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Was Muttermilch alles kann

Sie ist ein wahres Wunder der Natur, passt sich der Bedarfssituation des Babys an und lässt Gehirngewebe schneller wachsen: Diese Forschungsergebnisse zum Powerpaket Muttermilch zeigen einmal mehr: Stillen ist das Beste fürs Baby.

Autor: Nicole Borrasch

Kuscheln hilft immer

Stillen Muttermilch
Foto: © mauritius images/ fancy

Stillen ist gesund fürs Kind, praktisch für die Mama und günstiger als Flaschenmilch. Aber leider ist es nicht immer so leicht, wie es sich die Natur vielleicht gedacht hatte. Viele Mütter haben große Startschwierigkeiten, bei manchen will es so gar nicht klappen. Eine gute Basis für ein erfolgreiches Stillen kann das innige Kuscheln von Mama und Baby gleich nach der Geburt sein, so eine Studie, die US-Forscher auf der „American Academy of Pediatrics (AAP) National Conference and Exhibition“ in Orlando vorstellten.

Besteht bei einer Mutter der Wunsch zu stillen, so wird dieses Vorhaben durch unmittelbaren Hautkontakt mit dem frisch Geborenen positiv beeinflusst, es steigt die Wahrscheinlichkeit dafür, dass sie ihr Kind voll stillen wird. Mit diesem Wissen sollten Ärzte und Hebammen  den sofortigen Hautkontakt zwischen Mutter und Kind nach der Geburt nicht nur fördern, sondern ihn als einen wesentlichen Teil des Geburtsprozesses sehen.
(http://www.eurekalert.org/pub_releases/2013-10/aaop-esc102313.php)

Da ist viel Hirn drin

Ob ein gestilltes Kind letztlich wirklich schlauer ist oder wird als ein Flaschenkind, bleibt offen. Aber Fakt ist: Babys, die Milch aus der Brust anstatt Milchpulver bekommen, bilden wichtige Hirnregionen früher aus als gleichaltrige andere Babys. Das bestätigt eine Studie der Brown University in Providence. Ein Team untersuchte im „Advanced Baby Imaging Lab“, einem Projekt, das erforscht, wie das Gehirn des Kindes lernt und wächst, 133 Kinder im Alter zwischen zehn Monaten und vier Jahren.

Dank eines extrem leisen Magnetresonanztomographen (MRT) konnte man die Gehirne der schlafenden Kinder scannen. Alle Kinder kamen termingerecht auf die Welt, waren gesund und lebten in gleichen sozialen wie wirtschaftlichen Verhältnissen. Um eine Aussage zu den Auswirkungen der Muttermilch auf die Gehirnentwicklung machen zu können, unterteilten die Forscher die Kinder in drei Gruppen. Die erste Kindergruppe wurde mindestens drei Monate lang ausschließlich gestillt, die anderen erhielten sowohl Mutter- als auch Flaschenmilch und die dritte Gruppe wurde nur mit Milchersatz gefüttert.

Die Ergebnisse sind erstaunlich: Die ausschließlich gestillten Kinder verzeichneten die schnellste Zunahme an Weißem Hirngewebe, das die langen Nervenfasern enthält und verschiedene Hirnbereiche miteinander kommunizieren lässt. Schon im Alter von zwei Jahren macht das einen deutlichen Vorteil aus. Die zweite Gruppe lag im Mittelfeld, die Flaschenkinder schnitten bei den MRT-Scanns am schlechtesten ab. Daraufhin ergänzten die Forscher ihre Studie mit einigen Kognitionstests bei den älteren Kindern. Die Drei- und Vierjährigen, die voll gestillt wurden, waren den anderen Kindern in Sprachvermögen, Bewegungssteuerung und visueller Wahrnehmung um einiges voraus.
(Quelle: http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S1053811913005922)

„Personalisierte" Muttermilch

„Junge oder Mädchen – egal. Hauptsache gesund!", ist die Aussage fast jeder schwangeren Frau. Dem Körper der Frau ist es allerdings nicht so egal, ob es ein Junge oder ein Mädchen ist, da er anscheinend die Zusatzstoffe der Muttermilch genau nach diesen Kriterien produziert. Er entwickelt sozusagen verschiedene biologische Rezepte. Das fand jetzt die US-Forscherin Katie Hinde von der Harvard-University in Chicago heraus. Je nach Geschlecht des Babys soll sich die Muttermilch sowohl in der Quantität wie auch in ihrer Zusammensetzung unterscheiden. So sei die Milch für die Jungen reicher an Fett und Proteinen, Mädchen hingegen bekommen größere Mengen mit mehr Calcium.

Die Forscherin beruft sich bei ihren Aussagen auf Studien mit Rhesusaffen, die meist nur ein Jungtier zur Welt bringen. Es gäbe eine Menge Theorien für die Gründe dieser „personalisierten Milch", so Hinde. Demnach ist die Milch für die männlichen Tiere durch die reiche Protein- und Fettzufuhr eine Art „Energydrink", die die Affenjungen zum Toben und wilden Spielen brauchen. Die Milch für die Rhesusaffenweibchen enthalte mehr Calcium, damit sie sich rascher entwickeln und früher geschlechtsreif würden. Ähnliche, geschlechtsspezifische Unterschiede in der Muttermilch fanden Forscher auch bei Kühen. Für die Weiterentwicklung künstlicher Säuglingsmilch kann ein weiteres Verständnis und Wissen über diese biologischen Rezepte sehr hilfreich sein.

(Quelle: http://membercentral.aaas.org/announcements/2014-annual-meeting-exploring-many-effects-mother-s-milk)