Müttertankstelle (Teil 4)

Auftanken durch... Wahren der eigenen Grenzen

"Ich bin am Limit", denken viele Mütter. Limit heißt Grenze und oft ist man am Limit, weil die Grenze der Belastbarkeit schon überschritten ist. Wie Sie Ihre eigene Grenze wieder rechtzeitig spüren und kommunizieren können, ist Thema des vierten Teils unserer Reihe.

Autor: Jumana Mattukat

Mütter unter Dauerstrom

Frau Grenzen setzen
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Kennen Sie das Gefühl? Für nichts Zeit zu haben, wie getrieben durch das Leben zu rasen und immer mindestens drei Dinge gleichzeitig zu machen? Blöde Frage, denn wenn Sie Mutter sind, kennen Sie dieses Gefühl natürlich!

Bei mir ging diese Empfindung zeitweise so weit, dass ich mich wie unter Dauerstrom fühlte und die kleinsten Kleinigkeiten ausgereicht haben, mich auf die Palme zu bringen. Jeder Streit meiner beiden Kinder oder auch eine normale Bitte oder Frage von ihrer Seite, konnten mich an den Rand der Verzweiflung bringen. Da ich mich nicht freiwillig um mich kümmerte, zwang mich mein Körper regelmäßig zu Pausen - durch heftige Migräneattacken.

Jumana Mattukat_ Müttertankstelle

Obwohl die äußeren Umstände sich seitdem nicht maßgeblich geändert haben (ich habe noch immer zwei Kinder und bin berufstätig), fühle ich mich heute wesentlich entspannter, sorge besser für mich und fühle mich nur noch sehr selten gehetzt.

Einer der Gründe dafür ist das Erkennen meiner eigenen Grenzen und das Wahren derselben. Dazu habe ich mich mit den folgenden Fragen beschäftigt: 

  • Wo ist meine eigene Grenze?
  • Übergehe ich sie manchmal und warum?
  • Woran erkenne ich, dass ich sie übergangen habe?
  • Nehme ich ein Warnsignal wahr, wenn ich meine Grenze überschreite?

Wir missachten unsere Grenzen aus den unterschiedlichsten Gründen

Im Bezug auf die Kinder tue ich es oft um des lieben Friedens willen - zur Konfliktvermeidung. Zum Beispiel räume ich hinter ihnen her und denke mir bei jedem Gegenstand: "Ach, dieses eine Teil ist ja nicht so wild."

Bei jedem dieser Teile aber betrüge ich mich immer selbst ein kleines Stück, denn eigentlich stört es mich in diesem Moment doch, für meine Kinder Ordnung zu halten. Und insgeheim weiß ich, dass es besser wäre, den Konflikt sofort zu riskieren.

Wenn ich dann als Folge des stetigen inneren Abwiegelns bei nächster Gelegenheit explodiere und schreie: "Ich bin doch nicht Eure Putzfrau!", dann erkenne ich, dass ich meine Grenze schon vorher nicht gewahrt habe. 

Für Kinder kommt diese Reaktion natürlich aus heiterem Himmel und ist überhaupt nicht nachzuvollziehen.  Wenn ich hinterher in mich hineinfühle, weiß ich genau, an welcher Stelle ich schon anders hätte reagieren müssen. Passieren kann mir das nach wie vor. Durch die Reflektion der Situationen geschieht es aber immer seltener. Ich habe mir angewöhnt, mich zu fragen: Zu welchem Zeitpunkt kam das Signal "Ich will das so nicht" aus dem Inneren? Dadurch wird mir klar, dass ich immer eine Handlungsoption und damit die freie Wahl habe.

Die eigene Grenze mit einer Übung kennenlernen

Um die eigenen Grenzen auch körperlich zu erfahren, durfte ich eine tolle Übung kennen lernen, die man zu Zweit machen kann:

Man stellt sich in einem Abstand von etwa fünf Metern zueinander auf. Dann geht einer der beiden langsam auf den anderen zu.  Wenn man das Gefühl hat, dass man die persönliche Schutzzone des anderen, den Raum, den man auch als Aura bezeichnen kann, erreicht hat, bleibt man stehen. Beide können die Übung entweder mit geöffneten oder mit geschlossenen Augen machen. Danach tauscht man die Rollen.

Das Tolle daran ist: Man merkt, dass man selbst es ist, der ein Signal aussendet "Bis hierhin und nicht weiter." Und man ist überrascht davon zu spüren, wie groß der eigene Schutzraum doch ist und auch vom anderen wahr genommen und meist sehr gut angenommen wird. Mir hat diese Übung vor allem klar gemacht, dass ich selbst für meine Grenze Sorge tragen muss und darf. 

Auch wenn es erst einmal nach Arbeit klingt, für seine Grenzen einzustehen, zahlt es sich auf Dauer aus. Denn wer nicht ständig über sein Limit geht, kann mit seinen Kräften viel besser haushalten.

 

Jumana Mattukat ist Buchautorin, TV-Moderatorin, Beraterin in Herzensangelegenheiten und Coach nach Dr. Christina Kessler. Sie ist Mutter von zwei Kindern.