Krankenzusatzversicherungen für mein Kind?
Für Erwachsene sind Krankenzusatzversicherungen „dank“ ständig schlechter werdender Kassenleistungen in aller Munde. Aber was ist eigentlich mit Zusatzpolicen für Kinder? Welche sind sinnvoll, und worauf ist zu achten, wenn sie abgeschlossen werden?
Zahnzusatzversicherung
Zahnzusatzversicherungen sind für Kinder vor allem dann interessant, wenn kieferorthopädische Behandlungen anstehen. Was die gesetzliche Kasse übernimmt, hängt davon ab, welche „kieferorthopädische Indikationsgruppe" (KIG) indiziert ist. In der Gruppe 1 wird nur eine minimale Fehlstellung festgestellt, die aus kosmetischen Gründen korrigiert werden muss. Dafür zahlen die Kassen genauso wenig wie für Fälle der Gruppe 2: Bei denen ist eine Behandlung zwar aus medizinischer Sicht notwendig, sie ist aber nicht so schwerwiegend, dass die Kasse die Kosten übernimmt. Nur in den Gruppen 3 bis 5 übernimmt die gesetzliche Krankenkasse die Kosten: Es liegen dann durch Anomalien oder Zahnunterzahl so schwere Beeinträchtigungen vor, dass die Kasse einspringen muss. Allerdings übernehmen die gesetzlichen Kassen dann nur die Kosten für eine wirtschaftliche und zweckmäßige Behandlung – und selbst dann müssen Eltern immer noch einen Eigenanteil von bis zu 20 Prozent tragen. Private, von den Eltern gewünschte Leistungen rund um die kieferorthopädische Versorgung zahlen die Kassen grundsätzlich nicht.
Private Zusatzversicherungen können die finanziellen Belastungen für Eltern bis auf null Euro senken. Sinnvoll sind Policen, die bei rein privaten Leistungen wie auch Kassenleistungen einen Zuschuss zahlen. Eltern sollten sich jedoch nicht von Erstattungssätzen „bis zu 100 Prozent“ blenden lassen: Oft sind zwar Erstattungen bis zu 100 Prozent vorgesehen, begrenzt allerdings in den ersten Versicherungsjahren auf geringe Summen. Empfehlenswert ist laut Stiftung Warentest der Tarif flexiZEBasis+ZB der CSS – Kostenpunkt rund 18 Euro im Monat für einen 5-Jährigen, wobei der Tarif auch bei weiteren Zahnbehandlungen leistet. Wichtig ist, dass Sie die Versicherung möglichst frühzeitig abschließen, denn ist die kieferorthopädische Behandlung erst einmal notwendig geworden, werden Sie keine Versicherung finden, die die Kosten kurzfristig übernimmt
Krankenhausversicherung für Kinder?
Sicherlich kein Muss sind stationäre Zusatztarife für Kinder – eine Überlegung ist der Abschluss dennoch wert. Denn die Policen erlauben bei Krankenhausaufenthalten die Chefarztbehandlung auch über den Höchstsatz der Gebührenordnung hinaus und ermöglichen die Unterbringung im Einbettzimmer – ideal, wenn die Eltern im Krankenhaus bei ihren Kindern bleiben wollen. Ein weiterer Pluspunkt dieser Zusatzpolice: Sie zahlt auch, wenn Ihr Kind in einem anderen Krankenhaus als dem nächstgelegenen behandelt wird – bei der Kassenversorgung kann das zu Problemen führen. Wird eine Krankenzusatzversicherung für die stationäre Betreuung gewählt, sollte die auch dann einspringen, wenn Operationen – was immer häufiger passiert – ambulant vom Chefarzt durchgeführt werden. Die Kosten für einen solchen Zusatzschutz liegen bei Top-Anbietern wie HUK-Coburg (Tarif SZ) bei rund fünf Euro für Kinder bis 15 Jahre, danach kostet der Schutz rund acht Euro.
Ein Muss: Auslandskrankenversicherung
Während viele Krankenzusatzversicherungen eine Kann-Entscheidung für Eltern darstellen, die die Mehrkosten tragen können und wollen, ist eine private Auslandskrankenversicherung ein absolutes Muss, wenn der Urlaub oder eine andere Reise mit Kindern ins Ausland geht. Denn die gesetzlichen Krankenkassen decken kaum die anfallenden Kosten ab, wenn Urlauber krank werden – das gilt sowohl in den Ländern, in denen der Auslandskrankenschein gilt, als auch vor allem in den Ländern, mit denen keine sozialversicherungsrechtlichen Abkommen bestehen.
