Was Eltern wissen sollten

HPV-Impfung für Mädchen

Seit 2007 empfiehlt die Ständige Impfkommission Mädchen zwischen 12 und 17 Jahren eine neue Impfung: gegen Gebärmutterhalskrebs oder genauer gegen Humane Papilloma-Viren (HPV). Was Sie darüber wissen sollten, lesen Sie hier.

Autor: Petra Fleckenstein

Eine Impfung gegen Krebs?

Impfen panther R Kneschke
Foto: © panthermedia, Robert Kneschke

Seit 2007 empfiehlt die Ständige Impfkommission des Robert-Koch-Instituts Mädchen zwischen zwölf und 17 Jahren eine neue Impfung: gegen Gebärmutterhalskrebs oder genauer gegen Humane Papilloma-Viren (HPV). Alle Eltern von Mädchen werden also seither mit der Frage konfrontiert, was es mit dieser Impfung, die vor einer bestimmten Krebserkrankung schützen soll, genau auf sich hat und ob sie ihr Kind impfen lassen sollen. Hier finden Sie Antworten auf die wichtigsten Fragen zur Impfung.

Die HPV-Impfung steht seit ihrer Einführung auch im Kreuzfeuer der Kritik. Informationen dazu finden Sie in unserem Artikel:

Was sind HP-Viren und wie können sie Krebs verursachen?

Was sind HP-Viren?

Humane Papilloma-Viren, abgekürzt HPV, sind Erreger, die die Haut oder Schleimhaut befallen und (harmlose) Warzen verursachen können. Meist aber lösen die Viren keinerlei Symptome aus. Mehr als 100 Typen dieser Viren sind bekannt, etwa 40 davon befallen vor allem den Genitalbereich.

Wie verbreitet sind diese Viren und was geschieht nach einer Infektion?

HP-Viren sind sehr verbreitet und werden vor allem durch Sexualkontakte übertragen. Nach Schätzungen infizieren sich etwa 70 Prozent der sexuell aktiven Frauen im Laufe ihres Lebens mindestens einmal mit humanen Papillomviren. Die Infektionen lösen aber meist keinerlei Symptome aus und das Virus wird vom körpereigenen Immunsystem bei 90 Prozent der Frauen einfach wieder erfolgreich bekämpft und ausgelöscht.

Was haben HP-Viren mit der Entstehung von Krebs zu tun?

Schon vor 30 Jahren hat Professor Harald zur Hausen vom Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg den Zusammenhang entdeckt, 2008 wurde er dafür mit dem Nobelpreis ausgezeichnet: Der Wissenschaftler hatte herausgefunden, dass bestimmte Typen des Humanen Papillomvirus (HPV) als Hauptursache für Gebärmutterhalskrebs verantwortlich sind. Diese Typen des HP-Virus bezeichnet man als „Hochrisikotypen“. Dazu zählen die Virentypen 16, 18, 31 und 45. Die Virentypen 16 und 18 sind nach Forschungsergebnissen gemeinsam für etwa 70 Prozent der bösartigen Tumore am Gebärmutterhals verantwortlich.

Wie können die meist harmlosen HP-Viren Krebs verursachen?

Damit Krebs entstehen kann, müssen also einige ungünstige Bedingungen zusammen kommen. Zunächst muss sich die Frau nicht nur mit irgendeinem HP-Virus, sondern mit einem der Hochrisikotypen – also z.B. 16 oder 18 infizieren. Da die körpereigene Abwehr ja in den allermeisten Fällen mit den HP-Viren fertig wird, gehört noch eine weitere eher seltene Bedingung dazu, damit vom HP-Virus überhaupt eine Gefahr ausgeht: Das Virus muss über einen längeren Zeitraum im Körper verbleiben, die Medizin spricht dann von „persistierenden" (hartnäckigen) HPV-Infektionen. Im Lauf von Monaten oder Jahren kann diese Dauerinfektion am Gebärmutterhals Zellveränderungen auslösen, die schließlich zu Krebs werden können. 5855 Frauen wurden nach Angaben des Statistischen Bundesamts im Jahr 2006 wegen Gebärmutterhalskrebs im Krankenhaus behandelt, 1403 Frauen sind 2007 an dieser Erkrankung gestorben.

Für die meisten Krebsformen gilt übrigens: Meist gehören mehrere Faktoren dazu, damit Krebs entsteht. Dazu zählen zum Beispiel, wie das Deutsche Krebsforschungszentrum informiert, Tabakrauch, die ultravioletten Strahlen der Sonne, radioaktive Strahlung, bestimmte Schimmelpilze auf Lebensmitteln, Fehlernährung, einige Virusinfektionen oder manche Chemikalien. Für die Entstehung des Gebärmutterhalskrebs gilt aber: "Bis auf Virusinfektionen und Tabakrauch scheinen diese bekannteren Faktoren bei Gebärmutterhalskrebs beispielsweise eine eher untergeordnete oder gar keine Rolle zu spielen."

