Forschung

Warum dürfen Kleinkinder fernsehen?

Die meisten Eltern wissen, dass Fernsehen für Kleinkinder keine günstige Beschäftigung ist. Dennoch lassen sie ihr Kind bereits in den ersten Lebensjahren fernsehen. Warum?

Gemeinsamkeit mit Kuschelfaktor

Fernsehen Familie

Dass Fernsehen gerade für Kleinkinder keine günstige Beschäftigung darstellt, wissen mittlerweile die meisten Eltern. Dennoch sitzen viele Kinder bereits in den ersten Lebensjahren immer wieder vor dem TV-Gerät. Aber warum eigentlich? Nutzen Eltern die "Glotze" einfach als billigen Babysitter, wie oft vermutet wird? Oder gibt es noch andere Gründe für den frühen Fernsehkonsum? Diesen Fragen ging das Internationale Zentralinstitut für das Jugend- und Bildungsfernsehen (IZI) nach und befragte 728 Mütter von 0-5-jährigen Kindern, warum und in welchen Situationen sie ihre Kinder fernsehen lassen.

Ergebnis der Studie: Als häufigsten Grund nannten die befragten Mütter "Fernsehen als Gemeinsamkeit", als gemütliche Familien-Beschäftigung auf dem Sofa, das noch dazu zum Kuscheln einlädt. Nur neun Prozent der Mütter gaben an, dass dies niemals ein Grund sei, Fernsehen zu erlauben.

Das TV-Anfängerpaket der Initiative SCHAU HIN! enthält konkrete Tipps, wie Eltern ihre Kinder beim Umgang mit dem Medium Fernsehen anleiten können: www.schau-hin.info

An zweiter Stelle wurde "Fernsehen als Notbeschäftigung" genannt: Zum Beispiel, wenn das Wetter schlecht oder ein Kind erkrankt ist. Außerdem wird Fernsehen als Notlösung eingesetzt, wenn Freunde zum Spielen fehlen, lange Zugfahrten zu bewältigen sind oder sich das Kind ruhig verhalten soll, damit andere Familienmitglieder nicht geweckt werden. Als dritthäufigste Funktion des Fernsehens nannten die befragten Mütter die Aufgabe, Kinder zu beschäftigen, damit sie selbst in dieser Zeit anderen Tätigkeiten nachgehen können - zum Beispiel Hausarbeit. Oder - und an dieser Stelle übernimmt der Fernseher tatsächlich die Rolle eines Babysitters -, um kurze Zeiten des Alleinseins der Kinder zu überbrücken.

Außerdem nutzen Eltern das Fernsehen laut Studie, um Emotionen ihrer Kinder zu beeinflussen, sie also beispielsweise zu trösten, als Erziehungshilfe (als Belohnung), als Abendritual (Sandmännchen) oder zur Unterstützung der Versorgung des Kindes: Wenn ein Kind zum Beispiel bei einer pflegerischen Maßnahme oder auch nach einer Operation längere Zeit still halten muss.

Die Gründe, warum Mütter ihre Kinder bereits in frühen Jahren fernsehen lassen, sind also vielschichtiger als gemeinhin angenommen. Oft tun sie es außerdem mit schlechtem Gewissen und einfach deshalb, weil ihnen gerade keine bessere Lösung einfällt. Hier, so die Autoren der Studie, sollte angesetzt werden, Eltern gezielt zu beraten und im Alltag umsetzbare Alternativen aufzuzeigen.

(Quelle: TELEVIZION, Zeitschrift des Internationalen Zentralinstituts für das Jugend- und Bildungsfernsehen (IZI), 20/2007/1 )

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