Schlankheitsdiäten unter der Lupe (1)
Ananas-Diät, Schroth-Kur, Trennkost – Schlankheitskuren gibt es viele. Marianne Rudischer gibt einen Überblick über Vor- und Nachteile verschiedener Diäten und beschreibt die allgemeinen Merkmale einer guten Diät.
So erkennen Sie eine gute Diät
Der Entschluss steht fest: Abspecken - aber wie? Eines ist wichtig zu wissen, bevor man sich entscheidet, eine Diät zu machen: Es gibt keine Diät, die Wunder vollbringen kann. Pfunde, die sich über Jahre hinweg angesammelt haben, sind nicht in kurzer Zeit durch eine Diät abzubauen. Und: Jede noch so gute Diät nützt nichts, wenn nicht eine dauerhafte Veränderung des Essverhaltens und körperliche Bewegung dazu kommen.
Anhand der folgenden Kriterien können Sie eine gute Diät von einer schlechten unterscheiden:
Eine gute Diät
- verspricht keine hohe Gewichtsabnahme in kurzer Zeit, sondern setzt realistische, langfristige Ziele,
- setzt auf langsame, schrittweise Gewichtsabnahme,
- macht nur geringe Vorgaben zum Gewichtsverlust,
- legt Wert darauf, dass das Gewicht gehalten werden kann,
- berücksichtigt persönliche Vorlieben und Abneigungen,
- kennt keine Verbote bzw. keine verbotenen Lebensmittel,
- fordert keine starke Einschränkung der Nahrungsmenge und Lebensmittelauswahl,
- legt Wert auf fettarme Zusammensetzung der Nahrung,
- erfordert keinen zusätzlichen Kauf von anderen Produkten wie Drinks, Pulver oder Dragees,
- empfiehlt neue Essgewohnheiten, die dauerhaft beibehalten werden können, z.B. ist abwechslungsreich, macht langanhaltend satt und schmeckt.
Zwölf Diäten unter die Lupe genommen
Und falls Ihnen auch nach dieser Entscheidungshilfe die Einschätzung schwer fällt, welche Diät etwas taugt und von welcher man besser die Finger lassen sollte, lesen Sie hier unser Urteil über zwölf Diäten, analysiert und nach den wissenschaftlichen Erkenntnissen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung bewertet.
Max Planck-Diät
Die Diät wird auf privaten Fotokopien unter dem Namen des Max Planck-Institutes verbreitet. Diese Diätform ist extrem eiweißreich, man soll sich an Steaks, Schnitzel, Geflügel oder Fisch – fettlos zubereitet - satt essen. Es wird ein völlig unrealistischer Abnahmeerfolg von acht bis neun Kilogramm in zwei Wochen versprochen. Außerdem wird eine fragwürdige Stoffwechselveränderung in Aussicht gestellt, die eine erneute Gewichtszunahme für die nächsten drei Jahre verhindern soll.
Bewertung
Das Max Planck-Institut bestreitet die Urheberschaft dieser Diät und distanziert sich davon. Die Diät ist gesundheitlich bedenklich, z.B. können die überschüssigen Eiweißabbauprodukte vom Körper nicht ausgeschieden werden. Ein Anstieg des Harnsäuregehaltes im Blut und Harnsäureablagerungen im Gewebe können die Folge sein. Die schnelle Gewichtsabnahme ist lediglich auf den hohen Wasserverlust zurückzuführen.
Fazit
Nicht empfehlenswert
Scarsdale-Diät
Die Diät ist nach dem Ort Scarsdale in den USA benannt. Zwei Wochen lang soll eine strenge Basisdiät mit einer eingeschränkten Auswahl an Lebensmitteln eingehalten werden. Darauf folgt ein Fitnessprogramm mit erweiterter Lebensmittelauswahl. Will man sein Gewicht noch weiter reduzieren, beginnt man nach abermals zwei Wochen wieder mit der Grunddiät. Fleisch, Fisch, Geflügel, Käse, Shrimps, Milch, Nüsse Obst, Gemüse, Salate und Vollkornprodukte stehen auf dem Speiseplan. Salate dürfen nur mit Zitrone oder Essig – ohne Öl – zubereitet werden. Zwischen den Mahlzeiten dürfen nur Möhren und Sellerie gegessen werden, Zucker und Alkohol sind tabu.
Bewertung
Der Eiweißanteil ist viel zu hoch. Die versprochene extreme Gewichtsabnahme ist bedenklich und erscheint unrealistisch. Ein Langzeiterfolg ist nicht gegeben.