Was geschieht bei der Impfung?

Impfstoffe

In Deutschland sind zwei Impfstoffe zugelassen: Gardasil soll vor den zwei Virentypen 6 und 11 schützen, die Genitalwarzen verursachen, und vor den beiden Hochrisikotypen des HP-Virus, 16 und 18. Der zweite Impfstoff, Cervarix, schützt ebenfalls vor den HPV-Typen 16 und 18.

Für wen wird die Impfung empfohlen und wann zahlt die Krankenkasse?

Da HP-Viren durch Geschlechtsverkehr übertragen werden, macht die Impfung vor Aufnahme sexueller Aktivitäten Sinn. Die Ständige Impfkommission emfiehlt die Impfung daher für Mädchen im Alter von zwölf bis 17 Jahren. Für diese Altersgruppe zahlen alle gesetzlichen Kassen die Impfung.

Bei älteren Frauen wird die Impfung ebenfalls in Ausnahmefällen von der Krankenkasse bezahlt. Wie viel Sinn die Impfung für ältere Frauen macht, ist allerdings wissenschaftlich noch nicht gründlich erforscht. Zu untersuchen ist zum Beispiel noch, ob die Impfung Frauen nützen kann, die mit den entsprechenden HP-Viren infiziert waren und die Infektion bereits erfolgreich überwunden haben. Denn eine Eigenart der HP-Viren ist es offenbar, dass der Körper nach der Infektion kein länger anhaltendes Immungedächtnis entwickelt, so dass man sich nach überstandener Infektion theoretisch von Neuem anstecken kann.

Außerdem könnte für eine Impfung auch nach Aufnahme sexueller Aktivitäten sprechen, dass ja die Möglichkeit besteht, bisher nur mit einem der beiden geimpften Virentypen in Kontakt gekommen zu sein und durch die Impfung also zumindest ein Schutz vor dem anderen Typ aufgebaut werden könnte.

In Deutschland kostet eine Impfdosis Gardasil oder Cervarix 159 Euro, die komplette HPV-Impfung also knapp 480 Euro. Dazu kommen noch Kosten für die ärztliche Beratung und die Durchführung der Impfung.

Drei Einzelspritzen

Die HPV-Impfung erfordert drei Einzelspritzen, die innerhalb von sechs Monate gegeben werden. Bei Gardasil ist es üblich, die zweite Dosis zwei Monate nach der ersten und die letzte sechs Monate nach der ersten Impfung zu verabreichen. Alle drei Dosen sollen auf jeden Fall innerhalb von zwölf Monaten geimpft werden. Bei Cervarix wird die zweite Impfung bereits einen Monat nach der ersten und die dritte wiederum sechs Monate nach der ersten Dosis geimpft. Die Impfung wird in den Muskel des Oberarms gespritzt.

Wirkung

Der Impfstoff enthält leere Virushüllen (Eiweiß) von zwei bzw. vier HPV-Typen, die also nicht zu einer wirklichen HPV-Infektion führen können, aber die Bildung von Antikörpern anregen. Es hat sich gezeigt, dass durch die Impfungen deutlich mehr Antikörper gebildet werden als durch eine natürliche Infektion mit HP-Viren.

Zur Wirksamkeit der Impfung liegen einige Studien der beiden Hersteller vor. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Impfung offenbar zuverlässig vor den beiden Virentypen 16 und 18 schützt, die für 70 Prozent der Fälle von Gebärmutterhalskrebs verantwortlich sein sollen. Voraussetzung ist aber, dass die Frau vor Verabreichung der Impfung noch nicht mit einem dieser beiden Viren-Typen infiziert ist. Außerdem gibt es weitere Viren-Typen, die Gebärmutterhalskrebs auslösen können. Davor schützt die Impfung ebenfalls nicht.

Wie lange die Wirkung anhält, ist momentan noch unbekannt. Studien, die vor Einführung der Impfstoffe durchgeführt wurden, belegen eine mindestens fünf Jahre andauernde Immunität. Ob danach irgendwann Auffrischungsimpfungen nötig sein werden, ist zur Zeit noch nicht geklärt.

Nebenwirkungen und Risiken?

