, wenn die Kinder schlafen. Aber für den Familienzusammenhalt und die Erinnerung gibt es nichts Schöneres, als sich viel Zeit für gemeinsame Weihnachtsvorbereitungen mit den Kindern zu nehmen.
Gibt es schöne Alternativen?
Noch sind wir hierzulande nicht soweit wie in Amerika, wo künstliche Weihnachtsbäume längst die Wohnzimmer erobert haben. Bei uns sind sie zumeist verpönt. Doch sie haben ihre Vorteile: sie nadeln nicht, sie sind wiederverwendbar und sie sehen auch nicht mehr unbedingt so schrecklich aus wie es das Vorurteil will. Das Modell „Iowa“ von www.kuenstlicherweihnachtsbaum.de macht zumindest auf den ersten Blick einen natürlichen Eindruck: Die Äste „wachsen“ nicht allzu ebenmäßig und sie sind braun wie es sich gehört (bei billigen Plastikbäumen sind sie meist grün wie die Nadeln). Auch die Nadeln haben eine authentische Farbe. „Iowa“ kostet in der 120cm-Variante 89 Euro. Eine Alternative ist der Filz-Weihnachtsbaum, der im vergangenen Jahr zum ersten Mal von sich Reden machte. Für dieses Liebhaberstück werden um ein Rattangestell in der Form eines geometrischen Kegels Bahnen des natürlichen und deshalb so heimeligen Materials Filz gewickelt und weihnachtlich geschmückt. Erfinderin Alexandra Romeo von www.raeumchen-wechsle-dich.de lässt für jeden Kunden ein individuelles Bäumchen anfertigen. 150cm, 180cm oder 250cm? Mit oder ohne Standfuß? Olivgrün, weihnachtsrot, passend zur Inneneinrichtung oder knallig? Die Dekoration lieber barock oder modern, Landhaus oder Kristall? Der Preis variiert stark, doch als Anhaltspunkt kann man mit 196 Euro für einen 150cm großen grünen Filzbaum mit Standfuß rechnen, in pink sind es 256 Euro.
Wie dekorieren?
Vor knapp 600 Jahren entstand der Brauch, den wir heute noch pflegen: Geschichtliche Quellen berichten, dass die Freiburger Bäckerschaft im Jahr 1419 als erste auf die Idee kam, einen mit Naschereien, Nüssen und Äpfeln behängten Baum aufzustellen, den die Kinder der Stadt am Neujahrstag plündern durften. Doch erst seit rund 400 Jahren gehören Kerzen in die Weihnachtstanne – es war Herzogin Dorothea Sibylle von Schlesien, die die brennenden Lichter im Jahr 1611 zum ersten Mal einsetzte. Im 18. Jahrhundert verbreitete sich der Brauch, zu Weihnachten einen geschmückten Tannenbaum im Haus aufzustellen allmählich bei immer mehr Familien. Christbaumkugeln aus Glas kennen wir seit 1830, Lametta wurde 1878 in Nürnberg erfunden: Es sollte an die Eiszapfen erinnern, die im Winterwald an den Bäumen hängen. Wie trendbewusste Haushalte ihre Weihnachtsbäume heutzutage dekorieren, entscheidet sich Jahr für Jahr schon Ende Januar, Anfang Februar, wenn die Christmas World, die internationale Weihnachtsmesse in Frankfurt, ihre Pforten öffnet. Nach Weihnachten ist vor Weihnachten, lautet das Motto, wenn dort Profis so genannte „Themen“ vorstellen, die bei der Zusammenstellung von Weihnachtsschmuck inspirieren sollen. Themen für 2009, entwickelt vom Stilbüro bora.herke, heißen zum Beispiel „Airy“ (zarter, zerbrechlicher Schmuck aus Materialien wie Kristallglas, Perlmutt und Seide, durchsichtig oder pastellfarben), „Comfort“ (gekonnter Mix aus modernen und altmodischen Teilen, aus natürlichem Material wie Rinde, Fell und futuristischem Material wie Metall, Spiegel) und „Obsession“ (luxuriöse Dekoration aus Satin, Marmor und Edelsteinen in den Farben Mahagoni, Aubergine und Gold). Nun mag es für uns Otto Normalverbraucher etwas übertrieben scheinen, jedes Jahr neuen Weihnachtsbaumschmuck zu kaufen, bloß um stets mit dem neusten Trend zu gehen – aber wer sagt denn, dass wir ihn KAUFEN müssen?
