Frischer Wind fürs Liebesleben
Wenn Paare lange zusammen leben, schleicht sich oft eine Routine ein, die auch vor dem Ehebett nicht Halt macht. Aber die Gewohnheit lässt sich überlisten.
Wenn Berührungen zur Routine werden
Natürlich lieben wir uns noch. Aber offen gestanden, manchmal gleicht eine Liebkosung der anderen – wie eine flüchtige Erinnerung an etwas, was schon einmal da war, ein Déjà-vu. Bevor Berührungen einen Hauch von liebloser (und langweiliger) Routine bekommen, wird es Zeit zu handeln und seine eingefahrenen Gewohnheiten aufzulösen. Schon Kleinigkeiten können helfen, die Leidenschaft neu zu entfachen.
Es zu sagen wagen
Vor ein paar Tagen haben wir miteinander geschlafen, während die Kleinen ihre Siesta hielten. Danach fühlte ich mich seltsam unbefriedigt. Zwar sind Genuss und Höhepunkt garantiert bei diesen Treffen im Bett. Nicht aber die Liebesglut, die mich den Kopf verlieren lässt und meine Nerven zum Vibrieren bringt. Ich sagte mir, dass die Gewohnheit, Albtraum vieler Paare, ihr Werk begonnen hat.
Es war nicht einfach, Melanie von diesen Gefühlen zu erzählen. Zuerst nahm sie es mir sogar übel. Sie redete mal sich mal mir Schuldgefühle ein, während ich fand, dass wir beide zu der Situation beitrugen. Jedenfalls merkten wir, dass es nicht ausreicht, nur darüber zu reden. Wir mussten auch in die gleiche Richtung schauen und handeln. Denn war es unsere Beziehung nicht wert, sich auch voll dafür einzusetzen? Und so zu verhindern, dass die Trugbilder des Seitensprungs durch unsere Ehe spuken?
Kleinigkeiten mit großer Wirkung
Schließlich sprachen wir offen miteinander. Auffällig war, dass das Déjà-vu-Gefühl bei mir stärker war, aber Melanie zeigte sich offen für jeden Vorschlag, der uns zu einem Aufblühen unserer Zärtlichkeiten bringen sollte. Mit ihrem Einverständnis entschied ich mich dafür, drei Kleinigkeiten zu ändern und die Folgen, die sich daraus ergeben würden, zu beobachten.
Zuerst haben wir unseren Platz im Bett getauscht. Das scheint belanglos zu sein, aber es ist eine andere Hand, die streichelt, der Körper dreht sich in eine andere Richtung. Nur eine kleine Lageveränderung, die aber zu einer reizvollen Irritation führt.
Spiele der Erwachsenen
Dann habe ich Melanie vorgeschlagen, unser Vorspiel von Zeit zu Zeit bestimmten Spielregeln zu unterwerfen. Zum Beispiel? Ich sagte mir, dass es wichtig sei, fantasievoll an die Sache heranzugehen, wird das sexuelle Erleben doch wesentlich von Fantasien beeinflusst. Wie also die Fantasie beflügeln? Ich erfand eine Spielerei, die wesentlich besser funktionierte, als ich es erhofft hatte.
Rückkehr der Leidenschaft
Die "Sinnesliste"
Dieses Spiel nannte ich die "Sinnesliste". Es besteht darin, die Sinne einen nach dem anderen anzusprechen. Zunächst zum Beispiel der Sehsinn. Der Partner darf uns jetzt nach Herzenslust unter alle Nähte schauen. Aber Achtung, zu diesem Zeitpunkt dürfen nur die Augen eingesetzt werden! Dann ist der Andere an der Reihe, nur mit den Augen sein Lieblingsspielfeld zu erkunden. Danach kann man zum Tasten übergehen, zum Schmecken, zum Riechen, zum Hören. Streng der Reihe nach, so dass jeder Sinn selbstständig zum Zug kommt
Natürlich lassen sich Lachen, Ungeduld und kleine, köstliche Neckereien nicht vermeiden, die dieses Vorgehen gefährden, das uns – wen wundert´s – viel Geduld abverlangt. Der schönste Moment ist gekommen, wenn man schließlich das Spiel Spiel sein lässt und alle Regeln in den Wind schießt. Es klingt vielleicht komisch, aber Ungeduld, Erwartung und Freude, die gemeinsame Lust zu verzögern, regen die Leidenschaft mehr an als jedes erotische Mittelchen.
Die Regeln bestimmen Sie
Sie können noch viele weitere Spiele erfinden: Nur ein Bereich des Körpers darf beäugt, beschnüffelt, geschmeckt werden oder nur ein Partner darf die Initiative ergreifen. Sie können sich Stille auferlegen oder bestimmen, welche Stellen des Körpers umgangen werden müssen – lassen Sie Ihrer Fantasie freien Lauf! Wenn der Wunsch miteinander zu "spielen" aufrichtig ist, sind die Ergebnisse wirklich eindrucksvoll. Bei uns ist es jetzt oft Melanie, die die Spielregeln aufstellt und ich gebe zu, dass ich ihren Ideen mit großem Vergnügen folge. Es lebe die nächste Siesta!
Aus dem Französischen von Andrea Lützenkirchen
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