Auftanken durch... Dankbarkeit
Du befindest dich im ganz normalen Alltagswahnsinn und liest hier, du sollst auch noch dankbar sein? Genau! Wir verraten dir im dritten Teil unserer Reihe, warum Dankbarkeit im Alltag möglich und vor allem sehr hilfreich sein kann.
Dankbar auf Knopfdruck?
"Genieß' die Zeit, sie sind so schnell groß!" Wenn ich diesen Satz von älteren Menschen hörte, deren Kinder schon lange aus dem Haus sind, übte das immer Druck auf mich aus. Ich bekam sofort das beklemmende Gefühl, die Zeit mit meinen Kindern nicht genügend zu genießen. Aber geht das überhaupt: genießen auf Knopfdruck?
Sicherlich nicht, dennoch können wir uns selbst ein wenig mehr auf "Genießen" einstellen. Zum Beispiel indem wir Dankbarkeit "trainieren". Wir haben es uns in unserer Gesellschaft angewöhnt, erst mal das Problem zu sehen, über die Schwierigkeiten zu sprechen. Immer haben wir alle viel zu tun und es ist völlig normal, gestresst zu sein. Eher beklagen wir uns über eine schlechte Nacht als uns über sechs gute zu freuen, richtig? Aber was wir uns angewöhnt haben, können wir uns, meiner Meinung nach, auch wieder abgewöhnen.
Ein kleines Dankbarkeits-Experiment
Versuche einen ganzen Tag lang, dich auf alles Positive zu konzentrieren und Dinge, die nicht so rund laufen, links liegen zu lassen. Das ist erst mal gar nicht so einfach, wie du vielleicht denkst. Dabei wissen wir doch eigentlich: Die kleinen Freuden des Lebens zu erkennen, das ist das große Glück!
Wofür bist du dankbar? All die kleinen Dinge
Gleich nach dem Aufwachen schreibe drei Dinge auf, für die du in deinem Leben dankbar bist.
Wahrscheinlich fallen dir viel mehr Dinge ein, denn es geht nicht nur um den großen Wurf à la "Meine Familie, meine Gesundheit, meine Freunde", sondern auch um die kleinen Freuden: "Mein Sohn singt so schön.", "Meine Tochter strahlt ihren Bären an" oder "Mein Kaffee schmeckt ausgezeichnet."
Merkst du schon, wie du fast automatisch ein wenig zu lächeln beginnst, während du dir diese Dinge vorstellst? Wenn nicht: Stelle dir vor, wie du lächelst (an diesem Tag darfst du dich auch selbst überlisten!) und schon musst du wirklich lächeln!
Sobald du dich bei einem negativen Gedanken erwischt, suche ganz bewusst wieder nach etwas, für das du dankbar bist. Natürlich wird es auch an diesem Tag Momente geben, die dich zur Weißglut bringen. Deine eben noch so schön singenden und spielenden Kinder kriegen sich im nächsten Moment in die Wolle oder du verbrennst dir die Zunge an deinem ausgezeichneten Kaffee. Für diesen einen Tag aber verschwende nicht einen einzigen Gedanken daran!
Dankbarkeit auch für das Wunder unseres Körpers
Versuche außerdem, im Laufe des Tages 10 Minuten zu finden, um dich deinem Körper zu widmen. Schau dich an. Auch wenn die üblichen "Mein Bauch ist zu dick und mein Busen ist zu klein"-Gedanken aufkommen mögen: Betrachte deinen Körper einmal mit Dankbarkeit. Ist es nicht erstaunlich, wie gut er dich durchs Leben bringt, wie er dein Herz schlagen lässt, Blut durch deine Venen pumpt, wie er von ganz alleine funktioniert? Dein Bauch hat ein Leben in dir heranwachsen lassen und deine Brüste haben ein Kind ernährt. Wie dankbar dürfen wir da sein!
So wie du dich deinem Körper zuwendest, so kannst du auch deine Kinder sehen.
Der Versuch, sie erst einmal mit Dankbarkeit zu betrachten, hindert uns nicht daran, sie zwischendurch auch am liebsten dort hinzujagen, wo der Pfeffer wächst. Es lenkt auf Dauer aber die Aufmerksamkeit stärker auch auf das Positive. Statt "warum hat er sich schon wieder so eingesaut?", kommt als Erstes der Gedanke: "Wie schön, dass er so spielen kann."
Am Abend des Experiments kannst du all die schönen Dinge notieren, für die du an diesem Tag dankbar warst und sie in einem schönen Kästchen aufbewahren. Und vielleicht werden ja aus einem Tag des Experiments auch zwei, drei oder mehr?
Jumana Mattukat ist Buchautorin, TV-Moderatorin, Beraterin in Herzensangelegenheiten und Coach nach Dr. Christina Kessler. Sie ist Mutter von zwei Kindern.