Baumschmuck selber machen?
Um ein Weihnachtsdeko-Thema möglichst kostengünstig umzusetzen, machen Sie sich gemeinsam mit dem Nachwuchs einfach selber ans Werk! Im Buchhandel gibt’s jede Menge Bastelratgeber für die Weihnachtszeit, in denen ausgefallene Ideen aufgeführt sind. Um Bastelanfänger im Kindergartenalter zu beschäftigen, reicht es aber auch, ein wenig im Gedächtnis zu kramen. Erinnern Sie sich an die schimmernden Ketten aus Goldpapier, die wir selbst früher gebastelt haben? Ca. 5cm lange und 1cm breite Streifen dieses zweifarbigen Materials werden zu Ösen zusammen getackert oder geklebt, und zwar immer eine durch die nächste wie bei einer echten Kette. Oder Gewürztaler: Dazu schneiden Sie eine handtellergroße Form aus Pappe aus (für Anfänger ein Kreis, Fortgeschrittene versuchen sich an Herzen oder Sternen) und bestreichen sie mit Bastelleim. Dann darf sie von den Kindern nach Lust und Laune mit getrockneten Maiskörnern, Linsen, Sonnenblumenkernen oder Wacholderbeeren bestückt werden.
Eine andere Möglichkeit: Weihnachtsbaumschmuck backen, zum Beispiel aus ungenießbarem Salzteig. Er besteht zu einem Teil aus Salz, zu zwei Teilen aus Weizenmehl und zu einem Teil aus Wasser. Der Salzteig wird zusammengerührt und geknetet, dann ausgerollt. Nun können die Kinder mit Förmchen für Weihnachtsplätzchen Kekse ausstechen. Mamas Aufgabe ist es, mit einer Stopfnadel Löcher zum Aufhängen hinein zu pieksen und die Kekse dann 30 bis 40 Minuten bei 150 Grad zu backen. Wenn sie kalt geworden sind, dürfen die Kleinen wieder ran und die Salzteig-Weihnachtsbaumanhänger mit Acryllack oder –farbe bemalen. Wasserfarbe eignet sich nicht, da das Wasser in den Salzteig eindringt und ihn brüchig macht.
Zum Schluss noch ein ausgefallenes Rezept für essbaren Weihnachtsbaumschmuck aus isländischem Pfefferkuchen mit Bonbonfenster, gefunden auf www.islandkochbuch.de unter dem Menüpunkt Rezepte: Für den Teig werden 75g Butter, 1,5 dl Honig, 1,5 dl Zucker und 1,5 dl brauner Zucker in einem Topf erhitzt, aber nicht gekocht (für die Zutaten mit dl-Angabe (Deziliter) nimmt man einen Messbecher, der dl oder ml angibt (1dl = 100ml) und füllt ihn bis zur entsprechenden Markierung mit der Zutat). Den Topf vom Herd nehmen und 1,5 dl Schlagsahne einrühren. In einer Schüssel 3 TL Zimt, 2 TL Ingwer, 1 TL Nelkenpulver, 1 TL Kardamom, 4 TL Backpulver und 10 dl Mehl vermischen, eine Mulde in die Mitte drücken, die Mischung aus dem Kochtopf hinein gießen und mit einem Holzlöffel unterrühren. Dann kann die Masse zu einem Teig verknetet und ausgerollt werden. Große Kekse ausstechen und die Löcher zum Aufhängen nicht vergessen! Für das Bonbonfenster wird aus der Mitte des Plätzchens ein Kreis ausgestochen und das Bruchstück eines zerstoßenen Himbeerbonbons hinein geklebt. Dann werden die Kekse bei 225 Grad fünf Minuten gebacken. Doch bevor Sie dieses Rezept ausprobieren, lesen Sie sich lieber noch einmal die ausführliche Anleitung unter www.islandkochbuch.de durch!