Special: Wie viel Bio für mein Kind?
Gesunde Ernährung oder auch Spielzeug und Kleidung ohne Gift, das wollen alle Eltern für ihr Kind. Aber die meisten kaufen nur gelegentlich Bio-Produkte. Zu teuer, ist ein häufiges Argument. Hier geht es um die Vorteile von Bio und die Frage, wie berechtigt die üblichen Vorbehalte wirklich sind.
Die meisten kaufen nur gelegentlich Bio-Produkte
Hand aufs Herz: Kaufst du Bioprodukte? Hast du Vertrauen in die Biobranche? Kennst du dich mit Biosiegeln aus? Deine Antworten auf diese Fragen verraten, zu welchem der drei hierzulande vertretenen Bio-Kundentypen du gehörst: Da sind die überzeugten Biofans, für die Bio eine Lebenseinstellung ist: Das dürften die 17 Prozent der Bevölkerung sein, die laut Ökobarometer 2008 „häufig“ Bioprodukte kaufen. Dann sind da die Gleichgültigen (29 Prozent), die noch "nie" Bio gekauft haben. Die Mehrheit jedoch machen jene 53 Prozent aus, die "gelegentlich" Bio in den Einkaufswagen packen, also wohl Menschen wie du und ich.
Vorteile: Schmackhafter, gesünder, weniger Gift, gut für die Umwelt
Wir haben Kinder bekommen und unsere Prioritäten neu sortiert. Inzwischen achten wir mehr auf unsere Gesundheit und die unserer Kinder und wissen ganz genau, dass wir uns möglichst bald mal ausführlich mit dem Thema auseinandersetzen sollten. Denn mit „ein bisschen mehr Obst essen“ und „Spielzeug nicht im 1-Euro-Shop kaufen“ ist es natürlich nicht getan. Die teils belegten Vorteile von Bioprodukten haben wir uns deshalb ja sogar schon angelesen: Bio ist frischer, geschmackvoller, gesünder und weniger schadstoffbelastet. Bio ist gut für den Wohlfühlfaktor der Tiere, die uns Fleisch zum Essen oder Wolle zum Klamottenschneidern geben, und Bio ist gut für die Umwelt. Wer sich für Bio entscheidet, setzt Herstellern und Politikern ein Zeichen: Hört mal Leute, ihr müsst euch schon um die Natur, ihre Bewohner und meine Gesundheit kümmern, mir liegt nämlich was daran, dass es uns allen auch in fünfzig Jahren noch gut geht!
Vorbehalte: Bio ist zu teuer und kompliziert
Wenn wir dann derart informiert „gelegentlich“ mal ein Bioprodukt kaufen, sind wir stolz auf uns. Aber eine Frage muss erlaubt sein: Warum entscheiden wir uns dann nicht „häufig“ für Bio oder gar immer? Warum packen wir am Tag nach der guten Biotat doch die hübsch anzusehenden, weil hochgezüchteten Paprika im Discounter in den Einkaufswagen? Und den Artikel über krebserregende Stoffe in Luftballons legen wir schnell beiseite, weil der uns nur Angst vor der Welt macht, in die wir unsere Kinder hineingeboren haben.
Jede Menge Vorbehalte machen es uns leicht, diese Doppelmoral zu rechtfertigen: Bio ist teuer und angesichts von Fleisch, das fast doppelt soviel kostet wie das an der Supermarktfleischtheke, fangen wir gar nicht erst an zu rechnen, ob wir uns einen kompletten Biospeiseplan als junge Familie überhaupt leisten können (man will für Bio ja auch nicht auf sämtliche Annehmlichkeiten des Lebens verzichten). Bio ist unpraktisch: Mit Produkten, die – so will es ein Vorurteil – schon beim Kauf verschrumpelt aussehen, einen ganzen Familien-Wochen-Vorratsplan zu bestücken, verlangt ein ganz eigenes Talent. Bio ist kompliziert: „Aus ökologischem Anbau“, „kontrollierte Bio-Qualität“, „hergestellt im Rahmen der Umstellung auf ökologischen Landbau“, und was nicht sonst noch alles auf den Produkten steht, mal Bio mit Siegel, mal Bio ohne Siegel, da blickt doch keiner mehr durch. Also bleiben wir – aus Angst, etwas falsch zu machen – doch lieber bei den Marken, die wir kennen. Außerdem ist Bio auch nicht immer heilig: Mal wird aufgedeckt, dass angebliche Bio-Vollkornbrötchen vom Discounter zu 40 Prozent aus herkömmlichem Weißmehl bestehen, dann wieder werden wir ermahnt, uns unter Bio keine Bilderbuchbauern vorzustellen, die beim Hühnerfüttern Volkslieder anstimmen, sondern Höfe, auf denen ein vergleichbarer Konkurrenz- und Wachstumsdruck herrscht wie in konventionellen Betrieben. Schlagzeilen, die uns hilflos zurücklassen, weil wir uns der Biobranche genauso ausgeliefert fühlen wie jeder anderen auch.
Ist Bio für unsere Kinder wirklich besser?
Und was folgt daraus? Nur Bio, ein bisschen Bio oder doch kein Bio für mein Kind? Dieses urbia-Special will Ihnen helfen, eine fundierte Entscheidung zu treffen. Es nimmt die unter den 53 Prozent Gelegenheits-Bio-Käufern verbreiteten Vorbehalte ernst und unter die Lupe. Junge Familien erläutern ihre Einstellung zu Bioprodukten und ihre Erfahrungen damit. Experten beantworten Fragen wie: Ist Bio wirklich immer die bessere Alternative? Sind nicht gerade bei Kinderprodukten die Auflagen so streng, dass man hierzulande auch herkömmliche Markenprodukte bedenkenlos kaufen kann? Lässt sich ein Bio-Lebensstil mit einem kleinen Geldbeutel überhaupt umsetzen? Und wie gelingt ein sinnvoller Einstieg in den Wust aus Biosiegeln, Biostudien, Biomarken?
In Teil 1 der urbia-Serie geht es um Bionahrung: Bio-Essen für die ganze Familie?.
Mit Bio-Spielzeug befasst sich Teil 2 und in Teil 3 geht es um Öko-Kleidung für Kinder.
Das ganze Special: Wie viel Bio für mein Kind?