Fazit
Nicht empfehlenswert
Hollywood-Star-Diät
Die Hollywood-Diät wurde in den Jahren 1920 bis 1930 in Amerika für Filmstars entwickelt und ist extrem kalorienarm (ca. 600 – 800 Kalorien/Tag). Erlaubt sind Shrimps, Hummer, mageres Fleisch und Geflügel, tropische Früchte, sehr selten Kartoffeln oder Nudeln. In Amerika waren zu dieser Zeit kohlenhydratreiche Lebensmittel wie Kartoffeln, Mais und Getreide preiswert und hatten ein negatives Image (Arme-Leute-Produkte). Die bei der Hollywood-Diät empfohlenen Lebensmittel waren dagegen in, weil man sie nur aus Filmen kannte.
Bewertung
Der Eiweißanteil ist viel zu hoch, der Energiegehalt viel zu niedrig. Es handelt sich um eine ausgesprochen einseitige Diät. Wegen der äußerst geringen Kalorienzahl ist anfangs eine schnelle Gewichtsabnahme möglich, jedoch ohne Langzeitwirkung.
Fazit
Nicht empfehlenswert
Mayo-Diät
Erlaubt sind viele Eier – bis zu neun Stück pro Tag, viel mageres Fleisch wie Steaks, Geflügel und magerer Fisch sowie wenig Salat. Für die Zubereitung soll möglichst kein Fett verwendet werden.Die Mayo-Diät, die nichts mit Mayonnaise zu tun hat, ist eine Abwandlung der Hollywood-Diät.
Bewertung
Die Diät ist einseitig und cholesterinreich. Dadurch kann der Cholesteringehalt im Blut ansteigen. Vitamine und Mineralstoffe sind nicht ausreichend enthalten. Die Diät ist sehr eintönig und hat keinen dauerhaften Effekt.
Fazit
Nicht empfehlenswert
Atkins-Diät
Der amerikanische Arzt Dr. Atkins entwickelte diese Diät, die in den 70er und 80er Jahren besonders populär war. Es sind ausschließlich fettreiche Lebensmittel erlaubt: Fleisch, Fisch, Wurst, Speck, Eier, Käse, Sahne etc. Dazu soll zweimal pro Tag Salat gegessen werden. Verboten bzw. nur in sehr geringem Maße erlaubt sind Brot, Kartoffeln, Reis, Nudeln, Obst, Gemüse, Säfte, Süßigkeiten. Um den Vitamin- und Mineralstoffmangel auszugleichen, sollen entsprechende Tabletten eingenommen werden.
Bewertung
Diese Diät mit ihrer extrem hohen Fettzufuhr ist einseitig und gesundheitsschädlich.
Fazit
Nicht empfehlenswert
Trennkost
Seit rund 60 Jahren taucht die Trennkost immer wieder auf, die von dem amerikanischen Arzt Dr. Howard Hay entwickelt wurde. Danach soll der menschliche Organismus Eiweiß und Kohlenhydrate nicht gleichzeitig verdauen können. Deshalb dürfen sie nach seiner Auffassung niemals gemeinsam in einer Mahlzeit verzehrt werden.
Bewertung
Es ist wissenschaftlich nicht zu begründen, eiweiß- und kohlenhydratreiche Lebensmittel zeitlich getrennt zu verzehren. Die meisten Nahrungsmittel enthalten beide Bestandteile, das Trennen bringt keine Vorteile. Statt dessen geht der Ergänzungswert vieler Eiweißquellen verloren, z.B. von Kartoffeln und Ei. Positiv zu bewerten ist die Zugabe von viel Gemüse, Obst und Vollkornprodukten und der Wegfall des lästigen Kalorien-Zählens.
Fazit
Weniger empfehlenswert
Fit for life
Dies ist eine Variante der Hay’schen Trennkost, die von Models propagiert wird. Hierbei ist der Tag in verschiedene Abschnitte eingeteilt, in denen gegessen werden darf, z. B. vier Uhr morgens bis mittags nur Obst und frisch gepresster Saft. Milch und Milchprodukte sind verboten, da sie "die Darmwände verkleben" sollen.
Bewertung
Das Verbot von Milch ist wissenschaftlich nicht nachvollziehbar. Es besteht statt dessen die Gefahr, dass bei dieser Diät Kalziummangel auftritt. Auch die Ablehnung von Trink-und Mineralwasser ist unsinnig, die darin enthaltenen Mineralstoffe werden vom Körper durchaus aufgenommen.
