Laktoseintoleranz: Das sollten Eltern wissen
Bei ungestillten Kindern wird sie schneller festgestellt, bei den anderen meist im Vorschulalter: die Milchzuckerunverträglichkeit. Woher sie kommt, wie man sie diagnostiziert und wie Eltern ihren Kindern helfen können, lesen Sie hier.
Was ist eigentlich Laktoseunverträglichkeit?
Eine Laktoseunverträglichkeit (nicht zu verwechseln mit einer Kuhmilch-Eiweißunverträglichkeit oder -allergie) macht sich bei ungestillten Kindern teilweise im frühen Säuglingsalter wegen der Unreife der Darmschleimhaut bemerkbar, kann aber auch erst im frühen Vorschulalter oder im Teenageralter auftreten. Kinder reagieren dann eine halbe oder zwei Stunden nach dem Verzehr von Milchprodukten mit Bauchkrämpfen, Blähungen und Durchfällen. Milchzucker (Laktose) ist ein Zweifachzucker und besteht aus den Einfachzuckern Galaktose und Glukose. Der Dünndarm ist nur in der Lage, Einfachzucker aufzunehmen. Die Spaltung von Laktose in Galaktose und Glukose erfolgt durch das Enzym Laktase im Dünndarm. Bei Menschen mit Laktoseintoleranz nimmt die Aktivität des Enzyms Laktase durch eine Schädigung der Darmschleimhaut infolge einer allergischen Reaktion auf Kuhmilcheiweiß ab. Damit gelangt unverdaute Laktose in den Dickdarm, wo sie von den Darmbakterien vergärt wird und zu den typischen Beschwerden führt“, erklärt Prof. Hans-Jürgen Nentwich, langjähriger Klinikchef und Vorstandsmitglied des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ). Betroffene müssen meist ein Leben lang ihren Verzehr von Milchprodukten meiden.
Was kann man dagegen tun?
Eine Laktoseunverträglichkeit stellt der Kinder- und Jugendarzt bei Schulkindern mit einem Atemtest fest. Bei jüngeren Kindern stehen weniger aussagekräftige Tests zur Verfügung. So kann evtl. mithilfe eines Bluttests der Verdacht bestätigt werden. Nach der Diagnose sollte erst einmal eine laktosefreie Ernährung für drei bis sechs Monate eingehalten werden. Dann wird mithilfe der Eltern und ihres Kinder- und Jugendarztes ermittelt, welche Mengen sie beschwerdefrei zu sich nehmen können. „Ein Ernährungstagebuch kann dabei helfen. Wichtig ist zu beachten, dass Laktose sich in Medikamenten, Zahnpasta oder homöopathischen Kügelchen verbergen kann. Auch Gewürzmischungen, Wurst, Fertiggerichte und sogar Getränke können Laktose enthalten. Hartkäse kann auf der anderen Seite nur noch wenig Laktose beinhalten“, so Prof. Nentwich. Wenn Kinder nur wenige Milchprodukte vertragen, sollten sie auf andere kalziumreiche Nahrungsmittel ausweichen, wie grünes Gemüse, Brokkoli, Grünkohl, Lachs, Mandeln, Trockenfrüchte. Denn Milch ist ein Hauptlieferant des Knochenbausteins Kalzium. Bei Bedarf rät der Kinder- und Jugendarzt eventuell zu Nahrungsergänzungsmitteln.
Weitere Tipps rund um das Thema "Kindergesundheit" finden Sie auf der Internetseite des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte unter www.kinderaerzte-im-netz.de.
Quellen:
Litschauer-Poursadrollah, M. et al.: Bauchschmerzen, Blähbauch, Diarrhoe: Fruktosemalabsorption, Laktoseintoleranz oder Reizdarmsyndrom? WMW 162 (506), 506 (2012).
Marx, G. u. Mathis, A.: Die Laktoseintoleranz – häufig verpasst und auch oft überdiagnostiziert. Ars medici Dossier VII, 27 (2012).