So regeln Eltern den Medienkonsum ihrer Kinder
Bewegte Bilder im Fernsehen, auf dem Tablet oder Smartphone: Schon kleine Kinder sind begeistert, die Eltern jedoch oft ratlos. Wie oft, wie lange, ab wann? Und vor allem: Welche Prinzipien funktionieren im wirklichen Leben und nicht nur in der Theorie? Wir kennen die Medienregeln der urbia-Eltern.
Mediennutzung: Ein Balanceakt
Natürlich parken wir unsere Kinder nicht vor dem Fernseher! Doch wenn wir mal ganz ehrlich sind: Eltern sind auch nur Menschen. Und die Lieblingsserie gehört auch bei vielen von uns Großen zum täglichen Leben einfach dazu. Den Kindern das Fernsehen ganz verwehren? Irgendwie unaufrichtig. Und wenn wir noch ein bisschen ehrlicher sind, ist der flimmernde Kinder-Magnet in Ausnahmefällen für viele Eltern sogar ein Segen, um kurze Phasen purer Verzweiflung zu überbrücken. Nach vier Stunden Autofahrt, sieben Bilderbüchern und der vierzigsten Runde „Ich sehe was, was du nicht siehst" zum Beispiel. Kein Wunder, dass 59 Prozent* der von uns befragten Eltern sagen: Ja, mein Kind darf bei längeren Reisen oder in bestimmten (Warte-)Situationen auch unterwegs mal etwas auf dem Tablet oder Smartphone schauen.
Bewusstes Schauen, selbstgewählter Zeitpunkt
Viele Eltern setzten ohnehin auf aktiven Medienkonsum. Nur bei wenigen läuft der Fernseher nebenbei (11 Prozent). Die meisten schalten den Fernseher ein, wenn es in den Tagesablauf passt (40 Prozent), schauen bewusst eine Lieblingssendung (19 Prozent) oder sehen im Rahmen eines Rituals fern (19 Prozent), also zum Beispiel eine Gute-Nacht-Sendung. Wichtig ist vor allem, den Tagesablauf nicht vom Fernsehen abhängig zu machen und Kinder nicht allein und unmittelbar von dem Zu-Bett-gehen fernsehen zu lassen, damit genügend Zeit für die (gemeinsame) Verarbeitung bleibt. Der Medienratgeber „Schau hin" empfiehlt, Sendungen im Zweifel besser aufzuzeichnen oder online zu schauen. Und das handhaben tatsächlich viele Eltern so, indem sie vermehrt auf Streaming-Angebote zurückreifen (61 Prozent) – eben wegen der zeitlichen Flexibilität, aber auch wegen der Werbefreiheit, freien Filmauswahl und z.B. eigener Profile für Kinder und einfacher Anzeige der Altersbeschränkungen.
Wenn Kinder beginnen aktiv fernzusehen, ist Eltern neben dieser altersgerechten Filmauswahl vor allem eine klare zeitliche Begrenzung wichtig. Die einen entscheiden in der alltäglichen Umsetzung spontan, wie lange ihr Kind heute schauen darf (51 Prozent). Die anderen richten die Dauer eher nach der Länge der Lieblingssendung oder nach einer festgelegten täglichen Fernsehzeit aus. Als Fernsehdauer für Kinder unter fünf Jahren empfiehlt der Medienratgeber „Schau hin" circa eine halbe Stunde pro Tag. Um diese Zeit nicht zu weit zu überschreiten, kann es bei einer längeren Lieblingssendung deshalb sinnvoll sein, sie in kürzere Serienabschnitte zu unterteilen und pro Tag nur einen Teil zu schauen. Das funktioniert am besten, indem ihr euch eine DVD-Auswahl schöner Kinderklassiker zulegt oder bei eurem Streaming-Dienst die Anhalten-und-Fortsetzen-Funktion nutzt.
Ab wann, wie oft und wie lange?
Vor allem die Frage, ab wann ein Kind Fernsehen darf, ist nicht so einfach zu beatworten, wie es auf den ersten Blick vielleicht scheint. Experten sagen, ein Kind unter drei Jahren sollte nicht fernsehen, da es das Gezeigte in der Regel noch nicht verarbeiten kann und erst mal die reale Welt begreifen muss. Das ist plausibel und richtig. In der Praxis macht jedoch vermutlich kein Elternteil eine Hechtrolle zur Fernbedienung, sobald sich die Zweijährige nähert. Die meisten Eltern entscheiden sich dafür, ihr Kind zwischen dem ersten (38 Prozent) und dritten (36 Prozent) Geburtstag so langsam fernsehen zu lassen. Ein spätes Heranführen ab 5 Jahren oder das Mitschauen von Geburt an werden deutlich weniger praktiziert. Gerade bei jungen Mitschauern gilt: Prüfe dein eigenes Nutzungsverhalten. Was läuft da im Hintergrund? Und wie oft erhält dein Kind deine ungeteilte Aufmerksamkeit, ohne dass nebenbei der Fernseher flimmert?
Immer noch unsicher? Wenn dein Kind lernt, dass neben dem Fernsehen auch viele andere Aktivitäten Spaß machen und sie ausreichend Zeit zum Lesen, Erzählen, Spielen und Toben mit Freuden haben, kannst du davon ausgehen, dass du die richtigen Weichen für einen angemessenen Medienkonsum gestellt hast.
* Alle Zahlen sind Ergebnisse einer Umfrage von urbia und Netflix unter 723 urbia-User/innen