Fazit
Nicht empfehlenswert
Schroth-Kur
Der schlesische Fuhrmann Johann Schroth erfand im 19. Jahrhundert diese Diät, die man in verschiedenen Kliniken auch heute noch durchführen kann. An sogenannten Trockentagen dürfen nur Brötchen (Semmeln) und Zwieback in unbegrenzter Menge gegessen werden. Abends ist als einziges Getränk 1/8 Liter Rotwein erlaubt. An den kleinen Trinktagen darf ab 18 Uhr bis zu einem halben Liter Wein getrunken werden, teilweise warm. An den grossen Trinktagen muss bereits morgens entweder ein Viertelliter warmer Wein oder Hafersuppe oder Kräutertee getrunken werden. Mittags gibt es Hafersuppe, Griesbrei mit Pflaumenkompott oder Pflaumensuppe mit Reis. Abends muss dann ein Dreiviertelliter Wein getrunken werden.
Bewertung
Die Schroth-Kur ist sehr einseitig. Der Körper erhält zum einen zu wenig Flüssigkeit, zum anderen zuviel Alkohol und wird dadurch stark belastet. Einige Kliniken bieten allerdings eine abgewandelte Schroth-Kur an, die mehr Flüssigkeit (z.B. in Form von Saft, Molke oder klarer Suppe) enthält.
Fazit
Nicht empfehlenswert
Formuladiäten
Hierbei handelt es sich um Pulvermischungen, die mit Wasser oder Milch angerührt werden und als Ersatz für eine Mahlzeit dienen. Bestimmte Nährstoffgehalte sind gesetzlich vorgeschrieben. Ebenfalls muss der Hinweis vermerkt sein, dass diese Mischungen nicht länger als drei Wochen ohne ärztlichen Rat verwendet werden sollen. Die Bezeichnung Formuladiäten stammt von dem Wort "Formel", da die Pulvermischungen industriell nach exakt definierter Zusammensetzung hergestellt werden.
Bewertung
Formuladiäten sind eintönig und teuer. Führt man sie auf eigene Faust durch, haben sie wegen der sehr geringen Energiezufuhr (800 bis 1000 Kalorien) gesundheitliche Risiken. Dies gilt vor allem, wenn nicht ausreichend getrunken wird. Mit dem scheinbar praktischen Griff zum Pulver wird auch kein neues Essverhalten gelernt.
Fazit
Nicht empfehlenswert
Zitronensaftkur
Täglich sollen zwei bis drei Liter Flüssigkeit aufgenommen werden: pro Glas je zwei Esslöffel frischer Zitronensaft, Ahornsirup, eine Prise Cayennepfeffer, das Ganze mit Wasser auffüllen.
Bewertung
Die Behauptung, dass Ahornsirup sämtliche Vitamine und Mineralstoffe enthält, ist falsch. Es trifft auch nicht zu, dass Cayennepfeffer eine schleimlösende oder wärmende Wirkung hat. Die Verbindung von Cayennepfeffer und der Zitronensäure kann zu Magenbeschwerden führen.
Fazit
Nicht empfehlenswert
Milch-Semmel-Diät nach F. X. Mayr
Dr. Franz Xaver Mayr entwickelte unter dem Motto "Der Tod sitzt im Darm" diese Methode zur "Darmreinigung". Erlaubt sind nur kleine Bissen der drei Tage alten, sogenannten Kursemmel (Brötchen). Dazu soll immer ein Teelöffel Milch aufgenommen (gesippelt) werden, keinesfalls aber getrunken! Es darf nur bis zum ersten Sättigungsgefühl gegessen werden, die Anzahl der Brötchen entscheidet jeder selbst. Zum Trinken wird viel Kräutertee und stilles Mineralwasser empfohlen. Um Verstopfung zu vermeiden, muss Glaubersalz eingenommen werden.
Bewertung
Die F. X. Mayr-Kur soll nur unter ärztlicher Aufsicht durchgeführt werden. Es besteht die Gefahr, dass Nährstoffdefizite auftreten, vor allem Vitamin-, Mineralstoff-und Ballaststoffmangel. Die Methode ist zum Abnehmen ungeeignet, weil keine Ernährungsumstellung erfolgt.
Fazit
Nicht empfehlenswert
Brigitte-Diät
Sie ist seit vielen Jahren ein variantenreicher Diät-Klassiker. Früher wurden die Diätpläne nach Kalorien berechnet, heute steht vor allem der Fettgehalt der Mahlzeiten im Mittelpunkt.
Bewertung
Das Konzept ist alltagsgerecht (berücksichtigt auch Berufstätigkeit), gibt Tipps zur Bewegung und für ein langfristig gesundes Essverhalten. Kleiner Nachteil: Es ist etwas aufwändig, genau nach den Tages- bzw. Wochenplänen zu kochen.
Fazit
Sehr empfehlenswert