Fit durch Fasten
Eine Fastenkur bedeutet große Überwindung. Doch richtig durchgeführt, zahlt es sich aus, da die Vorteile überwiegen. Am Ende stehen körperliches Wohlbefinden und Gesundheit. Aber Vorsicht: Für Schwangere und Stillende ist Fasten verboten!
Der Körper hält Hausputz: Aber nicht in Schwangerschaft und Stillzeit
Ich koche leidenschaftlich gern und bin mit Leib und Seele Gourmet. Essen ist für mich das (Zweit-) Schönste im Leben. Aber einmal im Jahr muss es sein: Eine Woche lang bekommen Magen und Darm Urlaub, der Körper darf Hausputz halten, Schlacken, Schadstoffe und natürlich ein paar Pfunde sollen verschwinden. Fasten ist ganz einfach, und hinterher fühlt man sich wie neugeboren. Am besten legt man die Fastenwoche in den Urlaub, denn es ist besonders effektiv, wenn auch die Seele zur Ruhe kommen kann. Und "frau" darf nicht gerade schwanger sein oder ein Baby stillen. Gut ist es, wenn man sich nun besonders verwöhnt, mit einem schönen Bad zum Beispiel, langen Spaziergängen oder auch einer schönen Massage. Man kann jedoch auch im Alltag fasten. Manche schwören sogar darauf, weil sie durch die tägliche Arbeit besser abgelenkt werden, und nicht dauernd ans Essen denken müssen.
Ein Tag zur Entlastung
Natürlich haut man sich nicht abends noch eine Wildschweinkeule rein, wenn man am nächsten Tag das Heilfasten beginnt. Bereits einen Tag vorher sollte man vielmehr dem Körper und besonders dem Verdauungssystem Gelegenheit geben, zur Ruhe zu kommen und auf Fasten umzuschalten. Und so heißt auch meine Devise heute: Obst noch und nöcher, und sonst fast gar nichts mehr. Ich esse reichlich Früchte und füge hier und da einen Esslöffel Leinsamen dazu, denn der bindet Schlacken und Giftstoffe im Darm und regt die Verdauung an. Auch ein paar Löffel Naturjoghurt gehören noch zum Speiseplan dieses Tages. Ansonsten trinke ich noch reichlich Tee und Mineralwasser. Diesen Entlastungstag nutze ich auch, um mich mental fürs Fasten fit zu machen und mir noch mal vor Augen zu halten, dass ich es schaffen kann und werde. Für Menschen, die das erste Mal fasten, ist es wichtig zu wissen, dass es für gesunde Erwachsene und Jugendliche ab 14 Jahre kein Problem ist, eine Woche lang nur von Tee, Obst- und Gemüsesäften zu leben. Im Gegenteil, der Körper wird diese Entlastungszeit dankbar annehmen. Denn immerhin gehen fast ein Drittel der gesamten Energie des Organismus allein für die tägliche Verdauungsarbeit drauf. Doch wer bis jetzt an jedem Tag seines Lebens gegessen hat, muss sich an den Gedanken erst gewöhnen, dass man nicht gleich zusammenbricht oder verhungert, wenn man eine Weile mal (fast) nichts isst.
Der erste Fastentag – Standhaftigkeit ist gefragt
Der erste Fastentag beginnt nicht gerade mit einem kulinarischen Höhepunkt. Ein Riesenglas Sauerkrautsaft am Morgen sorgt bereits nach wenigen Stunden für den gewünschten abführenden Erfolg. Dies ist ganz wichtig, damit der Darm sich von Grund auf reinigen und erholen kann. Wer zu Verstopfung neigt und mit Sauerkrautsaft (oder Molke) nicht zum beabsichtigten Erfolg kommt, nimmt je nach eigenem Gewicht 30 bis 40 g Glaubersalz auf 0,5 bis 0,75 l Wasser und trinkt es innerhalb einer Viertelstunde. Hinterher trinkt man ein bisschen Pfefferminztee nach, um den Salzgeschmack loszuwerden. Die Wirkung des Glaubersalzes kann einen durchaus bis in den Nachmittag hinein auf Trab halten. Kneift der Bauch, hilft eine Wärmeflasche.