Beide Impfungen sind erst einen sehr kurzen Zeitraum auf dem Markt. Gesundheitliche Nebenwirkungen im Zusammenhang mit der Impfung werden in Deutschland vom Paul-Ehrlich-Institut gesammelt und in regelmäßigen Abständen bewertet. Daher müssen die Angaben über Nebenwirkungen in den Packungsbeilagen der Impfstoffhersteller möglicherweise noch einige Male modifiziert werden. So wurden dem Paul-Ehrlich-Institut zum Beispiel, seit Zulassung von Gardasil bis Januar 2008, 35 Verdachtsfälle eines im Zusammenhang mit der Impfung gemeldeten Guillain-Barré-Syndroms (GBS) gemeldet. Dies ist eine entzündliche neurologische Erkankung, die zu Lähmungserscheinungen führt. Daraufhin plante das PEI die nachträgliche Aufnahme von GBS in den Nebenwirkungskatalog.

Nicht geklärt ist ein Todesfall einer 17-jährigen Frau in Deutschland, die am Tag, nachdem sie die zweite Injektion des HPV-Impfstoffes Gardasil erhalten hatte, plötzlich starb. Untersuchungen ließen weder eine Todesursache noch einen Zusammenhang mit der Impfung erkennen. Auch eine junge Frau aus Österreich verstarb drei Wochen nach der HPV-Impfung aus ungeklärter Ursache.

Die häufigsten Nebenwirkungen von Gardasil, die bei mehr als einer von zehn geimpften Patientinnen auftreten, sind Fieber und Hautreaktionen an der Einstichstelle (Rötung, Schmerzen, Schwellung). Ebenfalls beobachtet wurden Übelkeit, Erbrechen, Schwindel oder Überempfindlichkeitsreaktionen, wie Atembeschwerden, Nesselsucht oder Ausschlag. In seltenen Fällen wurde von Ohnmachtsanfällen nach der Impfung berichtet. Bei Cervarix zählen zu den häufigen Nebenwirkungen (eine von zehn Geimpften) Schmerzen, Rötung oder Schwellung an der Einstichstelle, Kopfschmerzen, Muskelschmerzen und Müdigkeit.

Impfung in der Schwangerschaft und Stillzeit?

Wie das Deutsche Krebsforschungszentrum (dkfz) auf seinem Infoportal im Internet schreibt, liegen derzeit noch zu wenige Daten zur Sicherheit der Impfung während einer Schwangerschaft vor. Weiter heißt es: „Daher wird zum jetzigen Zeitpunkt empfohlen, mit einer Impfung bis nach Ende der Schwangerschaft zu warten. Wird eine Frau schwanger, nachdem sie bereits eine Teildosis der HPV-Impfung erhalten hat, sollte mit dem Fortsetzen der Impfung bis nach der Entbindung gewartet werden.“ Während der Stillzeit kann Gardasil allerdings verabreicht werden, heißt es im „Epidemiologischen Bulletin“ des Robert-Koch-Instituts.

Was leistet die Vorsorgeuntersuchung gegen Gebärmutterhalskrebs?

Da die Impfung ja nur gegen bestimmte Virentypen schützt, die nur zu 70 Prozent für die Entstehung bösartiger Zellveränderungen am Gebärmutterhals verantwortlich sind und es außerdem nicht geklärt ist, wie lange der Impfschutz überhaupt anhält, müssen auch geimpfte Frauen weiterhin zur üblichen Vorsorgeuntersuchung bei der Frauenärztin/dem Frauenarzt gehen. Ab einem Alter von 20 Jahren wird diese Untersuchung einmal im Jahr von der Krankenkasse bezahlt. Mit dem so genannten Pap-Test, das ist eine Abstrichuntersuchung, können auffällig veränderte Zellen des Gebärmutterhalses ausfindig gemacht werden, die sich im ungünstigen Fall zu Krebsvorstufen und Krebs entwickeln können. Wird hier eine bedenkliche Veränderung der Zellen festgestellt, muss der Test nach einem kurzen Zeitraum wiederholt werden, eventuell muss bei bleibenden Veränderungen zur weiteren Klärung und zur Behandlung Gewebe entnommen werden (Konisation).

Zum Weiterlesen

  • Nationales Netzwerk Frauengesundheit

    Auf den Seiten des „Nationalen Netzwerkes Frauen und Gesundheit“ finden sich die beiden verständlich, sachlich und ausgewogen informierenden Infobroschüren der Barmer Ersatzkasse und der Techniker Krankenkasse zur HPV-Impfung.

  • Paul-Ehrlich-Institut

    Das Paul-Ehrlich-Institut hat auf seinen Seiten Informationen zur "Zur Klinischen Prüfung und Zulassung" der HPV-Impfung und zu den Untersuchungsergebnissen der beiden Todesfälle aus Deutschland veröffentlicht.

  • Deutsches Krebsforschungszetrum

    Hier gibt es umfangreiche wissenschaftlich fundierte Informationen zu allen Aspekten der Erkrankung, Vorbeugung und Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs.

  • Epidemiologisches Bulletin der STIKO

    Hier ist die Empfehlung und Begründung zur HPV-Impfung der Ständigen Impfkommission nachzulesen.