Wenn das Baby beim Sex stört
Ist ein Baby das beste Verhütungsmittel? Nach einer Entbindung kann das Sexleben schon einmal durcheinander geraten. urbia zeigt Wege aus dem Dilemma.
Probleme nach der Geburt
Erinnern Sie sich noch an Ihren amüsierten Gesichtsausdruck, als Ihre Hebamme Sie keinen Tag nach der Entbindung zu Ihrer zukünftigen Verhütungspraxis befragte? Ein paar Monate später war Ihnen in Sachen Sex das Lachen sicher gründlich vergangen. Denn wissenschaftliche Studien belegen, dass über fünfzig Prozent der Eltern auch mehr als ein Jahr nach der Geburt ihres Kindes noch kein normales Sexleben führen.
Warum also ist ein Baby das ultimative Verhütungsmittel?
- Die Schmerzen:
Eine Entbindung lässt eine wunde, erschöpfte, empfindliche und möglicherweise verletzte Mutter zurück. Auch wenn die Wunden abgeheilt sind, ist die Region um Vagina und Anus oft noch monatelang hochsensibel. Es ist daher keineswegs überraschend, wenn schon der Gedanke an Sex Schmerzen verursacht. Eine verminderte Schleimbildung trägt auch nicht gerade zur Entspannung der Situation bei. - Die symbiotische Phase:
Mütter sind oft so fixiert auf ihr verletzliches Baby, dass sie keinerlei Bedarf nach sexueller Intimität mit einem großen, behaarten, unsensiblen Kerl verspüren. Erhöhte Hormonwerte, wie etwa das Prolaktin während der Stillzeit (es hält die Milchsekretion in Gang), können dieses Gefühl der Bindung noch verstärken, indem sie als natürlicher „Schutz“ vor schneller erneuter Schwangerschaft fungieren. - Die Erschöpfung:
Ihre Libido kämpft vergeblich gegen schlaflose Nächte, aufreibende Tage, volle Windeln, ... - Die Erinnerung an die Geburt:
Diese kann beiden Partnern die Lust nehmen, vor allem dann, wenn die Erfahrung traumatisch war. - Der Verlust der Privatsphäre:
Die ständige Angst vor Störung und Unterbrechung kann jegliche Spontaneität zunichte machen. Wenn Ihr Baby in Ihrem Schlafzimmer schläft, wird die Situation noch prekärer. - Der "Vater-Mutter-Faktor":
Die Geburt kann dazu führen, dass Sie sich stärker mit Ihren eigenen Eltern identifizieren. Sie begegnen einander möglicherweise mehr als "Vater" und "Mutter", denn als Liebende. Auch nicht gerade sehr antörnend. Brüste und Vagina haben für Sie mehr funktionale als sexuelle Bedeutung.
Sie leben also in einer sexfreien Zone?
So kommen Sie wieder zurück zur Normalität:
- Zeigen Sie Körperlichkeit:
Ob Sie nun Sex haben oder nicht: Tappen Sie nicht in die Falle zu denken, Sie dürften überhaupt keine körperliche Zuneigung zeigen, um Ihrem Partner nur nicht den Eindruck zu vermitteln, Sie würden mehr wollen. Sie sind in einer Phase, in der Sie mehr denn je die Bestätigung brauchen, geliebt zu werden, und die Gewissheit, dass Ihr Baby nicht zwischen Ihnen steht. Sie brauchen Berührung, Umarmungen, Händchenhalten. - Gehen Sie auf (Wieder-)Entdeckungsreise
Möglicherweise wollen Sie beide nun anders berührt und stimuliert werden, anstatt den Sex so wieder aufzunehmen, wie er zuletzt war. Wenn Penetration schwierig ist, dann ist dies der ideale Zeitpunkt, andere Arten erotischer Techniken auszuprobieren. - Überstürzen Sie nichts
Sex muss nicht schnell und heftig sein. Er macht auch langsam, forschend, zärtlich und vorsichtig Spaß. - Reden Sie!
Keiner möchte einen ständigen Kommentator im Bett haben, aber es muss auch kein schweigsamer Akt werden. Sagen Sie Ihrem Partner, was Sie mögen, aber auch, was Ihnen keinen Spaß macht oder was Ihnen gar Schmerzen bereitet – ganz einfach, indem Sie „Ja“ oder „Nein“ sagen, oder sonstige ermunternde Geräusche von sich geben. - Schaffen Sie sich Freiräume
Bringen Sie Ihr Baby jeden Tag zu einer vernünftigen Zeit zu Bett und machen Sie sich regelmäßig einen gemütlichen Abend zu zweit. Holen Sie sich einen Babysitter und gehen Sie aus. Genießen Sie die Zeit als zwei „Menschen“, nicht als „Eltern“. Wenn Sie sich einander nahe fühlen, sprechen Sie darüber, was Sie im Bett schön finden und was Sie sich noch besser wünschen.
Autorin und Partnerschafts-Beraterin Lesley Steyn ist der lebende Beweis dafür, dass es Sex nach der Entbindung gibt – sie hat selbst zwei Kinder.
Aus dem Englischen übersetzt von Martin Schneider