Der nicht mehr gerade üppige Speiseplan dieses ersten Tages teilt mir mit, dass ich morgens nur einen milden Schwarz- oder Kräutertee mit einem halben Teelöffel Honig zu mir nehmen darf. Zwischendurch ist reichlich Mineralwasser erlaubt. Am Mittag beginnt dann das große Schlemmen: ¼ Liter Gemüsebrühe oder Gemüsesaft (ein Drittel Wasser, zwei Drittel Saft) stehen auf der Speisekarte. Ich seufze, vielleicht sollte ich doch lieber ein andermal...? Nein, ich bleibe hart und genieße meinen Gemüsesaft so gut es halt geht. Nachmittags schlage ich mir dann den Bauch voll mit sage und schreibe zwei Tassen Früchte- oder schwachem Schwarztee, auch noch versehen mit einem halben (!) Teelöffel Honig! Ich bin nun pappsatt und kann nicht mehr – zumindest rede ich mir das ein. Abends darf der/die Fastenwillige sich noch einen Viertelliter Obstsaft gönnen – natürlich mit Mineralwasser verdünnt, man will ja nicht sinnlos völlen. Alternativ gibt es wieder Gemüsebrühe oder –saft wie am Mittag.
Die Versuchung lockt
Am Morgen des zweiten Tages ist mir nach dem Aufstehen arg schwummerig zumute. Der Blutzuckerspiegel ist ziemlich niedrig, was aber normal ist. Deshalb sollte man sich viel Zeit zum Aufstehen nehmen und schon im Bett ein wenig Mineralwasser trinken. Trotz allem immer noch ein wenig zittrig wanke ich in die Küche und muss kleine, verlockende Schokoladensternchen verscheuchen, die vor meinem inneren Auge tanzen. Sie säuseln mir dauernd zu: "Nur ein einziges Stückchen Schokolade, das kann doch gar nix schaden...". Ich verschlinge rasch zwei Teelöffel Honig, das steht zwar nicht im Fastenplan, bewahrt mich aber vor schlimmeren Sünden. Ansonsten gilt derselbe Speiseplan wie gestern und an allen folgenden Tagen. Gegen Nachmittag lässt das Hungergefühl langsam nach, ich fühle mich jetzt schon viel wohler – und bin stolz, die ersten beiden Tage überstanden zu haben, die nach meiner Erfahrung immer die schwierigsten sind. Ab dem dritten Fastentag dann fühle ich mich noch stabiler und zuversichtlicher, ich weiß, dass ich es schaffen werde. Der Organismus hat auf Fettverbrennung umgeschaltet, das heißt, er lebt jetzt von den Vorräten, was er ja auch soll. Am dritten und fünften Tag steht wieder eine Abführaktion mit dem schon erwähnten köstlichen Sauerkrautsaft an. Man sollte dies auf keinen Fall versäumen, da sonst das Hungergefühl zu stark bestehen bleibt und der Darm nicht so effektiv entschlackt wird. Apropos Hungergefühl, die wahre Standhaftigkeit des Fastenden zeigt sich, wenn er für den Ehepartner das Abendessen kochen muss, weil der nämlich nichts vom Fasten hält. Wer kann, sollte diese arge Versuchung lieber meiden, zu zweit fastet es sich eh besser. Vielleicht gibt es ja auch Freunde oder Kollegen, die mitmachen wollen. Man kann sich gegenseitig motivieren und weiß, wie den anderen zumute ist.
Geschafft!
Trotz aller Versprechungen meines schlauen Fastenbuches, der Hunger komme während der Fastenwoche irgendwann ganz zum Erliegen, muss ich leider warnen: Dies muss nicht so sein. Es gab schwache Stunden, in denen ich mir blindlings ein Kochbuch geschnappt habe und mir seufzend die abgebildeten wunderbaren Köstlichkeiten angeschaut habe. Natürlich sollte man dies keinesfalls tun, nein-nein. Da saß ich nun aber leider dennoch und überlegte mir in allen Einzelheiten, was ich alles Leckeres kochen würde, sobald, ja sobald ich diese verflixte Fastenwoche endlich hinter mir haben würde. Dass die Situation bedenklich wurde, wurde eines Nachmittags besonders deutlich: Ich hatte in einer Zeitschrift geblättert und bemerkte plötzlich (einigermaßen entsetzt), dass ich fast eine halbe Stunde lang völlig gedankenverloren das Foto zu einem Kochrezept angestarrt hatte. Trotzdem blieben solche Momente der Anfechtung die Ausnahme, das Leben ging ansonsten seinen völlig normalen Gang. Die Leistungsfähigkeit ist annähernd so hoch wie normalerweise, nur starke körperliche Anstrengungen fielen mir schwer. Leichter Sport und normale Berufstätigkeit sind jedoch kein Problem.