Bei Reisen in die USA z. B. muss im Krankheitsfall alles selbst bezahlt werden – vom Arztbesuch über den Krankenhausaufenthalt und die Medikamente bis hin zum Heimtransport. Ohne Versicherung sind solche Kosten fast immer der finanzielle Ruin. Aber selbst bei einer Krankheit in Spanien, Frankreich oder Italien kann es teuer werden, wenn Sie bei einem Arzt landen, der deutlich höhere Kosten in Rechnung stellt, als es in Deutschland üblich ist. Solche Mehrkosten sind über den Auslandskrankenschein auch in Europa nicht abgedeckt. Auslandskrankenversicherungen gibt es dagegen auch für längere Urlaube oder als Jahrespolicen für Singles oder Familien für ein paar Euro – zum Beispiel bei der HUK24 oder beim ADAC.
Kinderinvaliditätsversicherung
Auch ein Invaliditätsschutz für Kinder gehört zu den Zusatzversicherungen, über deren Abschluss Eltern einmal nachdenken sollten. Denn während Unfallversicherungen für den Nachwuchs zum Standardrepertoire der Versicherungsvertreter gehören, wird oft kein Schutz angeboten, der dann hilft, wenn Kinder ohne Unfall invalide werden – zum Beispiel durch eine schwere Krankheit. Kinderinvaliditätsversicherungen springen ein, wenn Ihr Kind nicht in der Lage ist, sich finanziell selbst zu unterhalten – egal, aus welchem Grund.
Eine solche Police sollte zum einen im Falle einer Invalidität eine lebenslange Rente zahlen, zum anderen aber auch eine Einmalzahlung vorsehen, die im Ernstfall für einen behindertengerechten Umbau der Wohnung oder sonstigen Anschaffungen verwendet werden kann. Angeboten werden solche Kombi-Policen aus Monatsrente und Einmalzahlung von der R+V, der Westfälischen Provinzial sowie der Schweizer National. Ganz günstig sind die Zusatzversicherungen dabei nicht: Rund 400 Euro Jahresprämie müssen Eltern einplanen. Dafür sparen sie allerdings die Kosten einer Unfallversicherung, denn auch eine unfallbedingte Invalidität ist durch diese Police mit abgedeckt.
Paketschutz für Kinder
Neben den Einzelpolicen bieten viele Versicherer auch ganze Pakete an, die zum Beispiel bei Heilpraktikerbehandlungen zahlen, die Kosten für Brillen übernehmen und oft auch weitere Extras, wie den bereits erwähnten Zahnzusatzschutz oder Auslandsreiseversicherungen, anbieten. Vorsicht bei solchen Paketen, die oft Leistungen enthalten, die Sie nicht benötigen oder die grundsätzlich sinnvoll sind, deren Versicherungsumfang in solchen Paketen aber nicht reicht.
Wer beispielsweise seine Kinder häufiger beim Heilpraktiker behandeln lassen möchte, sollte eine solche Zusatzpolice nicht als Paket kaufen, sondern einen leistungsstarken Tarif wählen, wie ihn beispielsweise die Gothaer Versicherung mit dem Tarif „Medinatura“ anbietet. Diese Heilpraktikerversicherung erstattet 100 Prozent der Kosten für Heilpraktikerbehandlungen und für Naturheilverfahren durch Ärzte – und zwar bis zu 500 Euro im ersten, 1.000 Euro im zweiten und 2.000 Euro ab dem dritten Jahr. Erstattet werden auch die Kosten für verordnete Arzneien. Grundlage für die Erstattungen sind die Gebührensätze nach dem Gebührenverzeichnis für Heilpraktiker (GeBüH) und dem Hufelandverzeichnis. Eltern haben damit die Möglichkeit, für ihre gesetzlich versicherten Kinder ohne Zuzahlungen auf Behandlungsmöglichkeiten zuzugreifen, die ihnen als Kassenleistung in der Regel nicht offenstehen. Allerdings haben solche Tarife auch ihren Preis: Rund zehn Euro werden im Monat als Prämie für den Nachwuchs fällig.