Die Natur spielerisch be-greifen
Aromaweg, Insektenhaus und Walderlebnispfad - das NaturGut Ophoven im Rheinland ist ein beliebtes Ausflugsziel. Hier erleben Groß und Klein Umweltpädagogik pur.
NaturGut Ophoven: Ein Paradies für Umwelterziehung
Er wirkt durch sein monotones Rauschen beruhigend und ist im Sommer eine beliebte Erfrischung für die Füße, aber ansonsten ist ein Bach doch ziemlich langweilig, oder? "Von wegen", meint Holger Geisler. Er ist Biologe und als Umweltpädagoge auf dem NaturGut Ophoven , dem Natur- und Schulbiologiezentrum, in Leverkusen tätig. Geisler führt aus: "Es gibt in dem Gewässer viele versteckt lebende Tierarten, die man mit Köcher, Lupe und anderen Utensilien erkennen kann." Nicht nur Kinder sind begeistert, wenn sie die Bachflurkrebse sichten, die sich als Bachmüllabfuhr verdient machen. Zu entdecken gibt auf dem etwa sechs Hektar großen naturnahen Gartengelände einiges. Da ist beispielsweise ein ungeordneter Reisighaufen, der sich auf den zweiten Blick als Paradies für Käfer, Igel, Insekten und andere Tierarten entpuppt. Sogar Schlangen wurden schon gesichtet.
Ganzheitliches Erleben
Das NaturGut Ophoven, das zu einem ehemaligen Gutshof mit denkmalgeschützten Gebäuden gehört, steht für jeden offen. Die Kurse in dem Naturzentrum richten sich an Schulen, Kindergärten, berufliche Bildungsstätten, Lehrer und Privatleute. Durch verschiedene umweltpädagogische Angebote sollen vor allem Kinder ein Stück intakter Natur kennen- und genießen lernen: Hier können die Kids unter anderem tümpeln gehen, Tiere beobachten, Kräuter riechen und schmecken, das Heckenlabyrinth durchwandern, Kompostierungsprozesse in den Wurmschaukästen anschauen. Es geht im wahrsten Sinn des Wortes um das Be-greifen von Natur und natürlicher Prozesse. Natur soll ganzheitlich erlebt werden und Spaß machen, erklärt Holger Geisler und nennt den Barfußpfad als ein Beispiel: Mit nackten Füßen laufen die Kinder mit verschlossenen Augen über Steine, durch Sand oder Matsche – die verschiedenen Oberflächen können erfühlt werden. Der Naturschutzgedanke entwickelt sich bei diesen vielen Möglichkeiten ganz spielerisch, weil die Mädchen und Jungen die natürliche Umgebung als etwas erleben, was ihnen gut tut.
Aromaweg und Insektenhaus
So manches Vorurteil ist nach einem Rundgang durch die Naturlandschaft wie weggeblasen. "Brennnesseln haben einen schlechten Ruf, weil die Stängel Hautreizungen verursachen können. Viele wissen aber gar nicht, dass man die Blätter essen kann", sagt der Biologe, zupft vorsichtig ein Blatt der Pflanze ab und steckt es sich in den Mund. Kinder hätten an dieser harmlosen "Mutprobe" immer viel Freude.
Neben dem Walderlebnispfad dienen der Aromaweg, das natürlich angewachsene Amphitheater, das Insektenhaus oder die Modellgärten als interessante Lehr- und Lernstätte für Kinder und Jugendliche. Jedes Jahr besuchen rund 4700 Schüler das Zentrum. Einige von ihnen setzen in dem Schulgarten Kartoffelpflanzen und können einige Monate später die Früchte ihrer Arbeit ernten. "Das ist für sie ein ganz besonderes Erlebnis", weiß Holger Geisler aus Erfahrung. Kindergarten- oder Hortgruppen begeben sich auch gerne auf Entdeckungstour in dem idyllischen Gelände oder haben riesigen Spaß an Angeboten wie "Matschen mit Lehm", "Reisen in die Steinzeit", "Auf den Spuren der Maulwürfe" oder "Was macht die Schnecke in der Hecke". Ein großer Anziehungspunkt ist auch die "Piep-Schau", das sechseckige Vogelbeobachtungshaus. Seit Juni 2000 bietet das NaturGut Ophoven mit der "Energiestadt" eine weitere umweltpädagogische Attraktion.