Ebenso, wie vor dem ersten Fastentag ein Entlastungstag auf dem Programm steht, braucht es auch Zeit, bis der Körper wieder von Sparflamme auf volle Leistung umschalten kann. Wer am ersten Aufbautag gleich eine Scheibe Schweinebraten mit Sahnesauce verschlingt, kann durchaus in einer Krankenhausambulanz landen. Der Magen hat nämlich die Säureproduktion so stark zurückgefahren, dass das Fleisch einfach nicht verdaut werden kann und – drastisch ausgedrückt – im Magen vergammelt. Daher stehen am ersten Tag noch Tees, ein weicher Apfel, ein Teller Kartoffel-Gemüse-Suppe sowie Knäckebrot, Tomatensuppe und Buttermilch an. Am zweiten Aufbautag gibt es den ersten Quark, Salat, Pellkartoffeln und Möhrengemüse sowie etwas Rohkost. Am dritten Tag gibt es Bratkartoffeln, reichlich Rohkost, doch auch schon Butter, und Frischkäse. Und auch wenn dies alles noch recht mager klingt: Nach einer erfolgreichen Fastenwoche sind all diese Dinge Köstlichkeiten, die man in vollen Zügen genießt und mit viel mehr Bewusstheit isst, als man dies sonst tut.
Wer das verlorene Gewicht (rund drei Kilo) auf Dauer fernhalten möchte oder mehr abnehmen möchte, nutzt eine Fastenwoche und die Aufbautage zur dauerhaften Ernährungsumstellung. Vor allem Fett und tote Kohlehydrate (Zucker, Weißmehl) sollten einer gesünderen Ernährung weichen.
Wer sollte nicht auf eigene Faust fasten?
Es gibt nur wenige Menschen, die gar nicht fasten sollten. Wer gerade schwanger ist oder stillt, zu mager, körperlich oder seelisch erschöpft ist, oder wer gerade eine längere Krankheit oder schwere Operation überstanden hat, sollte darauf verzichten. Auch wer an einer Krankheit leidet, die zur Gewichtsabnahme führt (Tuberkulose, Krebs) darf nicht fasten. Patienten, die Blutverdünnungsmittel nehmen, müssen ebenfalls auf das Fasten verzichten. Wer nervlich oder körperlich überfordert und sehr gestresst ist, sollte vor Fastenbeginn acht Tage Urlaub machen. Wer ständig bestimmte Medikamente nimmt, sollte den Arzt fragen, ob er fasten darf.
Es gibt andere Fälle, bei denen man nur in einer Fastenklinik und unter ärztlicher Aufsicht fasten sollte. Dies gilt für Menschen mit starkem Übergewicht, für Diabetiker, Menschen die unter Gicht, Polyglobulie (zu viele Blutzellen), Fettleber, Hepatitis, Arteriosklerose, Bluthochdruck, Herzinfarktgefährdung, Gewebsstoffwechselstörungen, Rheuma, Bandscheiben- und Gelenkschäden oder Arthrose leiden. Auch wer starke Ekzeme oder Schuppenflechte hat, unter anderen starken Allergien, Migräne, grünem Star, Bechterew, Morbus Reiter, Morbus Crohn, Porphyrie und Polyarthiritis leidet, sollte in einer Klinik fasten. Dies gilt auch für Suchtkranke oder Menschen mit Essstörungen aller Art. Bei vielen der genannten Krankheiten kann das Fasten eine deutliche Besserung herbeiführen, soweit es unter erfahrener ärztlicher Anleitung geschieht.
Literaturtipps
Buchinger, Maria: Heilfasten. Die Buchinger-Methode. DTV München (ISBN: 3423365048).
Leibold, Gerhard: Fasten, Entschlacken, regenerieren, abnehmen. Falken Verlag Niedernh. (ISBN 3635601357).
Ders.: Gesund durch Saftfasten. Wirkungen, Heilanzeigen, praktische Durchführung. Oesch Verlag Zürich (ISBN 3896981218).
Lützner, Hellmut Dr. med.: Wie neugeboren durch Fasten. GU Ratgeber Leben. Gräfe und Unzer Verlag (ISBN 377421462X). Dieses Buch benutzt die Autorin des Artikels als Fastenleitfaden.